Problem von Anonym - 24 Jahre

Warum bin ich so unzufrieden?

Hallo,

Wie beginnt man so ein Gespräch?
Mein Problem an sich ist wohl, dass ich nicht weis warum ich unzufrieden bin.
Im Großen und Ganzen geht es mir gut.
Aber um es ein bisschen verständlicher zu machen erzähl ich einfach mal ein wenig von mir.

Ich bin mittlerweile 24 Jahre alt und habe denk ich mal soweit ein normales Elternhaus genossen. Aufgewachsen bin ich mit einem Gendefekt der der mit ca. 9 Jahren entdeckt wurde. Dieser Defekt lässt meine Atemorgane Lunge/Nasengänge nicht vernünftig arbeiten, aber das hat mich eigentlich weder daran gehindert Freundschaften zu finden noch sonst beträchtlich eingeschränkt.
Ab meinem 9. Lebensjahr ging ich also regelmäßig alle paar Monate für eine Therapie in eine Uniklinik was für mich eine art Urlaub war denn dort gab es natürlich auch andere Kinder die dort Therapie machten und nach kurzer Zeit hatte man seine Termine abgesprochen und quasi einen 2. Bekanntenkreis. Mein Lebensmotto damals war recht einfach und kurzsichtig "Mach was dir Spaß bringt, man lebt nur einmal". Mit 13 fand ich den Alkohol recht interessant, ein paar Jahre später kam hasch dazu, und die Zigaretten natürlich nebenbei.
Mit 16 kam dann meine erste große Liebe, die mich wohl glücklicherweise von meinem damaligen Bekanntenkreis trennte.. naja sie war halt interessanter zu der zeit. Zumindest rutschen meine Kollegen weiter in die Drogenszene ab während ich die glückliche Zeit der Verliebtheit durchlebte. Mit 18 wurde meine Klinikurlaub zur lästigen Pflicht, da man ab da nicht mehr mit gleichaltrigen auf eine Station kommt sondern hauptsächlich mit Alten Leuten. Also ging ich von da ab nur noch ins Krankenhaus wenn es nicht mehr anders ging. Meine Therapie hatte sich kurz darauf eh erledigt, da irgendeinen keim gegen den die Medikamente waren die ich dort Jahr für Jahr bekam nach einem von vielen Kurbesuchen, nicht mehr nachgewiesen wurde.
Außerhalb die ganzen Krankengeschichte hatte ich bis dahin die Realschule abgeschlossen und war was schule anging bedient, also musste eine Ausbildung her. Ich hatte natürlich einige Fehlzeiten weswegen es den Lehrern wie jedes Jahr schwer fiel mich zu benoten, einerseits war ich aufmerksam im Unterricht und machte fleißig mit, andererseits hatte ich ende des Jahres nur ca. die hälfte der arbeiten mitgeschrieben oder nachgeholt. Sie entschließen sich dazu mir die Prüfung zu ermöglichen, in dem ich in jedem Fach die Note ausreichend bekam, und außer in Mathe wo ich wegen zu hohen Differenzen zwischen den Schulnoten und der Abschlussprüfung noch mal im mündlichen ne 3 rausreißen.
Also sah das mit dem bewerben schon mal nicht so toll aus, damals herrschte eh irgendwie Ausbildungsplatzmangel. Da ich nah an der Grenze wohne und sowohl die deutsche als auch die dänische Staatsangehörigkeit genieße, entschied ich mich zu einer 5 Jährigen schulischen Ausbildung zum Datenmechaniker. Dort wurde ich auch angenommen und begann also meine Ausbildung. Diese musste ich leider durch große Fehlzeiten ein zweites Mal beginnen, und dann sind wir ca. wieder an dem punkt angekommen wo ich 18 wurde. Die zweite Ausbildung hab ich nach einem Jahr wieder abbrechen müssen, und meine Motivation ging so gegen 0.
Ich wurde also Arbeitslos. Das war so ein Punkt wo ziemlich viele Sachen ziemlich dumm für mich liefen. Zum einen starb ein guter Freund aus dem Krankenhaus, was nicht grade ungewöhnlich war bei meinen "Krankenhausfreunden" denn die meisten mit denen ich zusammenkam hatten eine Krankheit die ziemlich auf die Lebenserwartung schlägt. Meine eigene Krankheit macht das wohl auch aber nicht in dem Maße wie *ihre. Auf jeden fall ist es nicht schön einen Freund zu verlieren, und man denkt oft über Sachen nach über die man zwar grübeln kann aber etwas dran ändern wird es halt nix.
Ich selber war natürlich zusätzlich schlecht drauf wegen der Arbeitslosigkeit die einem das leben echt nicht Schmackhaft macht.. wer es nicht kennt... es sind 24 stunden die man nix mit sich anzufangen weis und sich morgens schon überlegt ob man wirklich aufsteht um sich zu langweilen oder ob man gleich liegen bleibt. Um den allem auch noch die Krönung zu geben begann meine Freundin sich einen neuen Freund zu suchen worauf unsere Beziehung die doch schon 3 Jahre gehalten hatte, beendet wurde. Um ehrlich zu sein konnte ich es ihr nicht einmal übel nehmen denn ich war soviel mit nix machen und sich um mich selbst kümmern beschäftigt, das ich sie ganz schön vernachlässigt habe. Es ging mir also richtig schön scheiße, und wie jeder weis sitzt in jedem gesunden Körper ein gesunder Geist. Andersrum verhält es sich aber ähnlich, und mein ganzer Missmut machte mich richtig schön krank.
Ich bekam um genau zu sein eine Beidseitige Lungenentzündung die ich eine ganze weile ignoriert habe, ich hab über den Winter dann auch noch 20 Kilo abgenommen was mich auf stolze 40 kg Kampfgewicht brachte. Das alles wurde mir leider erst im Krankenhaus klar als es einfach gar nicht mehr ging. Hier kann man also sagen war so mein tiefster Tiefpunkt ever, was Körper und Geist anging.
Meine sozialen Kontakte brachen ab weil ich einfach nur noch hustend auf dem Sofa Lag, und quasi nix mehr außer husten und schlafen machte. Normale Gespräche waren nicht mehr möglich weil das husten einfach nervte, rausgehen wollte ich nicht weil ich soviel Auswurf hatte das es dem erbrächen ähnelte und auch nicht selten darin endete was natürlich der Gewichtszunahme auch nicht dienlich war. Nicht das ihr mich falsch versteht, ich war nicht magersüchtig und wollte erbrechen, es kam einfach durchs extreme husten wenn ich kurz davor, oder zu viel gegessen hatte mich hoch. Meine Augen sahen aus als ob ich grade eine Familienpackung dope weggeraucht hatte, was natürlich auf Außenstehende z.B. beim einkaufen, der einzige Zeitpunkt an dem ich außer haus war, ziemlich abschreckte. Nachdem man sich dann einige dumme Sprüche anhören musste senkte das natürlich die Motivation sich von irgendjemanden zu irgendwas überreden zu lassen.
Und außer ein paar Höflichkeitsbesuchen von *freunden "sie hatte es wohl mindestens genau so schwer mit mir wie meine Freundin" verbrachte ich ein halbes Jahr Arbeitslosigkeit, bis die Agentur für arbeit mir nahe legte irgendeine Maßnahme zur beruflichen Wiedereingliederung zu besuchen. Ich fand das mindestens genau so aussichtsreich wie die angestellten der Maßnahme, aber so kam man wenigstens unter Leute. Es dauerte wohl ein halbes Jahr bis die jugendlichen aufhörten mich nach dem zeug zu fragen was ich mir angeblich reinpfeif aber der arbeit brachte es mich nicht näher. Mein Gesundheitszustand hielt sich ins gesamt ca. 2 Jahre gleich schlecht, und so bekam ich einen Rehaberater von der Agentur für arbeit gestellt, der die Möglichkeit hatte mir eine Ausbildungsstelle zu vermitteln die Rücksicht auf die besonderen umstände meiner Krankheit nahm.
Und durch die regelmäßige Arbeit und das Gefühl mal wieder gefordert zu sein begann ich mich langsam wieder zu fangen. Ich ging zwangsweise mal wieder öfter zum Arzt "Krankschreibungsbedingt", und nachdem ich ein paar Spezialisten und ein paar Krankenhäuser besucht habe, ging es gesundheitlich auch mal wieder bergauf. In der Berufschule fand ich eine neue Liebe mit der ich immer noch zusammen bin, meine Ausbildung habe ich mit einigermaßen guten Noten abgeschlossen. Dann kam auch schon das große Problem ?Arbeitsmarkt? auf den Tisch. Einen Arbeitsplatz zu finden der soviel Rücksicht wie der Ausbildungsplatz hat, nicht viel Hoffung.
Das Problem sind natürlich die Krankheitsbedingten ausfälle. Ich habe nicht natürlich trotzdem beworben aber nach ein paar Bewerbungsgesprächen die eigentlich alle gut liefen bis die Krankheit angesprochen wurde, ist man natürlich angespannt.
Ich habe nun trotzdem eine Kleine Firma gefunden die eine Teilzeitkraft in meinem gelernten Beruf suchen und machen dort ein Praktikum, habe auch schon eine mündliche zusage. Gesundheitlich geht es einigermaßen gut, ich wiege mittlerweile um die 50kg.. "ja zunehmen kann schwerer sein als abnehmen" und habe natürlich vor noch weiter hoch zu kommen. Den Husten hab ich immer noch aber er ist doch soweit kontrolliert dass ich soweit Autofahren kann wie ich will, und halt auch vernünftig arbeiten kann. Sport ist leider noch nicht drin, aber ich denke wenn ich endlich mal den schritt wieder anzufangen wagen würde könnte es auch irgendwann mal wieder spaß bringen. Das Leidige Rauchen bin ich leider nie losgeworden, aber Alkohol und Drogen verschmäh ich brav seid dem ich meinen Führerschein habe "bis auf ein paar ausnahmen".
Ich könnte also behaupten es geht mir gut, gesundheitlich wie beruflich. Leider geht es mir persönlich nicht so gut, ich habe alle ziele erreicht die ich mir irgendwann mal gesetzt habe, und doch frag ich mich jetzt wozu das alles. Meine bekannten fangen an ihre Familien zu gründen, und sind somit beschäftigt genug für die nächsten paar Jahre. Ich selbst kann und will keine Kinder haben hinsichtlich meiner gesundheitlichen Gegebenheiten, das war aber auch schon immer so und stellte nie ein Problem dar. Warum bin ich also so unzufrieden?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Warum Du unzufrieden bist, kann ich Dir nicht sagen. Ich kann schließlich nicht sagen, was Dir im Leben fehlt. Mir selbst ist beim Lesen ein Satz besonders ins Auge gefallen: "Ich habe alle Ziele erreicht." Mit 24? Nichts mehr offen, was Du erreichen, erleben, haben willst? Ich bin 10 Jahre älter und könnte ganze Listen füllen.

Vielleicht liegt da der Haken? Woher Motivation nehmen, wenn man sich fühlt, als sei man schon fertig und hätte alles erledigt? Von hier aus kann ich nur sagen: Setze Dir neue Ziele, suche und finde Dich weiter, beginne auch Neues, suche Herausforderungen...

Alles Gute!
Dana