Problem von Anonym - 14 Jahre

Ohne meinen Vater kann ich nicht mehr leben

Hallo liebes KuKa-Team. Ich möchte euch erstmal loben für die viele großartige Arbeit, die ihr leistet.

Nunja, also ich habe wohl so einige Probleme und ich weiß es hilft zu reden, aber irgendwie liegt mir das nicht, also schreibe ich einfach an euch, die ich nicht kenne, denen ich aber doch vertraue =)

Also, ich hatte eine wunderbare Kindheit, so von Geburt bis 9 Jahre alt. Es war alles super. Einzelkind, eigene Wohnung, perfekte Eltern, perfekte Noten, alles super. Doch schon als ich 7 war habe ich es verstanden... Mein Vater war Alkoholiker. Er hat meiner Mutter kaum geholfen und ich habe quasi all seine Rollen übernommen, also in Haushaltshinsicht.
Meine Mutter ist nur nicht ausgezogen, weil ich bei ihm bleiben wollte. Ich liebe ihn so seh. Er war so toll zu mir und hat mir, wann immer sein Zustand es erlaubte, alles gegeben. Doch als ich 11 war sind wir dann doch ausgezogen... Und mit ihm wurde es immer schlimmer. Er hat mich angerufen, am nächsten Tag nochmal und alles vergessen... Er vergas meinen Geburtstag und Weihnachten etc etc. Ich habe ihn seid wir damals auszogen nie wieder gesehen, wobei wir nur eine Straße weiter wohnten. Er log, als es um eine Entziehung ging, angeblich hätte es keine Plätze mehr gegeben, doch als wir nachfragten erfuhren wir, dass er nicht einmal angefragt hatte.
Es hat mich sehr kaputt gemacht...
Als ich gerade 13 wurde kam er ins Krankenhaus. Nur 2 durften ihn besuchen. Also habe ich meiner Mutter und meiner Oma gesagt sie sollten zu ihm gehen. Und dann ist er gestorben... Ohne mich...
Ich mache mir solche Vorwürfe. Meine Oma geht völlig daran kaputt, doch langsam schafft sie es wieder...
Ich habe ihn noch nie auf dem Friedhof besucht und alle drängen mich dorthin, aber ich will nicht!!
Zudem heiratet meine Mutter in einem Monat wieder, es ist ja schön, dass sie glücklich ist, aber er nervt mich und ich komme nicht immer mit ihm aus. Zudem gehört er nicht zu uns. Er entscheidet immer mit, aber er gehört nicht zu unserer Familie, meiner Meinung nach.
Nun habe ich seid einem halben Jahr einen Freund, ich liebe ihn über alles und er gibt mir viel Kraft. Ich kann nun ein wenig mehr verstehen, wie es meiner Mutter geht, aber natürlich denke ich immer wieder, dass es etwas gaaanz anderes ist, auch wenn ich eigentlich genau weiß, dass es nicht stimmt...
Zudem hat meine beste Freundin sehr viele Probleme. Sie wurde in ein Jugendheim gesteckt und ihr Vater ist abgehauen, ihre Mutter unfreiwillig in Entziehungskur...
Ich komm mit allem nicht mehr klar. Ich habe angefangen mich zu verletzen, denn es befreit mich von allem. Ein richtiger Adrenalinkick durchfährt mich.

Ich weiß, es gibt sehr viele Menschen, die ein viel viel schlimmeres Schicksal hatten, als ich, doch ich bitte trotzdem um einen Rat. Ich kann irgendwie mit niemandem drüber reden... Vor meiner Mutter erscheint es lächerlich, vor allem weil sie denkt ich wolle nur Aufmerksamkeit. Meine Freundin hat selber genug Probleme und mein Freund macht sich schon Sorgen, wenn ich mir den Fuß stoße.
Wem soll ich mich nur anvertrauen? Wie soll es weitergehen??
Bitte bitte helft mir und ratet mir auch, wie ich meiner Freundin beistehen kann.
Vielen vielen Dank, auch jetzt schon =)
LG

Anwort von Sabine

Hallo!
Ja sicher möchtest Du Aufmerksamkeit. Das - so finde ich - geht aus Deiner Mail sehr gut hervor. Das ist aber nicht schlimm, sondern etwas, was man akzeptieren sollte und ich denke, wenn Du diese Art von Aufmerksamkeit auch bekommst, dann geht es Dir gewiss auch bald besser. Also stehe auch Du dazu.

Du scheinst ein unverarbeitetes Problem mit Dir herum zu schleppen und ich finde, dass es wichtig ist, dass Du darüber sprichst. Man muss nicht immer eine Lösung finde. Einfach erzählen und wissen, dass jemand zuhört, reicht oft schon aus. So solltest Du es auch sagen können, wenn Du meinst, dass Dir gerade jemand nicht zuhört.

Hast Du Deiner Mutter schon einmal gesagt, dass Du Dich freust, dass sie wieder glücklich ist? So, wie Du es hier beschrieben hast? Auch solche Dinge sind wichtig. Sag ihr auch mal positive Dinge, so dass sie nicht denkt, dass Du nur unzufrieden bist und sie das Suchen Deiner Aufmerksamkeit als negativ darlegt.

Du hast einen Freund, den Du liebst und der Dich liebt. Sei offen und ehrlich zu ihm und sag ihm auch, wenn Dich sein Verhalten verletzt, damit er es verstehen kann.

LG, Sabine