Problem von Anonym - 25 Jahre

Wie kann ich ihm helfen endlich zufrieden zu sein

Hallo,

ich bin seit 2,5 Jahren mit meinem Freund (29) zusammen. Seit 1,5 Monaten wohnen wir zusammen. Eigentlich sollte alles wunderbar sein, nur leider ist es das nicht. Ich ertrage seine ewige Unzufriedenheit kaum noch. Es gibt kaum etwas an dem er nichts auszusetzen hat.

Wirklich Sorgen macht mir, dass das eigentlich schon ziemlich lange der Fall ist. Wirklich zufrieden erschien er mir etwa die das erste halbe Jahr unser Beziehung und seit dem gibt es immer irgendeinen Faktor in seinem Leben, der es ihm unmöglich macht glücklich zu sein. Zu Anfang war es sein damaliger Chef, der ihm wirklich (da hatte er auch Recht) zugesetzt hat. Letztes Jahr im Februar hat er dieses Arbeitsverhältnis zum Glück aufgeben können. Für den neuen Job musste er allerdings jede Woche von Hannover nach München pendeln (zum Glück übernahm die Firma die Flüge) in dieser Zeit hab ich mitten in meinem Examen gesteckt und konnte seine Launen daher schlecht auffangen. Das Wochenende war eigentlich grundsätzlich Sonntagmorgen vorbei, da er vor lauter schlechter Laune kaum ansprechbar war. Ja, es war zeitweise kaum zum Aushalten, aber ich wusste damals, dass wir nur bis dieses Jahr im April aushalten müssen, weil wir dann komplett nach München ziehen konnten und endlich gemeinsame vier Wände haben (nach 2,5 Jahren wurde es auch Zeit).

Nun sind wir also seit gut 6 Wochen in der gemeinsamen Wohnung und alle Illusionen zerplatzen. Er ist schlecht gelaunt wie eh und je, neuster Grund: es dauert ihm zu lange bis die Wohnung fertig ist und wenn er auf ner Baustelle lebt, kann er nicht glücklich sein. Ich bin fassungslos. Ich weiß wirklich nicht wie man ständig nur die negativen Seiten seines Lebens sehen kann. Jeder Tag an dem er nicht nörgelt (Grundtenor: Es könnte ja noch besser sein...) ist für mich ein Feiertag. Manchmal bin ich kurz davor alles hinzuschmeißen, denn ich mag mein Leben wirklich gerne und glaub auch mit mir zufrieden zu sein. Wie kann man Menschen denn helfen endlich zu sich selbst zu finden und das Gegebende zu akzeptieren? Soweit ich es beurteilen kann, scheint er mir in einer Sinnkrise fetzustecken. Festzustecken zwischen "was hab ich mir mal als Tennager erträumt" und "davon wird sich ziemlich sicher nicht alles erfüllen". Wichtig ist ihm leider seine Karriere und obwohl er schon zu den besser Verdienern gehört, ist der Plan mit 30 Millionär zu sein gescheitert (ja wohl auch nicht schlimm, für ihn schon) [wenn ich das hier so aufschreibe, hört sich das alles sehr verkorkst an, glaub ich, vielleicht wäre eine Therapie die sinnvollste Lösung] Er nimmt auch schon seit gut 10 Wochen Johanniskraut, weil ihm selbst auffällt wie unausgeglichen er ist, nur leider ist er sehr selten in der Verfassung, dass ich mit ihm in Ruhe darüber sprechen kann.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter, ich liebe diesen Mann und er kann in den 60% des Tages an denen er nicht nörgelt so unglaublich liebevoll, witzig, charmant sein, dass eine Trennung für mich nur im Notfall in Frage kommen würde, aber ich kann mir nicht vorstellen mein restliches Leben ständig mit pessimistischem Genörgel verbringen. Mein Glas ist verdammt noch mal halb voll und nicht halb leer. Was für Möglichkeiten hab ich denn, sowohl ihm als auch mir zu helfen? Johanniskraut allein tut es ja leider nicht :-(

Anwort von Sabine

Hallo!

Klingt, als fehle ihm zu seinem Job und Alltag irgendwie ein Ausgleich, damit er sein Glas auch halb voll bekommt.

Du schreibst, dass er schon auf natürlichem Wege seiner Gesundheit entgegen kommt, aber wie sieht es denn z.B. mit Sport aus? Vielelicht gibt es sogar eine Sportart, wo ihr euch beide auslassen könnte und den Alltag "rausprügeln", damit man anschließend entspannter zu Bett gehen kann und nicht so kribbelig ist, weil einige Dinge vom Tag noch nicht erledigt sind.

Bauphasen sind pures Gift für eine Beziehung bzw. wird die Beziehung dann auf eine harte Probe gestellt. Ich kann sein Unwohlsein auf einer Baustelle verstehen, aber wenn er weiß oder man ihm zeigt, dass alles organisiert ist und es nur seine Zeit braucht, dann kann er es auch langsam an sich ranlassen und lernen damit umzugehen und ein Ziel sehen, welches kommt. Diese mürbende Phase habe ich in meiner Beziehung auch hinter mir, nachdem wir ein Haus gekauft hatten und das Bauunternehmen sich als absolute Pleite herausgestellt hat. Alle sind sauer und unzufrieden und so fängt man an sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Dabei ist es wichtiger sich gegenseitig Halt zu geben und wenn es zu stressig wird, aus dem Alltag an der freien Zeit auszubrechen und Dinge machen, die man normal nicht macht, wie z.B. ein Picknick oder irgendwas ähnliches der Art.

Ich kenne ihn nicht, aber Du sagst, dass Du weißt, dass er auch anders sein kann. Ich gehe dann mal davon aus, dass das dann auch wiederkomemn wird, wenn die Bauphase vorbei ist.

Wie gesagt, ich könnte mir schon vorstellen, dass ein Ausgleich - was ihm auch Spaß macht und was anderes ist als seine Arbeit - ihn ruhiger werden lässt.

LG, Sabine