Problem von anonym (w) - 36 Jahre

Fressanfälle

Liebes Kummerkastenteam,

ich habe seit ca. 16 Jahren eine Esstörung, die ich aber gut im Griff habe. Will heißen, ich achte auf gesunde Ernährung, treibe Sport, verzichte auf vieles (Butter, Käse, Überbackenes, Kuchen) und bin damit immer gut gefahren. Seit ca. 3 Jahren hat sich alles verschlimmert, ich schreibe jeden Tag auf was genau ich esse und achte darauf das ich über eine bestimmte Kalorienzahl nicht raus komme. Dazu kommt das ich seit 3 Jahren mein Sportpensum extrem erhöt habe (zw. 11 und 20h) Ausdauersport die Woche. Dies hatte zur Folge das ich letzten Sommer bei 1,80 noch 59 kg gewogen habe und keine Kraft mehr hatte. Habe dann auf anraten des Arztes 6kg zugenommen, was mir wirklich schwer gefallen ist. Ich habe 15 Jahre lang meine 65kg gehalten, nur jetzt bin ich wieder beim alten Gewicht und will unbedingt wieder runter, fühle mich nicht mehr wohl, fühle mich dick...obwohl ich mich vorher 15 Jahre lang wohl gefühlt habe. Das ist doch irr?! Vor 5 Wochen habe ich dann angefangen Fressanfälle zu bekommen und mich danach zu übergeben. Die Mengen die ich verdrücke sind extrem. Manchmal kommt es vor, das ich 2-3 Fressanfälle habe (am TAG!!!). Ich treibe immer noch so viel Sport und wünsche mir so sehr das das wieder aufhört! Wenn ich mir das dann vornehme klappt es einen Tag und dann geht es wieder los. Sage mir immer, ich brauche die Kraft zum Sport - dann geht es einen Tag gut und ich halte nicht durch.
Warum fühle ich mich mit meinem alten Gewicht nicht mehr wohl!? Ich hatte mit 59 kg keine Kraft für meinen Sport! Ich glaube, meine Esstörung hat sich in eine Sportsucht gewandelt, nein, nicht gewandelt sondern ergänzt. Ich zieh mich auch immer mehr zurück. Geh nicht mehr aus. Weiß ja nicht was ich da zu essen bekommen und ob das meine Kalorienzahl übersteigt! Das ist alles irr. Früher habe ich regelmäßig mich mit Freunden getroffen, habe Nachos gegessen, ein oder zwei Caipi getrunken, Spaß gehabt. Heut gibt es nur noch: Jeden Tag mein Essen planen, 2-4h Ausdauersport, Essen, Schlafen und seit ein paar Wochen eben noch Fressanfälle. Was mich noch ärgert ist, das das so viel Zeit kostet. Erst eine Stunde futtern dann eine Stunde übergeben. Vom Geld mal ganz abgesehen. Mit 1,80 cm und 65 kg bin ich schön schlank, ich bin sportlich und wenn es früher mal eins mehr war, dann war das auch schon nicht ok ;-). Ich will meine "alte Esstörung" wieder. Was ich meine ist, ich weiß, dass ich immer mit dieser Esstörung leben muss, immer acht geben das es nicht schlimmer wird, mich so akzeptieren wie ich bin...all das weiß ich. Woher kommen diese Fressanfälle?! Für mich war seither sich zu übergeben mit das Schlimmste und jetzt mach ich das Freiwillig?! Ich habe immer Angst dick zu werden - wobei das ein Schmarrn ist. Mein Kopf weiß um alles nur an der Umsetztung hapert es! Es ist einfach so, wenn ich einen Schokoriegel esse und der so schmilzt im Mund, dann schmeckt mir das soooooo gut, dann kann ich einfach nimmer aufhören. Woher kommt das auf einmal?! Der Sport ist auch schon eine Sucht, wenn ich nicht weiß ob ich laufen kann dann werd ich ganz komisch weil ich dann immer Angst habe zu viel gegessen zu haben. Das ist ein Teufelskreis. Ich weiß um das alles, mein Kopf ist sich darüber im klaren nur finde ich den Ausstieg nicht. Ich lebe alleine, bin beruflich sehr viel unterwegs, eine Selbsthilfegruppe ist für mich ein Ding der unmöglichkeit. Bin ja nur am Wochenende zu Hause. Vielleicht sollte ich eine Therapie machen. Nur irgendwie will ich das gerne selber schaffen! Könnt Ihr mir sagen, wie ich da wieder raus komme?! Ich will unbedingt!!!!!! Wieder normal sein, auch mal zu viel Essen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, zu genießen, mit vollem Bauch im Bett liegen, den halten und sagen: das war soooo lecker ;-). Das ist mein größter Wunsch, das wünsch ich mir mehr als alles andere auf der Welt. Ich will das nicht mehr! Bitte helft mir. Das macht mich alles sehr traurig. Nicht nur traurig sondern auch einsam.
Allerdings geht es mir jetzt schon wieder besser, weil ich mir das mal von der Seele geschrieben habe. Denn ich habe mit noch niemand darüber gesprochen. Schäme mich, weil ich dann denke ich sei schwach?! Das ist eben das Problem. Leistung, Leistung, Leistung, das gibt keine Anerkennung, d.h. gibt es doch, nur Anerkennung bekommt man auch ohne Leistung, von den Menschen die mich lieben. Vielleicht sollte ich mich selbst mehr lieben! Nicht nur vielleicht! Ganz sicher. Nur wie liebt man sich selber?! Da lernt man so viel Blödsinn in der Schule...nur wie man sich selber liebt, das zeigt, erklärt einem niemand. Wie verschafft man sich das Gefühl nach der Arbeit "satt" zu sein, sich zu setzten und zu sagen: gut hast du das gemacht! Ich brauche nicht mehr! Fragen über Fragen. Ich weiß auch nicht ob ich hier richtig bin, hoffe jedoch auf eine Antwort!
Herzlichen Dank!!
Schnubbel

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich würde Dir gerne einen Weg aufzeigen - aber ich kann es nicht. Essstörungen sind eine Erkrankung und gehören daher in ärztliche Hände.

Ist es schwach, Hilfe anzunehmen? Ich sehe es als Stärke: Die Stärke, die eigenen Grenzen zu erkennen und verändern zu wollen. Das ist nicht schwach; sondern erfordert Mut.

Alles Gute!
Dana