Hallo Jörg!

Ich würde Dich jetzt am liebsten mal an die Schultern fassen und einmal richtig kräftig schütteln... ok... anschließend dann in den Arm nehmen. Glaubst Du allen Ernstes, dass es eine Lösung ist aus dem Leben einfach davon zu rennen? Oh nein. Es wäre egoistisch und mit Sichheit keine Lösung. Warum egoistisch? Denke einmal darüber nach. Es gibt in Deinem Leben einige Menschen, die Dich verdammt lieb haben und Dir näher sind, als Du es vielleicht glauben magst.
Ich weiß, dass es heut zu Tage schwierig ist einen Job zu bekommen und etwas zu finden, aber die großen Leute haben auch einmal ganz unten angefangen und sich hochgearbeitet. Bei mir war es sogar umgekehrt. Ich hatte einen Ganztagsjob und habe jetzt nur noch halbtags. Es geht aber auch. Man lernt damit umzugehen und mit dem auszukommen was man hat und es ist gar nicht so schwierig, wenn man die Augen aufbehält und nach vorne sieht und die schönen Dinge sich mal wieder anschaut.
Wann hast Du Dir das letzte mal einen Sonnenaufgang angesehen oder einen Sonnenuntergang? Wann bist Du das letzte mal stehengeblieben und hast es genossen anzusehen, wie sich ein Regenbogen am Himmel bildet? Schon vergessen? Siehst Du. Genau das meine ich. Manche Dinge im Leben sind so schwierig geworden, dass man die schönen Dinge dabei ganz vergisst und dabei sind es doch die Dinge, die einem immer wieder die Kraft geben um weiter zu machen. Ja, daraus schöpfen wir die Kraft und die Zufriedenheit. Glaube mir, ich hätte auch lieber eine Stelle mehr an Zahlen auf meinem Konto, aber es ist nicht möglich und deswegen muß ich das Beste daraus machen. Es würde auch nicht bringen, wie Du es tust oder getan hast, sich hinter dem Alkoholrausch zu verstecken. Es mag Dir vielleicht im Moment ein zufriedenes Gefühl geben oder das Gefühl es vergessen zu haben, aber es ist nichts für Dauer und es bringt keine Lösung.
Du bist mit dem Arbeitsamt in Kontakt. Das ist gut. Immer auf dem laufenden bleiben. Du kümmerst Dich um Umschulungen. Prima, denn es gibt reichlich Möglichkeiten wieder neu anzufangen. Versuche Dich mit dem, was Dir angeboten wird vertraut zu machen und von da unten anzufangen. Wenn Du denen dann zeigen kannst, was Du kannst, dann kannst Du auch weiter nach oben kommen. Und Du wirst gebraucht! Nur die Menschen, die werden nicht nach Dir suche, nein, Du wirst auf sie zugehen müssen. Here I am. Sie wissen nicht, dass Du zuhause hockst und Dich hinter einer Flasche versteckst. Woher sollen sie es wissen. Du hast aktive Versuche in Deiner Mail beschrieben und das ist gut so. Mach weiter so. Genau der richtige Weg. Klar ist es blöde, wenn man ständig zu hören bekommt "geht nicht", "passt nicht" oder "brauchen wir nicht", aber irgendwann wird einer da sein und sagen "hey, genau Dich brauchen wir. Zeige uns, dass Du es kannst". Diese Chance die wird kommen, aber nicht, wenn Du irgendwo rumhängst und keiner Dich finden kann. Weg mit dem Alkohol und mach Dich hübsch. Geh raus und schau Dich um. Du wirst sehen und erkennen und man wird Dich sehen und erkennen. Viele Arbeitgeber stehen gar nicht in Kontakt mit dem Arbeitsamt und da heißt es auch Eigeninitiative ergreifen. Vielleicht siehst Du mal irgendwo eine Gelegenheit, dass jemand gebraucht wird oder Du stößt auf etwas, wo Du denkst "hey, dass kann ich auch" und dann kannst Du Dich damit auseinandersetzen und informieren.
Ich kann verstehen, dass es einen bedrückt und man keine Lust mehr hat. Geht mir ab und zu auch so. Nur dann sollte man auch wieder aufstehen können. Suche Dir etwas Schönes an Erinnerungen oder an Momenten, wie ich es eben genannt habe und genieße es. Viele, die es genießen möchten und es schätzen möchten solche Momente, die können es nicht mehr. Jeder Tag ist ein Geschenk und er kommt nie wieder und deswegen sollte man immer die Augen aufhalten. Geh raus und versuche den Alkohol weg zu lassen. Er benebelt Deine Sinne. Die Sinne, die Dir doch die Kraft geben können.
Hey. Ich weiß Du kannst das, sonst hättest Du mir nicht geschrieben.

Lieben Gruß.