Problem von anonym (w) - 28 Jahre

Ich lebe das Leben, das ich nie wollte!

Hallo!

Ich bin 28, verheiratet, und habe eine Tochter von 20 Monaten. Ich habe mein Studium 2006 abgeschlossen und direkt danach meine Tochter bekommen. Seitdem bin ich zu Hause. Seit September bin ich dabei, mich zu bewerben, doch leider hat es noch nicht mit einem Job geklappt. Meine Kleine geht seit Sept 06 in die Kinderkrippe.

Ich hatte damals einen sehr großen Kinderwunsch, deshalb habe ich unsere Kleine auch gleich im Anschluss ans Studium bekommen. Wir sind auch wegen ihr von der Stadt aufs Land gezogen, in das Dorf, wo mein Mann her stammt. Wir wollten halt, dass sie viel spielen und sich freier bewegen kann. Und dass die Oma hier wohnt, ist auch nicht zu verachten (wenn mal was wichtiges ist, kann sie sie mal nehmen).
Doch leider merke ich, wie sehr ich darunter leide, hier gefangen zu sein. Ich fühl mich wirklich so. Ich habe kein Auto und die Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist alles andere als gut. Also sitze ich hier den ganzen Tag auf dem Kaff und habe nichts zu tun (so kommt es mir vor). Wir unternehmen auch nichts. Ich kann natürlich auch verstehen, dass mein Mann k.o. ist, wenn er von der Arbeit kommt (hat auch noch Fahrt von 60 Minuten). Aber er ist für mich so ziemlich der einzige Kontakt zur Außenwelt. Mittlerweile leisten wir uns 1 x pro Monat eine Babysitterin. Aber dann gehen wir auch nur entweder zu zweit oder mit seinen Kumpels (sprich: nur Männer) weg. Seit ca. einem Jahr verlassen mich auch die Gefühle für ihn. Ich hab ihm schon mal gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich ihn noch liebe. Daraufhin wurde es dann kurzzeitig besser zwischen uns, aber im Moment läuft es einfach nur noch scheiße. Ich war immer ein sehr unternehmungslustiger und fröhlicher Mensch. Doch ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal so richtig glücklich war. Ich kann noch nicht mal meine einzige Freundin treffen (wenn ich sie so nennen kann), weil ich hier nicht weg komme.
Er weiß auch, dass ich mich hier nicht wohl fühle und darunter leide, will aber nicht weg.

Dabei hab ich mir mein Leben immer ganz anders vorgestellt:
Ich wollte einen tollen Job finden, evtl. für ein paar Jahre ins Ausland gehen (das wollte mein Mann ursprünglich auch) und viel erleben. Und jetzt sitz ich nur hier und spiel das Heimchen am Herd und werde immer depressiver.
Mein Mann hat mich übrigens auch mit der Tatsache sehr enttäuscht, dass er hier gar nicht mehr weg will. Wir hatten das eigentlich so abgesprochen, dass wir erst mal hier her ziehen (auch wegen der Unterstützung der Verwandtschaft für unsere Kleine) und wenn ich mich dann bewerbe und irgendwo einen Job finde, halt wieder umziehen. Man muss dazu sagen, dass ich Biologie studiert hab und es da sehr schwer ist, was zu finden, muss mich also eigentlich bundesweit bewerben. Mein Mann ist Wirtschaftsinformatiker und würde überall einen neuen Job bekommen. Da er aber nicht mehr von hier weg will, hab ich mich halt gefügt und bewerbe mich auf Bürojobs in der Umgebung (hab noch eine kaufmännische Ausbildung).

Ich kann mit niemanden über meine Situation reden, bin auch nicht der Mensch, der überhaupt über seine Probleme redet. Eigentlich müsste es mir ja auch gut gehen: wir haben eine süße Tochter, eine große Wohnung und er ist wirklich ein guter Vater. Aber darf ich nicht auch mal ein bisschen egoistischer sein? Muss ich mich nur nach ihm richten? Zumal meine Gefühle für ihn eigentlich eh schon weg sind.
Ich weiß auch gar nicht, was ich eigentlich von Euch hören will. Ob ich nur bemitleidet werden will oder hören will, dass es doch besser wäre, sich von ihm zu trennen.

Vielen Dank auf jeden Fall fürs Lesen.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich verstehe es nicht so ganz... Du hattest eine Vorstellen, einen festen Plan für Dein Leben (und Dein Mann offensichtlich einen sehr ähnlichen) und doch habt ihr diese Wünsche Stück für Stück hinten angestellt und seit zusammen in eine andere Richtung gegangen. Warum? Klingt jetzt hart, aber ich denke nicht, dass man sich beklagen darf, wenn man sich für Dinge entscheidet, die man so eigentlich nie wollte.

Aber Du hast es doch auch in der Hand, Deinem Leben wieder einen Ruck zu geben. Du hast kein Auto und kannst so keine Freunde treffen, keine Unternehmungen starten. Ist es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wirkich so schwer und unmöglich? Wie sieht es aus, wenn Dein Mann abends zu Hause ist? Dann ist das Auto schließlich da und er könnte auf eure Kleine aufpassen? Oder am Wochenende? Einmal im Monat habt ihr den Babysitter - aber an den übrigen Wochenenden kannst Du Dir doch auch ein paar Stunden für Dich nehmen.

Wenn Dein Mann sagt, er möchte dort wohnen bleiben ist das dann auch ein Punkt, Basta, Aus? Oder würde er nicht mit sich reden lassen, wenn Du Deinen Traumjob bekommst? Das würde doch einiges verändern, denke ich. Du musst Dich nicht immer nur nach ihm richten; genauso wie er sich nicht nur nach Dir richten kann. Zum Eheleben gehören wohl immer auch eine Menge Kompromisse und Gespräche über die Wünsche.

Du sagst, Deine Gefühle für ihn sind weg. Möchtest Du die Scheidung, ihn verlassen und irgendwo neu anfangen? Oder sind die Gefühle 'nur' unter der Unzufriedenheit begraben, die in Deinem Leben so vorherrscht? Vielleicht sind sie wieder spürbar, wenn Du selbst beginnst, wieder mehr für Dich zu tun und dafür auch zu kämpfen? Wenn Du Dich selbst wieder mehr fühlen kannst, kannst Du vielleicht auch die Liebe wieder spüren?

Alles Gute!
Dana