Problem von Leer - 23 Jahre

(nichts als) viele lose Fäden

Hallo,

vielen Dank im Voraus...

nun ja, meine Überschrift sagt vieles. ich meine es wirklich ernst, auch wenn dies hier sehr lang wird.
Probleme, nichts als Probleme.... das ist keine Phrase: ich weiß WIRKLICH nicht weiter.

ich hoffe, Sie können es lesen und mir wenigstens ein kleines feedback geben, obwohl es so lang geworden ist.

ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, mich auf die Reihe zu kriegen. ein positives selbstbild zu entwickeln.
angesichts meines bisherigen lebens.

ich hoffe, es ist nicht zu anstrengend, wenn ich einfach mal drauf los schildere - dabei komme ich mir immer vor, als würde ich hausieren gehen und nehme mich selber kaum noch ernst, obwohl ich weiß, wie sehr mich alles belastet...

also.

mit 6/7/8 (ich weiß es nicht genau, da ich nicht weiß, ob ich schon eingeschult war oder nicht) wurde ich von einem geistig behinderten verwandten sexuell missbraucht. meine familie wusste davon, dass er "an kindern rummacht", zumindest die väterlicherseits, hat aber nie was unternommen. ich wurde dabei nicht penetriert, darum war es wohl nicht der rede wert - es war aber sehr viel zwang, und sexuelle manipulation involviert. alles in allem eine sehr widerwärtige erfahrung, die mir bis heute täglich durch den kopf geht. ich kann keinen menschen umarmen ohne daran zu denken. (an manchen tagen, kann ich nichtmal jemandem in die augen schauen oder die hand geben)
"man muss ja schon sehr dumm und wertlos sein, sich von einem behinderten missbrauchen zu lassen" geht mir irgendwie durch den kopf.

als ich meiner mutter mit 15 von diesem erlebnis erzählte, meinte sie nur ziemlich emotionslos "tja, tut mir leid, dass du das erleben musstest. aber warum hast du nichts gesagt und bist nicht weggerannt?"
(Antwort:1. hat das erzählen bis heute nichts gebracht, außerdem WUSSTEN SIE davon, zumindest wussten sie von vorfällen, die VOR meinem missbrauch passiert sein müssen - und zwar mit familienmitgliedern, wo ebenfalls "alles in der familie blieb".
2. hat er mich festgehalten und ich war höchstens ein grundschulkind, er aber, wenn auch geistig behindert, ein ausgewachsener rüstiger mann UND man hat mich nicht so erzogen, dass ich ohne hemmungen zuschlagen kann - bei bedarf. außerdem war ich so verblüfft von so viel dreistigkeit von einem erwachsenen BLÖDEN, dass ich erstmal wie erschlagen einfach dastand und geschehen lies. ich weiß nicht, ob das irgendwer nachvollziehen kann, dieses gefühl des eingefriert werdens . aber so war das. es hat mich sicher nicht erregt.)

außerdem hat mir im freibad einfach mal ein mann zwischen die beine gefasst, im vorbeigehen. das hat mich ebenfalls verblüfft.

später, zwischen 11 und 12, hat mich mein cousin mehrmal sexuell genötigt. da hatte ich dann aber den mut, ihm zu sagen, dass ich es allen erzählen würde, wenn er nicht damit aufhören würde, woraufhin ruhe war. allerdings habe ich den kontakt auch gemieden.

meine mutter war immer sehr traurig. mit betonung auf IMMER. ich weiß nicht, ob man es depressiv nennen kann. eher chronisch melancholisch. (mein vater war immer nur arbeiten und tut bis heute nichts anderes.)
meine mutter hat mir oft ihr schwieriges leben geschildert und mir sehr viel vorgeheult. ich hab sie geliebt. irgendwie liebe ich sie immer noch, aber seitdem ich mit 10 in die Pubertät kam, hat sich ihre Liebe irgendwie verändert. außerdem möchte und kann ich mich nicht mit ihr identifizieren. (ich möchte was aus meinem leben machen und nicht nur umheulen, wie ich es leider hier jetzt auch hier tue... oder aber schluss und ende. ich will keine dahinsiechende last sein) spätestens als ich 12 war, meine Großmutter aus dem Haus geekelt wurde und ich begann, eine eigene Meinung zu entwickeln, unterstellt sie mir sachen wie: "hass" in den augen...
na ja, vielleicht hatte ich den. ich hatte nämlich zunehmend genug von den verkorksten "beziehungen" in meiner familie. außerdem glaube ich mittlerweile nicht, dass mich meine mutter je geliebt hat, ich war eher so ein Objekt, auf das man stolz sein konnte, für gute schulnoten und schöne haare (und später eine "schöne figur".

ich war nie fett, nicht mal übergewichtig, aber kam wohl zu früh in die pubertät und musste mir schon in der grundschule blöde kommentare wegen meiner formen gefallen lassen. das ist ja noch alltäglich, wenn auch schon sehr schlimm. ich war nie "beliebt", weil zu nachdenklich und intelligent, später depressiv. ich war nie so unbefangen und oberflächlich wie andere kinder. (ich beneide bis heute menschen, die einfach leben und nicht ständig grübeln) freunde hatte ich bis zum ausbruch meiner essstörungssymptome aber immer. wenige, aber ich hatte freunde.

meine beste freundin im gymnasium "verriet" mich in meinen augen, in dem sie mit 2 mädels, mit denen wir beide bis dato wenigeer gut befreundet waren, ein weihnachtsgeschenk bastelte: und zwar eine lebensgroße stoffpuppe mit ballonkopf = einen FREUND.
ich hatte nur meiner besten freundin (und NUR dieser) erzählt, dass ich mich mit 13,14 nicht NORMAL fühlen würde, da ich immer noch keine sexuellen erfahrungen mit gleichaltrigen gehabt hatte. (von meinem missbrauch wusste sehr lange aber niemand)

jedenfalls: sie lachten sich dann auf meine kosten total schlapp. erst das sich über wochen, wenn nicht monate sich hinziehende "du kannst nicht kommen, wir basteln dein weihnachtsgeschenk" und dann dieses "wunderbare" geschenk - es gab mir wirklich den rest. ich steckte den kerl zu hause angekommen in den keller, heulte, was meine mutter nicht verstand, und ließ die 4 jahre lange beste freundschaft mit besagte bester freundin im sand verlaufen - was mir meine mutter bis heute noch vorwirft.

aber ich konnte einfach nicht mehr, sie hat mir damals mit diesem scheiß geschenk echt sehr weg getan.

mein schlimmstes mobbingerlebnis in verbindung mit verrat durch meinen bruder war, dass sein bester freund mich ständig auf dem schulweg "pferdearsch" nannte. und sich schrecklich totlachte, wenn er sah, dass es mich traf, obwohl ich mir immer mühe gab, ein wachsfigurengesicht zu machen. stolz sein, ignorieren, nichts half. eher im gegenteil, wahrscheinlich war mein gesicht einfach immer zu epressiv, jedenfalls nannten mich kurz darauf auch sein kleiner bruder und dessen freund ständig auf dem schulweg PFERDEARSCH und lachten mich aus wie die hyänen. damals war ich 11 ,12, 13, sie 15 bis 18.

mein bruder saß und lief immer nebenbei, sagte nichts, sah nichts, hörte nicht, leugnet bis heute, irgendwas mitgekriegt zu haben.

als ich dann mit 14 magersüchtig wurde, war endlich ruhe. dann kamen zwar ("sensible, sachkundige") fragen wie "ach, du bist wohl magersüchtig und kotzt ??" - und zwar von "freunden", meinen mobbern und Lehrern, die es besser hätten wissen können...
aber das machte mir nichts mehr aus.
manchmal hatte ich sogar eine stimme und konnte ihnen was erwiedern.

meine lehrer spielten allerdings verrückt, bezichtigten mich des kotzens in den pausen auf dem schulklo, meine sportlehrerin lästerte mit meinen mitschükerinenn über mich(!) usw...sie runierten meinen ruf an der (eher kleinen) schule, riefen meine eltern an, hetzten ihnen das gesundheitsamt auf die fersen - und plötzlich war ich thema für meine familie, aber nicht so, wie ich mir das je erhofft haben kann, denn seitdem wurde ich stöndig auf die waage gestellt und mit riesenportionen "gemästet".

ich nahm zu und wieder ab und so weiter... kotzte noch 2 jahre lang nicht. da mir mein umfeld aber ständig ebendies vorwarf, fing ich mit 16 schlagartig an und blieb dann auch dabei... bis heute.

meine familie hasst mich für meine "gestörtheit". mittlerweile erzähle ich ihnen einfach das blaue vom himmel, da sich mein gewicht nicht verändert und ich "normal" aussehe, außerdem weit von ihnen weg wohne.

"meine familie" - das kann ich eigentlich garnicht sagen, ich will nicht. ich würde gern, ich würde auch gern positive dinge in meiner familie sehen, aber immer, wenn ich versuche, mit familienmitgliedern auszukommen, tun sie mir auf verbale weise weh.

das mag ein abwertendes kommentar bezüglich meiner träume/ziele sein (träume und ziele, die sich mittlerweile WIEDER mal verflüchtet haben...)
oder irgendeine taktlose anekdote wie :
"dein brüderchen hat bei deiner geburt geweint, da musste ihn der papa lange trösten"... usw. einfach immer wieder etwas, was mich an meiner daseinsberechtigung zweifeln lässt.

ich glaube, mein bruder hat mich immer als konkurrenz gesehen, und mich deshalb nie gemocht.

als meine mutter mit meiner großmutter zerstritten war, hatte er sogar kontakt zu meiner großmutter und hat sich WÖCHENTLICH bei ihr geld abgeholt - wovon er mir laut ihr die hälfte hätte geben sollen, was er nie tat.

meine mutter und meine großmutter waren über 10 jahre zerstritten.
erst jetzt haben sie sich wieder vertragen (und zerstreiten sich regelmäßig wieder, was von meiner mutter ausgeht, die meiner oma ihre schlechte kindheit vorwirft - was ich einerseits verstehe, andererseits geht mir diese extreme zerissenheit von extrem beleidigenden schuldzuweisungen und "komm mal wieder nach hause! wir gehen zur oma kaffee trinken, die möchte dich doch auch mal sehen (und zwar jetzt, nach 10 jahren)" auf den wecker.
ich verstehe das alles nicht!!!

ich fühle mich ehrlich gesagt noch wie ein kleines kind, das am liebsten allein spielt, sich aber zwischendurch sehr, sehr einsam fühlt.

ich weíß nicht, ob mir irgendwas auf der welt helfen kann, ordnung in meinen kopf zu bringen und irgendwann mal all die 1000 verletzungen verheilen zu lassen, und mich in einen zumindest annähernd anhaltenden zustand versetzen, in dem ich mich selbstständig und FREI um mein leben kümmer kann.

komischerweise mache ich viel von meiner familie abhängig - ich meine "komischerweise", weil ich mich ja eigentlich NIE auf sie habe verlassen können. ich glaube: da gab es nie zusammengehörigkeit und liebe, sondern nur narzissmus, totale fixierung auf materialistisches, ignoranz vor MEINEM leid (und auch dem potentiellen meines bruders, der aber angeblich keinen missbrauch erlebt hat, bei dem ALLES im leben bisher geklappt hat und der mich als Lügnerin beschimpft) und so weiter.

ich habe bisher schon versucht, ganz mit meiner familie zu brechen - oder aber auch mal hier und da, mich wieder einzugliedern, mich vor allem mit meiner mutter zu verstehen - aber sie hat immer wieder anfälle, wo sie mich als egoistisch und böse und vom teufel besessen darstellt - nur, weil ich meine eigene meinung äußere.

die frauen in meiner familie hatten alle kein leichtes leben, vielleicht bagatellisieren sie deshalb mein leid und messen ihm keine große bedeutung zu.
ich aber LEIDE. ich merke praktisch täglich, wie sehr mich meine negativen gefühle gegenüber mir selbst und meine einstellung zum leben beeinflussen.

ich bin nun seit 9 Jahren essgestört, mal anorexie, mal bulimie. nein, das ist kein spaß, aber ich denke: das eigentliche problem, der riesige problemhaufen wird von allen bagatellisiert.

in einer selbsthilfegruppe (vor 4 jahren) wurde mir zwar gesagt, dass ich ganz sicher ne therapie bräuchte, dass die gruppe nicht genug für mich wäre.
und eine jugendtherapetuin (vor 6,7 jahren) meinte, sie wisse nicht, ob sie mir helfen könne...
aber meine therapeutin von vor 2 jahren schoss den vogel (und meine LUST darauf, mich anderen menschen zu öffnen) ab -
indem sie auf eine schilderung aktueller verbaler sexueller belästigung (UND nachdem ich ihr meine negativen erlebnisse mit männern geschildert hatte) folgendermaßen kommentierte:
"sie sind wohl einfach zu sensibel.
sie sind wohl einfach zu sensibel, von männern wird aggressives flirt-verhalten sozial gefordert."

ich weiß auch nicht, ich weiß einfach nicht.
mir ist klar, dass ich sensibel bin, aber ich bereue, dass ich keine emanze bin, ehrlich gesagt, denn keine frau muss sich gefallen lassen, was ich mir schon gefallen lassen musste.

ich verstehe nichts, einfach nichts. nichts von dem, was mir passiert ist und was mich immer noch beeinflusst bzw. wovon ich die narben immernoch jucken spüre, wovon ich zum beispiel auch ahne, wie sie mein verhältnis zu meinem körper und anderen menschen beeinflusst haben und immer noch beeinflussen - das alles scheint keinen sinn zu machen.
ich meine: wann hört das denn auf ?

ich bin zurzeit wirklich sehr am boden, kann seit Monaten nichts mehr machen. ich meine: NICHTS. meine ziele verschwimmen immer wieder hinter dem depressions-vorhang. meine selbstachtung ist irgendwie sehr angeknackst.

die essstörungen machen es nicht besser, na klar. aber bitte sagt mir jetzt nicht: du musst erstmal deine symptome in den griff kriegen.

ich weiß, dass ich garnichts in den griff kriege, wenn mich nicht endlich mal jemand ernst nimmt - in den ursachen.

ich bin keine eitle junge frau, die besser in ihre jeans passen will (das ist wohl keine essgestörte, aber irgendwie denken wohl auch die mehrzahl der therapeuten so, nicht nur die uneingeweihten) - ich sehe das ganze als meine passende begleitung durch die hölle, die mein leben ist.

wenn ich mal zunehme, fühle ich mich wie ein mit exkrementen vollgestopfter sack. (ich wiege mich nicht, seit ich 16 bin, weil mich meine eltern ständig auf die waage zwangen, um meine gewichtszunahme zu kontrollieren und ich daraufhin das WIEGEN mit totalem zwang von AUßEN verbinde, ich außerdem auf zahlen pfeife, sondern nur mein körperumfang zählt)

ich denke, es ist BEI MIR ZUMINDEST genau dieses gefühl, sich mit allerart sch... vollgestopft zu fühlen, und dieses gefühl auf weibliche formen und körperfett (alles, was "schwabbelt") zu übertragen, was mich zu meinen kompensationsstrategien treibt.

tatsächlich fühle ich mich in meinem gestörten essverhalten sehr "zu hause" - aber nicht angenehm daheim . genauso, wie ich mich fühle, wenn ich in mein elternhaus zurückkehre (was ich nur einmal, nach 4 jahren abwesenheit, letztes jahr getan habe - seitdem geht es mir übrigens wieder RICHTIG schlecht. zuvor hatte ich sogar schon ein paar wochen ohne erbrechen ausgehalten.)

jedenfalls - seitdem meine eltern von meiner essstörung durch einen arztbesuch wissen, der mir anorexia nervosa bestätigte, fühlen sie sich, als sei ich krank geworden, um ihnen was vorzuwerfen, als mache ich das zum spaß und um ihnen das leben schwer zu machen.
seit der bulimie war dann die hölle los, sehr viel gewalt, manchmal wurde ich von allen gemeinsam verprügelt. als strafe für das wegfressen von essen, oder einfach, weil ich nicht mit ihnen am tisch essen wollte.
banale momente, die eskaliert sind, weil ich mich irgendwann zu nichts mehr zwingen lies.
nachts kam meine mutter mal an mein bett und hat mir ein kopfkissen auf´s gesicht gedrückt,
einmal hat mir mein vater so ins gesicht geschlagen, dass das blut aus der nase an meine zimmerwand spritzte, woraufhin mein GUTER bruder schnell die weiße farbe holte und den fleck übertüchte.
was meine mutter dazu veranlasste, mich weiterzubeschimpfen und ihn zu loben, mich den ganzen folgenden nachmittag zu quälen, indem sie wasser über mich schüttete, obwohl ich gerade meine hausaufgaben machte UND SO WEITER.

es war einfach die hölle.

irgendwann hab ich mich nur noch in meinem zimmer eingeschlossen und gekotzt, bis mir der zimmerschlüssel weggenommen wurde. von da an kam meine mutter öfters nachts in mein zimmer und beschimpfte mich als vom teufel besessen, zog mir die bettdecke weg usw.

ich lebe seit 4 jahren nicht mehr zu hause, aber diese letzten jahre voller beschimpfungen, körperlicher gewalt und demütigungen (zB schlugen sie mich und fotografierten mich dann auf dem boden liegend) hallen immer noch in mir nach.

es ist ein alptraum, der nicht endet. ich erkenne mich nicht im spiegel, ich kenne da eine person, aber sie ist: leer.

was soll ich tun? welche art von therapie trauen Sie mir zu ?
gibt es noch irgendwelche hoffnung? - ich meine, wenn ich ehrlich zu mir bin, muss ich wirklich sagen, dass ich mich derart zerrissen und festgetreten fühle (festgetreten von vergangenem und von mir selbst, ja, auch ich bin schuld, aber ich weiß nicht, wie ich sonst mit mir hätte umgehen können, ehrlich gesagt fühlt es sich oft richtig an, wenn es mir schlecht geht, und ehrlich gesagt freue ich mich irgendwie darauf, NICHT mehr zu sein, nichts mehr sein zu müssen und auch nichts mehr WERDEN zu müssen - denn ich will nichts leisten, ich will nicht funktionieren in diesem leben, nur um immer wieder eins in die fresse zu kriegen.)
..derart zerissen fühle, dass ich nicht glaube, dass mir irgendwas oder -wer helfen kann.
ich fühle mich einfach nur wie eine offene wunde, so pathetisch das (alles) klingen mag.

ich bin nur noch hoffnungslos, und ich schreibe auch diesen kummer hier irgendwie widerwillig, weil ich mich eigentlich nicht mehr gegenüber menschen öffnen wollte.

es tut mir leid. mir tut irgendwie alles leid, ich fühle mich extrem schuldig.
es tut mir leid, Sie mit diesem scheiß zu belästigen. gleichzeitig hasse ich alle Menschen, ich hasse mich, ich hasse einfach alles.

ich kann manchmal lachen, aber meistens lache ich über mich.
das ist vielleicht ein guter zug, aber auch irgendwie traurig.

mein freund liebt mich - nimmt aber gerade "urlaub" von mir - weil ich ihn nicht mehr liebe.
ich kann einfach nicht lieben, das habe ich FÜR MICH als tatsache erkannt.

es tut mir leid. ich weiß, dass sich die welt nicht um mich dreht, aber ich fühle mich wirklich, als wäre ne Menge Jauche über mir und meinem Leben ausgeleert worden, und ich komme nicht raus.

es ist eher so, dass ich über die jahre immer tiefer drin versinke und mich frage, wo ICH, wo meine identität geblieben ist. Ich kann doch nicht nur aus fremder Jauche und den Konsequenzen bestehen ?

übrigens sehe ich auch meine guten schulnoten als konsequenz von vereinsamung, essstörung und depressionen. ich brauchte halt ein gebiet, das mir FUNKTION und spielplatz für mein ego bedeutete. ein gebiet, auf dem ich vergessen konnte. (irgendwann konnte ich nicht mehr vergessen, zum abi hin bin ich notenmäßig rasant abgesackt, weil ich nur noch depressiv war, und daraufhin habe ich 2 mal mein studium abgebrochen.)

es gibt tage, an denen bin ich wunschlos, da lebe ich einfach so vor mich hin und denke nicht an morgen und nichtmal allzu viel an gestern, kann lachen und albern sein - aber da ist so ein riesenschatten, der nie verschwindet. das ist nicht meiner, das will ich nicht sein. ich weiß, ich habe keine wahl, und dennoch habe ich das gefühl NICHT ICH ZU SEIN. ich bin lebendig begraben.

ich hab einfach keine andauernde perspektive mit dieser riesenlast.

und dann: es muss doch auch gutes in mir geben? und das obligatorische "womit hab ich das verdient" ?
womit ? warum ? und wie komm ich da raus ?

das wesentliche ist wohl aber, wenn man die vernünftige spielen will (und das tue ich momentan, denn ich bin gerade leider wieder emotional und einfach nur verwirrt)
: wie fange ich an, all die Jauche abzutragen, Stück für Stück ?
ich glaube nicht an die Illusion des Vergessens, ich will einfach nur leben und glücklich sein können, ohne Ekel und Angst vor allem und jedem - vor allem mir selbst.

vergeben - ich hab ihnen allen vergeben, aber sie suchen mich immer wieder heim. und eigentlich glaub ich: ich hab ihnen nie was angelastet, auch nicht denen, die mich ganz offensichtlich, auf nachvollziehbare weise, psychisch entstellt haben, sondern irgendwie hab ich immer mir die schuld gegeben. ich glaube, dass ich das alles irgendwie verdient habe, frage mich aber trotzdem, WARUM und WOFÜR.

wie fange ich an, mich aufzubauen? wie kann ich wieder auf mich hören, meine Träume erstnehmen und ihnen nachgehen? ein Ziel hartnäckig verfolgen ?

irgendwie: LEBEN ?

(Danke)

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo,

puh, das ist ja ziemlich hart, was du das von dir erzählst. Und ich trau mich gar nicht so richtig ran, dir etwas dazu zu schreiben. Bei dir kommt irgendwie alles zusammen, was? Schlechte Erlebnisse, eine schwierige Familie, schwierige Kindheit, schlechte Erlebnisse, Essstörungen... ein Teufelskreis, aus dem ein Ausbrechen sehr schwer werden wird.

Was du unbedingt brauchst, ist eine richtig gute Therapie. All das, was du uns jetzt hier so ausführlich erzählt hast, solltest du einem guten Therapeuten vortragen. Aber wie findet man den? Ich hab hier einen Link gefunden, der dir vielleicht weiterhelfen wird, einen guten Therapeuten zu finden:

http://www.therapie.de/psyche/info/fragen/psychotherapeuten-finden/

Ich glaube nicht, dass du es unter diesen schwierigen Voraussetzungen schaffst, allein diesem Teufelskreis zu entkommen. Deshalb ist für dich das Wichtigste, einen wirklich guten Psychotherapeuten zu finden, zu dem du Vertrauen haben kannst und dem du dich öffnen kannst, denn das ist die Voraussetzung dafür, dass du auch Hilfe empfangen kannst.

Natürlich musst du daran auch ernsthaft mitarbeiten, ich denke, das ist dir klar. Du bist wirklich ernsthaft krank und brauchst Hilfe. Deine übersteigerte Sensibilität ist nur ein Symptom. Aber du schreibst auch, dass du an manchen Tagen wunschlos bist und einfach so vor dich hinlebst. Das zeigt doch, dass du kein hoffnungsloser Fall bist. Also versuch es, auch wenn es hart wird.

Das Leben ist so kurz, aber es kann so schön sein, wenn man lernt, es zu genießen. Und es wird uns nur einmal geschenkt, diese Chance bekommen wir nie wieder. Und deshalb solltest du alles daran setzen, aus dieser Zwickmühle auszukommen und dem Teufelskreis zu entfliehen!

Ich wünsch dir von Herzen ganz viel Glück und drück dir die Daumen, dass du es schaffst, die Schatten wegzuschieben und glücklich zu sein!!

Liebe Grüße,
Jeanett