Problem von Tina - 45 Jahre

Nach all den Jahren muss ich meinen Platz hergeben

Hallo liebes Kummerkastenteam,

eigentlich komme ich mir schon ein bischen komisch vor - jetzt bin ich 45 Jahre alt, habe 3 mittlerweile erwachsene Kinder, beruflich erfolgreich und verfüge über jede Menge Lebenserfahrung. Und doch .. jetzt sitz ich in der Sackgasse und komme nicht mehr raus. Mein Problem: Die Schwiegermutter oder besser gesagt, wie mein Mann mit ihr umgeht bzw. mit mir. Wir haben uns nie besonders gut verstanden - sie hat mir allerdings auch nie direkt was getan. Ihr Sohn ist ihr ein und alles - Ihren Mann hat sie nie geliebt (hat sie mir erzählt), was mich allerdings auch nicht wundert. Er war nur mit sich beschäftigt, kümmerte sich nicht um die Enkelkinder und auch nicht um seine Frau. Weihnachtsgeschenke oder Blumen und dergleichen habe ich nie bei ihr gesehen.
Mein Mann nahm schon immer seine Mutter in Schutz, wenn es irgendwie hakte und ich hatte immer das Gefühl irgendwie den Kürzeren gezogen zu haben. Letztendlich glaube ich, dass es meine Eifersucht ist, die es mir und somit auch meinem Mann so schwer macht. Ich kann mich über meinen Mann eher nicht beklagen. Natürlich hat auch er seine Schattenseiten, wie ich die Meinigen. Aber noch immer ziehen wir uns gegenseitig an. Mit ihm Hand in Hand durch die Strassen oder Felder zu gehen ist noch immer schön und mir auch wichtig. Jeder Samstag gehört uns, wir gehen Essen, bummeln und dergleichen.

Seit einem Jahr hat sich aber etwas geändert. Sind wir in N bei meiner Schwiegermutter zu Besuch, schafft sie schon den Weg von der Haustüre zum Auto nicht mehr, ohne sich bei ihm einzuhängen. Gehen wir essen und sie möchte gehen - gewöhnlich sobald der letzte Bissen runter ist - winkt mein Mann der Bedienung. Egal ob ich mein Getränk geleert habe oder nicht - ohne zu fragen, ob ich noch einen Kaffee möchte. Das passiert, wenn wir alleine sind so nicht. Dann gehts ab zum Spaziergang. Und sofort hängt sich meine Schwiegermutter wieder bei ihm ein. Diese Seite war jetzt fast 30 Jahre lang meine. Immer gingen wir Hand in Hand. Jetzt laufe ich hinter- oder vornedran. Wenn ich unseren Hund nicht hätte, wäre ich das 5te Rad am Wagen. Ich komme damit einfach nicht klar. 27 Jahre Ehe - und auf einmal werde ich abgeschoben. Er sieht das natürlich anders. Er geht nach N, um seine Mutter zu besuchen und sich um sie zu kümmern. Da ich damit nicht umgehen kann, fahre ich nicht mehr mit (ca. alle 2 Monate) und so verbringt er die Zeit alleine mit ihr. Dieses Wochenende fuhr er aufgrund des Feiertages bereits am Mittwoch Mittag. Ich bat ihn, doch am Sonntag vormittags zurück zu fahren, damit auch ich noch einen schönen Sonntag mit ihm verleben kann, denn dann fängt wieder die stressige Woche an. Er fuhr natürlich nicht früher. Es war ihm wichtiger, das 4. Mal in Folge mit seiner Mutter Essen zu gehen und erst um 13.00 Uhr loszufahren, mit dem Erfolg, dass er erst um 17.00 Uhr Zuhause war. Wer mich kennt weiss: " das war ich stur und wollte gar nicht mehr". Wir haben uns natürlich gezankt, er versteht mich nicht und rät, ich solle zu einem Spezialisten gehen.
Es erschüttert mich einfach, dass er nicht einmal versucht "die Waage im Gleichgewicht" zu halten. Sein Argument: "Er ist nur max. 20 Tage im Jahr mit seiner Mutter zusammen - ich habe den Rest". Ich will aber nicht plötzlich abgeschoben werden!! Und sei es auch nur für Stunden. Es tut mir einfach weh und habe das Gefühl daran zu ersticken. Mittlerweile bekomme ich ja schon die Krise, wenn ich die täglichen Telefonate mitbekomme. Da wird gejammert und datailiert von Krankheiten oder Wehwehchen gesprochen und mein Mann redet wie mit einem Kind. Da werden so intime Dinge, wie z.B. dass sie nachts immer oft auf Toilette muss besprochen. Sowas gehört doch nicht in die Kommunikation zwischen Mutter und Sohn - solange es nichts Ernstes ist.
Heute war das toll - wir haben uns zum Mittagessen getroffen - ich habe ihm erklärt was ich fühle - und er meinte, ich solle das lassen, es würde sonst mir und ihm schaden. "Das könnte nach hinten los gehen". Muss ich das jetzt so verstehen, dass er mich verlassen würde, wenn ich ihn gewähren lasse. Das hat er zwar verneint - aber...??
Ich glaube, ich muss mir was einfallen lassen. Ich werde damit so nicht fertig. Vielleicht ist es ein Weg, wenn auch ich meine Prioritäten ändere. Mich mehr mit Freundinnen treffe oder dergleichen - egal ob er Zuhause ist oder nicht.
Aber trotzdem ändert es nichts an meinem Gefühl der Ohnmacht, dass ich nach all den Jahren plötzlich meinen Platz abgeben muss.
Wie bekomme ich nur den Knoten aus meinem Kopf?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Tina!

Stimmen die Zahlen, die Dein Mann nennt? Es handelt sich um 20 Tage im Jahr? Zwanzig Tage, in der seine Mutter bei ihm eingehakt ist und mit ihm essen geht? Und das macht Dich derart wütend und verzweifelt?

Diese Situation im Restaurant ist einfach unhöflich - da stimme ich Dir absolut zu. Und ich würde -wenn der Kellner dann da ist- einfach lieb lächelnd sagen, dass ich gerne noch einen Kaffee hätte. Das wäre mein Weg - Deine könnte auch sein, es in diesem Moment zu sagen: Ich hab noch den Wein oder Ich möchte gerne noch einen Kaffee; noch jemand?

Ich denke, solche Situationen müssen nicht in den Streit und nicht zu Unzufriedenheit führen - wenn man einfach sagt, was man sich wünscht. Und das möglichst schon in der Situation und nicht zwei Stunden später. Denn dann ist die Wut da und es ist nicht mehr änderbar, wie der Abend verlief.

Was in Gespräche zwischen Mutter und Sohn gehört und was nicht, würde ich Mutter und Sohn selbst entscheiden lassen. Solange sie nicht über mich bestimmen und ggf schlecht reden, ist das doch ihre Sache. Ich meine, warum regt es Dich so auf, wenn sie ihm erzählen möchte, wie oft sie zur Toilette muss und er sich gerne anhört (übrigens Dinge, die ich z.B. von meiner Oma auch weiß).

Du merkst es schon, ich verstehe nicht so recht, was genau Dich so derart verzweifeln lässt. Er ist immer da, ihr führt nach all der Zeit eine glückliche Ehe mit kleinen Zärtlichkeiten und dem Gefühl der Verbundenheit - ist es da so unerträglich, wenn er auch die Nähe zu seiner Mutter möchte und alle paar Wochen seine Mutter untergehakt hat?

Alles Gute!
Dana