Problem von Anonym - 45 Jahre

Zwischen 2 Männern

Schon komisch, so über meine Probleme zu sprechen, aber ich muss es endlich einmal loswerden und brauche einen fachkundigen Rat. Mein Mann und ich sind seit 13 Jahren verheiratet und wir haben eine 12-jährige Tochter. Vor 3 Jahren haben wir neu gebaut (obwohl unsere Ehe damals schon nicht mehr richtig funktionierte; wir wollten es beide wohl nicht wahrhaben). Aufgrund der Sehbehinderung meines Mannes bleiben viele Aufgaben an mir hängen. Bevor wir in unser neues Haus einzogen, bewohnten wir ein größeres Haus mit großem Garten auf dem Lande, welches mein Mann vor 20 Jahren zusammen mit meiner Schwiegermutter bauen ließ (mit 2 getrennten Wohnungen, aber gemeinsamen Eingang). Ich war für meinen Mann die erste feste Beziehung (als wir zusammenkamen, war er 31 Jahre alt und lebte bei Mama). Meine Schwiegermutter war von Anfang an sehr eifersüchtig auf mich. Ich lebte damals (nach meiner Scheidung nach 5 Ehejahren, davon 2 Jahre getrennt lebend) alleine in einer Stadtwohnung. Mein Mann besuchte mich, so oft es ging dort, aber meine Schwiegermutter versuchte immer, einen Keil zwischen uns zu treiben, indem sie oft anrief und ihrem Sohn Vorwürfe machte, weil er sie allein ließ. Nach langem hin und her war ich nach 5 Jahren schweren Herzens bereit, mit meinem Mann in das Haus auf dem Lande einzuziehen, weil es aus seiner Sicht keine andere Möglichkeit gab. Ich wollte auch nicht mehr allein leben und sehnte mich danach, eine Familie zu gründen. Nachdem ich dort eingezogen war, wurde ich nach 3 Monaten schwanger und das Verhältnis zu meiner Schwiegermutter besserte sich etwas. Als unsere Tochter geboren wurde, war meine Schwiegermutter bereits schwer erkrankt und sie starb wiederum 3 Monate später. Nun hatte ich das große Haus, den großen Garten und das Baby zu versorgen. Mehrere Versuche, das Haus zu verkaufen, scheiterten. Mein Mann tat sich natürlich auch sehr schwer, das Haus und die Umgebung zu verlassen. Nach 10 Jahren gelang uns dieser Schritt nun doch. Wir fanden Käufer für das Haus und kauften uns ein Grundstück am Stadtrand (was für uns beide ein Kompromiss war). Mein Mann und ich fühlten uns von Anfang an sehr wohl hier. Die Umgebung, die netten Nachbarn, alles war wie im Traum. Unsere Eheprobleme verdrängten wir leider in der ersten Zeit, obwohl wir bereits professionelle Hilfe in Anspruch genommen hatten (5 Jahre lang). Wir hatten seit 9 Jahren keinen Sex mehr und ich mochte inzwischen auch seine Berührungen nicht mehr und auch keine Küsse. Er war gefrustet und wollte mir einreden, dass ich psychische Probleme habe. Unser Therapeut war da allerdings anderer Meinung. Nun lernte ich beim Sport vor ca. 2 Jahren einen anderen Mann kennen und lieben. Er ist verheiratet und lebt , wie er sagt, zusammen mit seiner Frau in einer "Wohngemeinschaft" mit getrennten Schlafzimmern. Seit einem Jahr weiß mein Mann nun von dieser Affaire und ist am Boden zerstört und ich plage mich mit schweren Schuldgefühlen, komme aber von dem anderen Mann nicht los. 3 Versuche Schluß zu machen, gelangen mir einfach nicht. Ich nahm enorm ab und musste Antidepressiva nehmen, um den Alltag überhaupt irgendwie in den Griff zu bekommen. Dieser Mann gibt mir alles, was ich in meiner Ehe so vermisste: Wärme, Zuneigung, ich fühle mich begehrt und geliebt. Mein Mann war, als er davon erfuhr, so verletzt (verständlich), dass er mich, obwohl ich mich ja von dem anderen Mann getrennt hatte, mit Vorwürfen und Beschimpfungen überhäufte. Ich habe mich sogar von der Sportgruppe distanziert, obwohl ich seit fast 10 Jahren dorthin ging und eigentlich auch dorthin gehen müsste, weil ich bereits einmal eine Bandscheiben-OP hatte und ich mich deshalb einer Selbsthilfegruppe angeschlossen hatte. Es gab zwischen meinem Mann und meinem Lover sogar eine Aussprache. Nach diesem Gespräch rief mich mein Lover an und sagte mir, dass er meinem Mann versprochen habe, mich nicht wieder zu treffen (schon allein wegen meiner Tochter, dem Haus etc.). Danach brach für mich eine Welt zusammen. Ich fühlte mich wie eine Gefangene, mochte das Haus nicht mehr verlassen, weil mein Mann ständig glaubte, ich würde mich wieder mit "ihm" treffen. Um das ganze zu verarbeiten brauchte ich aber Ablenkung, hatte mir ein Fitness-Studio in der Nähe gesucht und bin in einen Sportverein eingetreten (Bauchtanzgruppe - nur Frauen!!!). Ich durfte nicht einmal mit dem Telefon den Raum verlassen, ohne dass er gleich mißtrauisch wurde. Diesen Zustand hielt ich nicht aus und ich meldete mich wieder bei meinem Lover. Er freute sich, wieder von mir zu hören und seitdem haben wir regelmäßigen Kontakt. Mein Mann kam nach kurzer Zeit dahinter und machte eine Riesenszene. Er traf sich sogar mit seiner Frau, die allerdings zwischenzeitlich von meinem Freund informiert worden war. Sie fiel natürlich aus allen Wolken und klammert sich an ihren Mann, obwohl er ihr immer wieder begreiflich macht, dass er mit mir zusammen sein will. Mein Mann ist vor 6 Wochen ausgezogen in eine eigene Wohnung. Meine Tochter und ich leben zusammen in dem neuen Haus. Sie hat nun auch mitbekommen, dass ich einen anderen Mann habe und ist sehr traurig. Für sie war die Trennung ihrer Eltern sowieso ein großer Schock. Wir versuchen, sehr vorsichtig mit dieser ganzen Situation umzugehen, aber meine Tochter lehnt den "neuen" völlig ab. Obwohl er mich nur ab und zu besucht, erzählt sie ihrem Vater, dass er ständig hier ist. Ich weiß irgendwie nicht mehr weiter. Einerseits liebe ich meinen Freund, habe andererseits aber Angst, dass er sich vielleicht gar nicht von seiner Frau trennen wird, obwohl er immer wieder davon spricht (er war kurzzeitig - für ca. 3 Monate - ausgezogen und wohnt jetzt aber wieder bei seiner Frau). Er sagt, er wolle alles ins Reine bringen. Sie bewohnen ein gemietetes Haus und haben keine Kinder. Allerdings ist seine Frau nicht berufstätig und finanziell auf ihn angewiesen. Ich hoffe, dass ich meine Situation einigermaßen verständlich geschrieben habe und mir jemand einen Rat geben kann. Vernunft und Gefühl sind bei mir völlig aus der Bahn geraten. Aber was nützt mir ein "vernünftiges" Leben, wenn ich nicht glücklich bin?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Kurz zum 'fachlichen Rat': Ich möchte noch einmal sagen, dass wir hier wirklich nur in unsere kleine persönliche Erfahrungsschatzkiste greifen und die ein oder andere Situation von außen ggf. klarer sehen - 'fachlich' ist wohl anders ;-)

Stehst Du wirklich zwischen zwei Männern und bist hin- und hergerissen in der Entscheidung, wer von beiden an Deiner Seite sein soll? Für mich hört es sich nicht so an. Für mich klingt es viel mehr nach etwas Angst. Angst vor den vielen Veränderungen. Angst, das feste, gesicherte Leben aufzugeben. Angst vor dem, was morgen passieren könnte. Vielleicht auch Angs, die Entscheidung zu bereuen. Aber gefallen scheint sie zu sein.

Für mich sind Dinge wie 'Haus' oder 'finzanzielle Versorgunge' keine Gründe, eine Beziehung aufrecht zu halten. Und der Grund 'Kind' auch nur bedingt. Kein Kind möchte unzufriedene, unglückliche Eltern - denn das schlägt sich auf das gesamte Leben nieder. Und kein Kind möchte eines Tages zurückblicken und wissen: Meine Eltern haben eine unglückliche Ehe über Jahre gelebt, nur weil es mich gab.

Natürlich habt ihr bei eurer Tochter jetzt auch viel aufzufangen und solltet doch versuchen, als Eltern weiterhin ein Team zu sein. Schwierig, wenn so viele Verletzungen im Spiel sind. Aber das ist die Verantwortung, die Eltern tragen (wenn ich das mal so grob sagen darf). Wenn ihr merkst, dass ihr es allein nicht schafft, ihr das Gefühl der Sicherheit zurückzugeben, dann sprecht auch einmal mit einem Kinderpsychologen.

Entscheidungen können wir nicht abnehmen - aber wie gesagt, ich hab schon das Gefühl, dass Deine bereits gefallen ist. Schau hin, was Du für Dich willst und dann handele danach.

Alles Gute!
Dana