Problem von Alice - 21 Jahre

Ich kann die Probleme nicht lösen

Hallo,
ich heiße Alice und habe ganz viele Probleme, haben wir ja eigentlich alle, oder? Ich muss dazusagen, ich habe schon eine ganze Menge Probleme galöst, aber diese schaffe ich einfach nicht ohne proffesionelle Hilfe. Naja, damit ihr einen kleinen Einblick in mein Leben habt, erzähle ich ganz kurz... (vielleicht versteht ihr mich dann besser.)

Ich wurde als zweites Kind in eine scheinbar glückliche familie geboren. Leider starb mein Bruder (das erste Kind ) ca. ein Jahr bevor ich auf die Welt kam. Ich kannte ihn nicht, aber komme bis heute nicht klar mit seinem Tod. Meine Mutter redet nicht viel von ihm. Das meiste was ich von ihm weiß, hat mir meine Oma erzählt. Mein Vater hatte nach diesem Tod angefangen zu trinken. Wurde zum Alkoholiker. Ich war die Hoffnung, dass das Leben weitergeht. Das alles hat meine Familie immer geschafft von der Außenwelt geheim zu halten. An Liebe mangelte es mir aber nicht, meine Mam hat versucht jede freie Minute mit mir zu verbringen, mein Vater war auch ganz in Ordnung, wenn er nicht gerade getrunken hat. Wenn er Alkohol im Blut hatte, dann war es das Beste wenn man sich eine dunkle Ecke gesucht hat und gewartet hat bis Mama zu Hause war. Dann hat sie es alles abgekriegt. Schaffte man es nicht, dann flogen schonmal eiserne Eimer oder sowas Richtung ein ungefähr 6jähriges Kind (ich). Es ging sogar soweit, dass ich einmal zusehen musste wie mein Vater meine Mutter fast erwürgt hatte,(ich sehe es heute noch alsob es gestern war) noch nicht mal meine Anwesentheit hat ihm was ausgemacht. ich weiß nicht wie ich es geschafft habe unseren Nachbarn zu holen. Er hat das beendet. Sie hatte schon Schaum vor dem Mund. Ich finde es schlimm, das ich es noch nicht mal schaffe zu verdrängen. Meine Mama hatte sich von ihm getrennt. Naja, später ist sie für kurze Zeit zu ihm zurück gekehrt.

Mit 10 Jahren zog ich mit meiner familie (d.h. meine Mutter, oma und ich) um.... weit weg... sehr weit weg! Ich musste meine Freunde und besonders meinen Onkel (der damals sowas wie Gott für mich war) zurücklassen. Das war für mich sehr schwer, aber ich bin ein aufgeschlossener Mensch und fand schnell ersatz für die Freunde doch nicht für meinen Onkel. Drei Jahre später entschloss er sich auch umzuziehen und kam zu uns in die Stadt. es war so schön bis er heiratete. Dann brach er einfach so den Kontakt zu meiner Familie und auch zu mir ab. Ich wollte es nicht glauben, doch trotz der unzähligen Briefe änderte sich nichts an der Situation. Ich war damals 13, und litt sehr darunter. Irgendwann akzeptierte ich es. Zu dem Zeitpunkt wünschte ich mir mein Bruder wäre da gewesen.

Als ich 14 war erfuhr meine Mutter, dass sie Krebs hat. Die Ärzte gaben ihr ein halbes Jahr zu leben. Ich wusste davon, kannte aber Niemanden mit dem ich reden könnte. klar Freunde waren immer da, aber in diesem Alter ist man überfordert. Sie hörten mir zu. Das war auch das Einzige was sie machen konnten. Meine Mutter gab die Hoffnung nicht auf, sie wusste wenn sie stirbt, werde ich in einem Heim enden. Diese Erfahrung hat meine Oma gemacht. Mir sollte es erspart werden und es hat geklappt, langsam gings aufwärts... den Krebs hat sie zwar bis heute nicht richtig bekämft, aber sie lebt immer noch. Sie ist einfach eine Kämferin in manchen Sachen geworden.

Mit 16 erfuhr ich, dass ich schwanger bin. Tja, was nun dachte ich mir. Ich war über beide Ohren verliebt und meinte wenn es schon passiert ist, dann muss es so sein. Mama dachte natürlich an meine Zukunft und riet mir abzutreiben. Ich muss dazusagen, dass ich eine kleine Maus war, die keine einzige Party verpasste. Egal ob Schule am nächsten Tag war oder ob es we war. Mama konnte es nicht nachprüfen, weil sie immer bis spät in die Nacht arbeitete. Schule habe ich nie geschwänzt. Da war ich ganz lieb ;-). Meine Freunde haben den kontakt zu mir abgebrochen, wegen meinem Freund. Meine Familie stand aber zu mir. Ahso, das kind habe ich dann mit 17 geboren. Es ist ein süßer, blonder Junge geworden. Ich habe 3 Wochen nach der geburt Pause gemacht und machte mein realabschluss. ich war die erste auf der Schule, die in der 10 Klasse ein Kind gekriegt hat und im gleichen Jahr die schule beendete. Man hört es bestimmt raus, bin irgendwie ein bischen stolz auf mich. Das war die Fassade doch dahinter wurde ich von meinem Freund belogen, betrogen und nach einiger Zeit auch geschlagen. Meinen Sohn hat er nie angepackt, aber allein was der kleine gesehen hat, egal wie klein er war.. er leidet bis heute noch darunter. Er ist nicht gestört oder so, aber es darf mich keiner grob anfassen. dann weint er und haut denjenigen. Er sagt keiner darf meiner mama wehtun. Er ist ein Kind, das ohne mama nicht leben kann. umgekehrt genauso.
ich macht mein abi, und Studiere jetzt.....

HIER kommen jetzt die eigentlichen Probleme. Mein Ex ist 25,trinkt hat eine eigene Wohnung in der noch nicht mal farbe an den wänden ist und ist aggressiv ohne ende. habe ihn sogar schonmal angezeigt. und trotzdem darf er den kleinen sehen und zwar alleine, wenn ich nicht dabei bin. es läuft über das jugendamt, aber die überprüfen ihn gar nicht. egal was ich sage. ich weiß nicht um was es ihm geht, aber es geht ihm nicht um das kind. er ist ein bländer und er versteht es zu lügen und zu manipulieren. er hat es sein Leben lang getan. er ist geübt. er sieht den kleinen nur einmal in drei Monaten, weil er in diesem Abstand sich an seinen sohn erinnert. er hat ihm noch nicht mal ein blümchen oder bonbon zum geb. oder weihnachten geschenkt. Macht dem Kind falsche versprechungen und ich muss alles ausbaden. was soll ich nur machen??? der kleine denkt kaum an ihn!

Dann sind da meine Oma und meine mama. Ich erledige deren papierkram, telefoneire mit ihnen mindestens 4 mal am tag (ich wohne alleine seitdem ich 17 bin) versuche jeden tag vorbei zufahren und zu helfen. und die beschweren sich ich habe keine zeit für sie. mischen sich immer in mein Leben indirekt ein... die kennen mich und wissen wie man mir schlechtes gewissen einredet, damit ich das tue was sie wollen. meistens ist es dann auch so. ich kann mich gegen sie nicht durchsetzen. dann bin ich ganz klein. die meinten sogar sie würden mit mir aus der stadt ziehen wenn ich mit dem Studium fertig bin und umziehe, dann kann ich sie in ruhe pflegen. krank oder? die drohen mir mit selbstmord wenn ich den kontakt abbreche. ich fühle mich manchmal als ob ich die mutter bin und die beiden meine Kinder und nicht andersrum. ich weiß nicht ich versuche echt alles Menschen mögliche zu tun aber zur zeit bin ich einfach kaputt und weiß nicht wo ich energie tanken soll. es ist echt anstrengend kind, mama, oma, studium und alles andere unter einen hut zu bringen. kennt ihr irgend etwas was mir helfen könnte?

Das sind zwar nicht alle probleme, aber ich wäre euch dankbar wenn ihr mir wenigstens hierbei etwas helfen würdet.
Sorry, für die bestimmt zahlreichen fehler. ich hatte echt einen harten tag heute und der nächste fängt in ca.3,5 stunden an.
Danke im vorraus!

Gruß Alice.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Alice!

Deine Zeit im Augenblick ist mehr als anstrengend, was? Ich kann mir gut vorstellen, dass der Pol fehlt, an dem man selbst mal klein sein darf und Mut zugesprochen bekommt, die Batterie einfach wieder aufladen kann. Wenn man immer nur gibt, bleibt eines Tages nichts mehr für einen selbst.

Du obliegst einem Irrtum, wenn Du denkst, Du bekommst über diese Seite professionelle Hilfe. Wir sind alles Laien, die es einfach gut meinen mit den Menschen und gerne aus unseren kleinen Nähkästchen den einen oder anderen Rat fischen. Tut mir leid.

Dabei denke ich, das professionelle Hilfe Dir absolut gut täte. Eine Gesprächstherapie. Hast Du schon mal darüber nachgedacht? Mal mit einem Arzt über all das, was Dich belastet, was Du seit Jahren mit Dir trägst gesprochen? Wenn nicht, dann hol es nach. Für Dich. Um wieder zu Energie zu kommen.

All die Bilder, die Du seit Deiner Kindheit mit Dir herumträgst - Du kannst sie nicht verdrängen. Das wäre wohl auch der falsche Weg. Verarbeiten, mit ihnen umgehen, darüber sprechen, was sie mit einem machen usw. - das ist der Weg. Du hast gesehen, wie Dein Vater Deine Mutter beinahe umbrachte; und genau genommen hast Du ihr das Leben gerettet. Zu viel für ein kleines Mädchen, fürchte ich.

Du warst die Hoffnung, dass das Leben weitergeht. Dieser Satz hat mich arg berührt. Man setzte nicht nur Hoffnung in Dich, das ist gleichzeitig eine Last auf Deinen Schultern. Für Dich tun sie das, für Dich leben sie weiter, für Dich bekämpfen sie den Krebs - und Du stehst da in dem festen Glauben, Du müsstest das alles zurückzahlen. Daher wohl das permanente schlechte Gewissen. Liege ich da richtig mit meiner kleinen Hausfrauenpsychologie?

Löse Dich von diesen Schuldgefühlen. Du trägst die Schuld an nichts und auch nicht die Verantwortung für etwas, was in der Kindheit passiert ist. Auch dabei kann Dir ein Therapeut hilfreich zur Seite stehen.

Mit dem Besuchsrecht Deines Ex-Freundes ist es so eine Sache. Eigentlich denke ich, sollte niemand das Kind dem anderen vorenthalten (natürlich gibt es immer Situationen, in denen das genau richtig ist). Ich kann schwer beurteilen, wie es bei Dir aussieht. Zum einen weiß ich wohl lang nicht alles und zum anderen kenne ich nur eine Seite und die nur knapp. Einmal in drei Monaten an sein Kind denken ist definitiv zu wenig. Das zeugt nicht wirklich von Interesse. Du kannst noch einmal mit dem Jugendamt sprechen, vielleicht den Berater wechseln oder Dir einen Anwalt suchen, der auf Familienrecht spezialisiert ist und mit Dir zusammen kämpft.

Zu der Situation zwischen Dir, Deiner Oma und Deiner Mutter möchte ich sagen: Es gibt doch noch so vieles zwischen täglichem, mehrfachem Kontakt und den Kontakt ganz und gar abbrechen. Man muss nicht vom einem Extrem ins andere. Ganz langsam weniger werden lassen, die Aufgaben Stück für Stück wieder dahin abgeben, wo sie hingehören. Behutsam, nicht auf einen Schlag - das gibt böses Blut.

Ich will mich nicht unter denen einreihen, die Dir die Schuld zu weisen und ein schlechtes Gewissen machen. Aber es sind immer zwei Seiten: die einen, die wissen, wie man den anderen dazu bekommt, zu tun, was man will. Und dann die andere Seite, die genau das zulässt. Du weißt wie sie vorgehen, sie kennen Deine empfindlichen Stellen - aber Du kennst sie auch. Bau vor. Nimm nicht alles an, was sie sagen. Bleib stark.

Und Du bist stark. Du trägst schon eine Menge. Und auch, dass Du mit Baby den Abschluss gemacht hast (Gratulation), zeigt, dass Du durchziehen kannst, was Du Dir vornimmst. Das kannst Du auch im privaten Rahmen. Ganz sicher.

Tut mir leid, dass ich nicht wirklich konnte.

Alles Gute und jede Menge Kraft!

PS: Du musst nicht allein kämpfen - Therapeuten, Anwälte etc. stehen Dir zur Seite. Du musst die Hilfe nur auch annehmen und auf sie zugehen.