Problem von Anonym - 24 Jahre

Mein Freund hat sich total verändert

Mein Freund (33) und ich kennen uns knapp 2 Jahre, davon sind wir nun 9 Monate ein Paar. Ich wollte ihn damals eigentlich gar nicht haben, weil ich in einen seiner Freunde verliebt war, aber irgendwie schaffte er es doch mein Herz für sich zu gewinnen und mittlerweile liebe ich ihn über alles.

Am Anfang unserer Beziehung (die ersten 6 Monate ca.) war es so, dass er alles für mich tat und mich manchmal sogar etwas mit seiner Liebe erdrückte. Er versuchte mir immer alles recht zu machen und wir sahen uns bis auf einige Ausnahmen (außer ich musste beruflich verreisen) jeden Tag und verbrachten auch die Nächte miteinander, entweder bei ihm oder bei mir. Zum besseren Verständnis muss ich dazu sagen, dass ich beruflich und privat mit beiden Beinen fest im Leben stehe und er seit längerer Zeit arbeitslos ist und aus zwei vorherigen Beziehungen jeweils ein Kind hat. Er hat viel dummes Zeug in seiner letzten Beziehung erlebt - getrennt, zusammen, getrennt, zusammen... ein ständiges hin und her. Ich war die erste Frau, die es geschafft hat, dass er sich restlos von seiner alten Beziehung lösen konnte.

Nun, wie bereist gesagt tat er alles nur um mich glücklich zu sehen, da ich nicht immer einfach bin und wir beide typische Löwen (Sternzeichen) sind, war das mit Sicherheit nicht immer einfach. Sämtliche Sachen, die er vor der Beziehung machte (mit Freunden mal weggehen usw.) waren weg. Ich sagte ihm oft, dass er doch mal einen Tag für sich nehmen soll, aber das wollte er eben nicht. Sein Leben war ich, so kam es mir zumindest vor.

Der Stress begann als ich einem Azubi aus unserer Firma bei seiner Projektarbeit für die Abschlussprüfung half. Dies dauerte insgesamt 2 Wochen. Ich machte Überstunden, schlief abends oft auf der Couch ein und unsere Freizeitaktivitäten waren gleich null unter Woche. Er fing an Eifersucht zu zeigen und suchte oft Streit. Ich hatte ja Verständnis für sein Verhalten, aber trotz alle dem fühlte ich mich oft ungerecht behandelt. Ein klärendes und versöhnendes Gespräch gab es erst als die ganze Situation auf einer Feier seiner Eltern eskalierte und seine Mutter ihm gehörig den Kopf wusch. Danach war auch eigentlich alles wieder ok, bis auf die Tatsache, dass er oft wegen Kleinigkeiten mit dem Hintern rum war (z. B. kleine Bemerkungen von mir bei denen ich mir nichts dachte). Aber die Beziehung lief eben wieder in geregelten Bahnen, wenn man das mal so nennen kann.

Vor nun ca. 2 Monaten veränderte er sich irgendwie. Sex gab es nur noch dann, wenn ich den ersten Schritt unternahm und die Häufigkeit beschränkte sich auf 1x die Woche. Er wurde teilweise sehr verletzend mir gegenüber bzw. benahm sich in manchen Situationen gleichgültig. Ich sprach ihn des Öfteren darauf an, um für mich einen Grund zu erfahren für seine Veränderungen, aber ich bekam immer nur zu hören, dass das alles nichts mit mir zu tun hätte. Mit der Zeit wurde ich immer unzufriedener und begann die Ursachen für sein Verhalten bei mir zu suchen. Was ja irgendwie normal ist, wenn sich der Partner urplötzlich verändert und man keinen Grund findet.

Ich konnte mich immer auf ihn verlassen, wenn er sagte er kommt, dann kam er auch. Bis auf ein Wochenende. Er hatte ein Turnier und wir waren hinterher verabredet. Ich wusste ja wann er hätte ungefähr bei mir sein wollen. Aber er kam und kam nicht. Als ich ihn dann anrief meinte er, dass er bald kommen würde, er warte nur noch auf seinen Fahrer, der ihn zu seinem Auto bringt, damit er zu mir kommen kann. Als er 2 Std. später noch nicht bei mir war, rief ich wieder an und siehe da, er war sturzbetrunken und war bei sich daheim und war natürlich nicht mehr in der Lage zu mir zu kommen. Ich war ziemlich wütend auf ihn und sagte, dass wir am nächsten Tag darüber reden sollten.

Der Tag danach kam, es kam auch zum Gespräch und dabei stellte sich heraus, dass er mich auch noch angelogen hatte. Mein Gott, ich bin die Letzte die meckert, wenn er bei seinen Kumpels hängen bleibt, aber dann soll man wenigstens ehrlich sein und vor allem anrufen und bescheid sagen und nicht solche Nummer abziehen. An diesem Abend kochten die letzten Wochen in mir hoch und ich sagte ihm, dass ich es für sinnvoll erachte, wenn wir uns mal ein paar Tage nicht sehen würden. Er sagte noch, dass er nicht wisse was das bringen soll, aber er ging darauf ein. Und nun begann der richtige Stress.

Wir sahen uns dann zwar öfter, meist irgendwo für 1-2 Std., aber wir unternahmen nichts und auch die Nächte verbrachten wir getrennt. Er wurde immer komischer. Plötzlich hieß es, er kommt mit sich selbst nicht klar, will keinen sehen, auch mich nicht, er wisse nicht, ob er unter diesen Umständen die Beziehung weiterführen könne, da er ja merkt wie beschissen es mir bei der ganzen Sache geht. Ich stand da und wusste gar nicht woher es kam. Ich hatte das Gefühl, dass er sich systematisch von mir löst und ich nichts dagegen tun kann außer zusehen. Das alles wurde so schlimm, dass ich schon dachte da wäre eine andere Frau im Spiel, aber dieses verneinte er kategorisch. Er wollte einfach nicht mit der Sprache rausrücken. Ich machte mir tagelang einen Kopf, konnte nicht mehr schlafen, ernährte mich von Kaffee und Zigaretten. Das ging so weit, dass ich mich von ihm trennen wollte, da ich mich so nicht behandeln lassen wollte. Ich habe schließlich auch Gefühle und Bedürfnisse. Aber auch dies lehnte er ab, da er mich angeblich lieben würde. Ich sagte ihm dann, dass ich ihm die Zeit geben werde, um zu sich selbst zu finden und einen Weg findet wie es bei ihm weiter gehen soll, ich bat ihm meine Hilfe und Unterstützung an, aber das wollte er auch nicht. Ich drängte ihn so sehr in die Enge bis er endlich rausrückte mit der Sprache. Er hat finanzielle Probleme und kommt nicht damit klar, dass ich aus sozial sicheren Verhältnissen komme. Ich glaube er fühlt sich "klein" mir gegenüber, obwohl ich ihm nie dieses Gefühl vermittelt habe, dass er nicht gut genug für mich ist. Er ist ein Mensch der nie über seine Probleme spricht und bisher immer davon rannte, wenn es zu Problemen kam und der Partner nicht wusste was mit ihm ist. Entweder trennte er sich dann oder der Partner. Ist ja klar, wer macht solchen Mist schon auf Dauer mit. Seit letztem Wochenende gibt er sich schon wieder mehr Mühe. Er besuchte mich jetzt 2x und am Samstag wollen wir gemeinsam etwas unternehmen. Und doch ist er nicht mehr der der er mal war.

Was kann ich tun?

Kathrin Anwort von Kathrin

Hallo,
auch wenn du ihm nie das Gefühl gegeben hast, ihm "überlegen" zu sein, kann er trotzdem darunter leiden. Du bist die Powerfrau in eurer Beziehung, hast Beruf und Privatleben gut im Griff und das hat auch vollsten Respekt verdient. Leider hängen viele Männer noch der traditionelleren Rollenverteilung nach und fühlen sich "unmännlich" (meist sticheln auch Freunde), wenn sie praktisch am Rockzipfel ihrer Partnerin hängen. Am Anfang eurer Beziehung wart ihr verliebt und er hatte seinen Platz an deiner Seite gefunden. Doch dann ist ihm wahrscheinlich entweder von selbst aufgegangen oder ihn hat jemand darauf gebracht, wie abhängig er von dir ist. Er ist im Grunde eigentlich unzufrieden mit sich selbst, doch er überträgt dieses Gefühl auf eure Beziehung und versucht seinem Ärger über sich selbst so Luft zu machen. Es liegt nicht an dir und das hat er dir auch schon gestanden. Man kann auch erkennen, dass er sich große Mühe gibt, dich nicht zu verlieren und das solltest du unterstützen, auch wenn es durch die Unzufriedenheit, die ihm immer noch quält, nicht so wie früher ist. In dieser Situation ist es wichtig, dass du ihn aufbaust und ihm immer wieder zeigst, wieviel er dir bedeutet und wie sehr du ihn liebst. Du musst jetzt sein Selbstbewußtsein stärken. Versuch dich in seiner Gegenwart zurückzunehmen und ihn reden zu lassen. Zeig ihm, dass du voll und ganz hinter ihm stehst!
Liebe Grüsse!