Problem von Lars - 18 Jahre

Mich bedrückt so vieles

Da ich selber keinen Rat mehr weiß und mich nicht traue, mit meinen Eltern über diese Probleme zu sprechen, schreibe ich jetzt hier über die Dinge, die mich seit Langem bedrücken. Ich hoffe jemand liest diesen Text hier bis zum Ende und kann mir danach vielleicht ein paar seiner Gedanken dazu schildern. Ich bin jetzt 18 Jahre alt und fühle mich seit langem irgendwie komplett leer, habe an vielen Sachen, die mir vorher Spaß gemacht haben, die Lust verloren und bin seit längerer Zeit immer bedrückt und traurig. Das haben meine Eltern zwar zur Kenntnis genommen, doch immer wenn sie fragen, was mit mir los sei, blocke ich ab und meine, es sei alles in Ordnung. Vor ein paar Tagen habe ich mit einem sehr guten (vielleicht sogar mit dem einzigen) Freund gesprochen und meine Seele ausgeschüttet, zum Beispiel dass ich mich manchmal frage, wieso ich überhaupt lebe, dass ich nichts in meinem Leben erreicht habe und dass es mir manchmal so vorkommt, als würde ich gar keinen Nutzen haben hier zu sein. Er fand mein Verhalten bedenkenswert, wusste selber aber auch keinen Rat, außer, dass ich mit meinen Eltern darüber sprechen sollte, wofür ich aber (wie oben erwähnt) nicht den Mut aufbringen kann, da ich Angst habe, dass sie sich noch mehr Gedanken über mich machen und nicht wissen wie sie handeln sollen. Ich versuche meine Traurigkeit nicht zu Schau zu stellen, vor allem in der Schule merkt mir das keiner an, doch sobald ich zu Hause bin bin ich immer sehr deprimiert, da ich einfach keine Lust mehr auf diesen monotonen, öden Alltag habe. Immer dasselbe, Schule, nach Hause kommen, Hausaufgaben machen, zum Sport fahren und dann ist es meistens schon Abends und der Tag ist gelaufen. Auch am Wochenende ist kaum mehr was los, da der Großteil der ?Freunde? eine Freundin (ein Punkt, auf den ich gleich zu sprechen komme) haben und wir uns kaum mehr sehen. Die meisten meiner Freunde scheinen sich dafür auch nicht sonderlich zu interessieren, Hauptsache denen geht es gut (bis auf einen, wie erwähnt). So fresse ich meinen ganzen Frust Tag für Tag immer in mich selber hinein und bin dementsprechend schlecht drauf, auch gegenüber Anderen recht aufbrausend. Dazu kommt, dass ich meine Schule (und generell den Jahrgang; 12. Klasse) einfach nur hasse, aufgrund der arroganten und eingebildeten Leute dort. Ich hatte bereits einmal vor zu wechseln, das ging jedoch aus verschiedenen Gründen nicht. Jetzt geh ich sowieso nur noch ein Jahr dorthin, von daher ist das nicht das Hauptproblem. Was mich dagegen sehr bedrückt ist das Thema Freundin. In meinen ganzen 18 Jahren hab ich noch nie ein Mädchen geküsst, in einer anderen Weise berührt außer bei einer Umarmung zur Begrüßung/zum Abschied. Einfach dieser körperliche Kontakt fehlt mir und zu wissen, dass es jemanden gibt, der an einen denkt und auf den man sich freuen kann. Ab und zu hab ich zu Hause deswegen auch geweint, weil ich auf die ganzen Leute, die in einer (glücklichen) Beziehung leben, neidisch bin und genauso fröhlich sein möchte. Mein sehr nicht sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein ist da nicht gerade hilfreich und das musste ich mir schon dutzende Male anhören, dass ich so schüchtern sei und nicht so krampfhaft sein soll. Ich bin auch nicht dauernd auf der Suche nach einer Freundin, ich versuche das auch weitgehend auf mich zukommen zu lassen, doch wenn man selber keine Schritt wagt, kann sich daraus ja gar nichts entwickeln. Die letzten Versuche, ein Mädchen näher kennen zulernen, liefen nur darauf hinaus, dass ich die Annäherungsversuche gemacht habe und von der Gegenseite absolut gar nichts kam, nicht einmal Fragen oder ähnliches. Solche Misserfolge frustrieren ungemein, sodass ich mir im Moment keine Gedanken mehr darum mache, wie ich eine Freundin finde, es mich jedoch weiterhin bedrückt. Ich könnte jetzt noch über viele weitere Themen sprechen, denke jedoch, dass das zu weit ausarten würde. Deswegen danke ich den Leuten, die es bis hierhin durchgehalten habe und hoffe auf keine Lösung für das Problem, sondern wenigstens ein paar Gedanken dazu.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Lars!

Wann machst Du Dir mehr Gedanken um jemanden:

- Du siehst und fühlst, wie traurig, deprimiert er ist und fragst nach. Er blockt ab und sagt, es sei nichts
- Du siehst und fühlst, wie traurig, deprimiert er ist und fragst nach. Ér erzählt Dir, was los ist

Mir selbst macht mehr zu schaffen, wenn ich weiß, da ist etwas, aber nicht, was es ist. Vertraut mir derjenige nicht genug? Ist es so schlimm, dass er es nicht in Worte fassen kann? Und dann gehen die Gedankenschleifen los, was es denn sein könnte; eine Idee schlimmer als die andere.

Du merkst es schon; auch ich denke, Du solltest den Mut sammeln und mit Deinen Eltern sprechen. Warum ich es so sehe, ist wohl deutlich geworden.

Am Anfang Deiner Mail dachte ich, Du solltest auf jeden Fall mit einem Arzt sprechen. Die Symptome (Leere, Antriebslosigkeit, andauernde Traurigkeit...) können auf eine Depression hinweisen; und da Depressionen eine Erkrankung sind, gehören sie in ärztliche Hände. Ein wenig hat sich das beim Weiterlesen verändert. Aber entscheide selbst, wie schlecht es Dir geht und ob Du für dich sagst, allein aus diesem Tief zu kommen oder aber die fachliche Hilfe im Boot haben magst und brauchst. Mir fällt es von außen schwer zu sagen.

Was müsste sich in Deinem Alltag verändern, damit Du ihn nicht mehr als so drückend öde empfindest? Welche Unternehmungen fehlen Dir? Welche Ziele und Herausforderungen?

Mach es nicht allein daran fest, ob Du eine Freundin findest oder nicht. Zum einen liegt das nicht ganz allein in Deiner Hand und zum anderen ist eine Beziehung da, um glücklicher zu machen. Nicht, um glücklich zu machen. Ein kleiner, aber sehr feiner Unterschied.

Wenn Du magst, dann gebe einmal "noch nie eine Beziehung" in die Suchfunktion ein. Du wirst auf viele Beiträge stoßen und aus den Antworten eine Menge für Dich ziehen können. Und wenn Du "Selbstbewusstsein" eingibst, wirst Du schnell auf eine Linksammlung stoßen und so sehen, wie Du aktiv an Dir arbeiten kannst.

Alles Gute!
Dana