Problem von Anonym - 19 Jahre

Halbgeschwister

Hey, ich bin total fertig.

Seid vier Wochen haben meine Stiefmutter und mein Vater nun ihre Zwillinge und für uns ist kein Platz mehr. Wir sind 4 Kinder und unsere Eltern haben sich getrennt. Die zwei Jungs leben bei meiner leiblichen Mutter, meine Schwester und ich bei unserem Vater. Dieser lebt mit meiner Stiefmutter zusammen jetzt haben sie gerade ihre Kinder bekommen und für uns ist keinerlei Raum mehr. Das Leben meiner Stiefmutter spielt sich nur noch in der obersten Etage ab, wo wir keinen Zutritt haben, da es sich um den Elternbereich des Hause handelt. Mein Vater arbeitet und hat so sowieso schon kaum Zeit, aber seid die Zwillinge da sind, ist die einzige Aufmerksamkeit meiner Schwester und mir gegenüber, wenn etwas nicht so läuft, wie er sich wünscht oder vorstellt, dass heisst er motzt uns einfach nur noch an für mehr ist einfach kein Raum. Ich weiß, dass ich in dem Alter bin, wo mich das alles kalt lassen sollte, aber dennoch fühle ich mich einfach sehr verletzt. Als die Geburtsanzeigen rausgingen und wir noch nichteinmal drauf standen. Die neue Familie bleibt einfach unter sich. Nun will meine Schwester zu unserer Mutter ziehen, diesen Schritt kann ich nicht tun, da ich ihren Lebenspartner überhaupt nicht leiden kann. Auch ausziehen geht nicht, da ich noch in der Schule bin und nicht wüsste, wie ich mir eine Wohnung finanzieren soll. Die ganze Situation ist einfach ätzend. Wir dürfen auch die Kinder kaum mal in den Arm nehmen, das sie angeblich noch zu "zart" sind, aber jeder Besucher, bekommt sie sofort in den Arm gedrückt. Vielleicht können sie uns anderen Kindern ja einen Rat geben, wie wir diese Situation meistern können. Vielen Dank im Voraus.

Anwort von Sabine

Hallo!

Ja, ich kann mir vorstellen, dass diese Veränderung auch Nachteile mit sich bringt, die nicht so leicht zu akzeptieren sind.

Ich war zwar selber noch nie in dieser Situation, aber ich bin eine Mutter und ich weiß, dass Babys viel Arbeit machen können. Vielleicht hilft es Dir ein wenig, wenn ich versuche mal aus der Perspektive einer Mutter zu schreiben. Andernfalls warten wir mal auf ein Feedback von unseren Lesern, die vielleicht schon einmal in einer ähnlichen Situation waren.

Eine Schwangerschaft verändert oftmals auch ein wenig das Leben einer Frau. Sie ist teilweise nicht mehr die, die sie mal war und das plötzlich in 9 Monaten. Vorher muss man verstehen, dass der Körper sich verändert. Man vielleicht nicht mehr so aktraktiv ist. Folglich steht schlechte Laune und Gereiztheit auf dem Tagesplan. Im nachhinein ärgert man sich und weiß auch, dass es nicht nötig war, aber es passiert einfach und es hat auch mit der Hormonumstellung zu tun. Viele Paare beklagten sich nach so einer familiären Veränderung, dass alles nicht mehr so ist, wie es einmal war. Ist ja auch logisch. Plötzlich sind da ein oder zwei mehr, die auch Aufmerksamkeit wollen. Für das Mutterherz bedeutet dies noch mehr Geben und hoffen genausoviel wieder zu bekommen. Das ist oftmals sehr schwer unter einen Hut zu bekommen. Folglich schlechte Laune und Gereiztheit auf dem Tagesplan. Ich kann mir vorstellen, dass dies zum Teil die Dinge sind, die Du in Deiner Mail erwähnst. Ich möchte Deine Stiefmutter auf gar keinen Fall in Schutz nehmen, denn jeder macht Fehler. Das Leben besteht aus Fehlern aus denen man lernt.

Wichtig ist, dass ihr miteinander redet und ihr euch mitteilen könnt, was ihr fühlt und was ihr möchtet und was ihr denkt. So, dass ihr euch verstehen könnt. Wichtig ist auch, dass keine Vorwürfe daraus gemacht werden, wenn man es dem anderen mitteilt. Sagst Du zu Deiner Stiefmutter "ich darf die Zwillinge nie auf den Arm nehmen und andere bekommen sie gleich in die Hand gedrückt", dann fühlt sie sich vielleicht angegriffen und wird zurückfeuern. Daher ist es wichtig, dass man sich vorsichtig an solche Dinge rantastet und auch Geduld hat. Ich weiß aus eigenen Erfahrungen, dass das oftmals tierisch nervig sein kann immer so feinfühlig zu sein, aber wenn man wirklich etwas erreichen will und nicht aufgeben will, dann wird es auch irgendwann klappen. Nur, wie schon gesagt, ist es auch wichtig, dass Du Dich mal mit ihr in Verbindung setzt "Hey... können wir uns mal unterhalten" oder "weißt Du eigentlich, dass ich vermisse die Kleinen auch mal auf den Arm zu nehmen?" Ich könnte mir vorstellen, dass sie dann auch reagieren wird.

Das Du das Gefühl hast, dass Du nicht dazu gehörst, ist ein Folge-Gefühl von dem, was vorab passiert ist und Du inzwischen in Dich hineingefressen hast. Es hat sich alles angestaut. Die Anzeige, die Abgeschiedenheit, das Versagen der Zwillinge. Dann platzt einem irgendwann der Kragen. Sicherlich könntest Du auch weglaufen und zu Deiner Mutter ziehen, aber ich halte das ehrlich gesagt nicht für eine Lösung, sondern für einen unfreiwilligen Rückzug und ungeklärte Dinge bleiben einfach zurück.

LG, Sabine