Problem von Anonym - 23 Jahre

Mache Sachen und erzähle Märchen, um Aufmerksamkeit zu bekommen

Die Beschreibung meines Problems wird ganz schön lang werden, aber ich fang mal an von meiner Vergangenheit erstmal was zu erzählen...
Von der 5. bis zur 9. Klasse (Gymnasium) wurde ich auf übelste Weise von meiner Klasse jeden Schultag gemobbt und meine Klassenlehrer wußten das. Ich war eine Aussenseiterin, weil ich nicht so angezogen (Markenklamotten) war wie sie, mein Deutsch war katastrophal (obwohl ich in Deutschland geboren bin) und ich war in ihren Augen dick. Während dieser Zeit gab es auch noch Zuhause immer sehr viel Streit zwischen meinen Eltern und dass ich schon fast regelmäßig von meinem Vater geschlagen wurde (ausgenommen meine beiden Schwestern), gehörte zu meinem Alltag. Ich fiel immer mehr in Depressionen. Fühlte mich von allen im Stich gelassen. Mein einziger Freund zu der Zeit war mein Buch, indem ich alle meine Gefühle festhielt.
1997 musste ich schlielich die 9. Klasse mit 5 Fünfen im Zeugnis wiederholen. Irgendwie hat mich das nicht so fertig gemacht. Ich habe nach vorne geguckt. Ich war mir sicher, dass es in der neuen Klasse nicht schlimmer kommen könnte.
So war es auch. Ich war sehr beliebt in der neuen Klasse und hatte sehr viele Freunde. Meine Noten waren seit de letzten Schuljahren noch nie besser gewesen. Psychisch ging es mir zu der Zeit dann richtig gut und Zuhause war es auch erträglicher geworden. Doch auf der Klassenreise (10.Klasse) habe ich Medikamente, d.h. Antidepressiva, Schlafmittel und Mittel gegen epileptische Anfälle von meiner Mutter mitgenommen und sie auch jeden Tag eingenommen. Ich weiß nicht wieso ich das gemacht habe, aber ich habe sie genommen, weil ich mich zu der Zeit in meinen besten Freund verliebt hatte. Irgendwie wollte ich dann, dass er das alles mitbekommt (mit den Tabletten).Das hat er auch und er hat sich während der gesamten Reise sich um mich gekümmert. Meine Lehrerin hat das allerdings auch alles mitbekommen und hat natürlich mit meiner Mutter gesprochen und ihr erzählt, dass ich auf Klassenreise Schwierigkeiten gemacht habe. Von dem Gespräch hat mir meine Mutter erst vor zwei Monaten erzählt.1999 habe ich dann meine Mittlere Reife mit Erfolg bekommen. Meine Klassenlehrerin hat mir allerdings gesagt, dass ich auf dem Gymnasium mein Abi nie bekommen würde. Also habe ich die Schule gewechselt. Doch in den Sommerferien ist dann etwas zwischen mir und meinem Vater passiert, was in mir alles an Gefühlen zu ihm zerstört hat. Meine Mutter war mit meinen beiden Schwestern in Urlaub. Ich wollte meine Mutter anrufen, da ist mein Vater ausgerastet und ist auf mich losgegangen. Er hat mein Hals total zusammen gedrückt. In seinen Augen habe ich nur Hass gesehen. Ich hatte furchtbare Angst um mein Leben.Irgendwann hat er plötzlich mein Hals losgelassen und hat nur geschockt mich angeguckt. Als meine Mutter nach 4 Wochen dann zurückgekommen ist, habe ich ihr davon erzählt und sie hat mich nicht ernst genommen. Ich habe ihr gesagt, dass ich ausziehen würde, ich habe gesagt entweder er oder ich.Doch sie hat mich wieder nicht ernst genommen.
Als ich dann in der 12. Klasse auf Klassenreise war (1 Jahr nach dem Vorfall). Habe ich bei einem Spaziergang meinem Tutor (36) erzählt, dass ich von meinem Vater mehrmals vergewaltigt worden bin. Ich habe dabei geheult und überall am Körper gezittert und bin die nächsten Tage dann öfters am Tag ohnmächtig geworden. Er hat mich in seine Arme genommen und das fühlte sich so schön an, so geborgen und warm. Doch ich verstand nicht wieso ich meinem Tutor so was erzählt habe. (Heute habe ich Zweifel daran, ob in meiner Kindheit doch nicht was passiert ist, weil ich mich überhaupt nicht daran erinnern kann, ich weiß, z.B. dass manchmal Blut aus meiner Scheide kam (Als ich ein Kind war 8 Jahre oder jünger). Ist das normal??? Wäre es einmal, ok, aber es kam echt öfters mal vor!) Ich wollte einfach nur Aufmerksamkeit. Ich zog von Zuhause von der einen Sekunden zur nächsten aus und konnte bei den Eltern von meinem Tutor erstmal wohnen. Letztendlich bekam ich auch die Aufmerksamkeit von ihm. Plötzlich hatte ich was mit meinem Tutor (wir küssten uns und einmal ist es zum Petting gekommen, aber nie zum Geschlechtsverkehr). Ich fühlte mich so gut. Schlechtes Gewissen gegenüber seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern hatte ich. Meine Eltern hatten etwas davon mitbekommen und fingen mit ihren Terror und Psycho Spielen daraufhin an.Sie verfolgten mich, bedrohten mich und meinen Tutor. Einmal überfiel mich ein 25 jähriger Mann und kam in meine Wohnung rein. Er war richtig psycho. Er drückte mich ans Sofa und versuchte meine Hose auszuziehen. Ich konnte nicht nein sagen, aber ich hatte höllische Angst, denn ich wollte das nicht. Stattdessen habe ich zu ihm gesagt als er meine Hose ausgezogen hat :"Warte, ist ok, aber lass mich bitte einen Kondom aus dem Bad holen." Daraufhin hat er mich nur ausgelacht und hat mich losgelassen. Anstatt ins Bad zu gehen bin ich zur Küche gegngen und habe ein Messer geholt.Daraufhin bin ich zurück und habe ihn angeschrien. Er saß da und meinte nur. "Ach, Mädchen, steck das Messer weg, bevor du dir noch wehtust" Ich habe ihm gesagt, dass er die wohnung verlassen soll. Stattdessen hat er sich noch eine Zigarette angezündet und hat mir erzählt, dass er jetzt BWL studiert und in der Schokoladenfabrik Nestle arbeitet! Und zwar in der Abteilung wo mein Vater auch arbeitet!!! Bis heute frage ich mich, ob mein Vater in dieser Sache mit drin steckt. Ich war an meinem tiefsten dunklen Punkt angelangt. Ich fing an wieder Tabletten zu nehmen, trank dazu Übermengen an Alkohol und Ritzte mich an beiden Unterarmen. Meine Schulkameraden hatten das ebenfalls mit meinem Tutor mitbekommen, dennoch hielten sie sich zurück, trotzdem war ich so am Ende, dass ich nicht mehr zur Schule gehen konnte. Ich flog raus.Der Kontakt zu meinem Tutor brach ab. Ich bekam eine eigene Wohnung, die ich durch verschiedene Jobs finanzierte. Irgendwann meldete sich der Bruder (39) von meinem Tutor, weil er fragen wollte wie es mir geht. Wir haben uns dann getroffen und irgendwie hat es zwischen uns gefunkt. Mit ihm war ich glücklich. Er war meine erste große Liebe. Die Schwierigkeit war nur, dass er der Bruder von meinem Tutor war. Er wußte allerdings die ganze Geschichte mit meinem Tutor, die gesamte Familie wusste es, aber jeder schwieg.Ich stellte ihn meinen Eltern vor in der Hoffnung, dass sie mit ihrem Terror aufhören würden. Auf Druck von meinen Eltern verlobten wir uns, in der hoffnung,dass sie uns dann in Ruhe lassen würden. Mitlerweile war ich dann auch wieder zuhause eingezogen. Unsere Beziehung zerbrach immer mehr. Dann habe ich nach viermonaten Verlobung, die Verlobung aufgelöst und weitere vier Monate später hat er die Beziehung ganz beendet, weil er eine Neue kennengelernt hat. Die Schwierige Zeit nahm nie ein Ende. Ich war so verletzt, ich fühlte mich total im Stich gelassen und so ungeliebt. Mein Herz zerbrach in Millionen Stücke. Er hatte mir doch versprochen, dass er mich nie alleine lassen würde!!! Die Gedanken, dass er nun bei der Neuen ist und sie umarmt hat mich so verrückt gemacht. Wie kann er seine Liebe einer anderen geben?! Nun sind drei Jahre vergangen seit dem er Schluß gemacht hat und ich denke immer noch sehr oft an ihn. Wir haben seit dem Schluß ist immer noch Kontakt miteinander. Wir treffen uns einmal im Monat und schreiben uns smsen. Er ist mittlerweile verheiratet. Doch bis heute hat er mir nicht erzählt, dass er verheiratet ist. Ich habe es durchs Internet erfahren. Jedesmal wenn wir uns treffen, nimmt er seinen Ring ab. Zweimal hatte er es vergessen abzunehmen und er krampfhaft versucht die Hand regelrecht zu verstecken, aber ich habe nix gesagt. Aber warum hat er es mir nicht gesagt und warum nimmt er seinen Ring ab, warum hat er überhaupt noch Kontakt mit mir? Ich haben ihn gefragt, warum er noch Kontakt mit mir hat und er hat daraufhin gesagt, weil ich es schön finde. Vor einem Monat (nach drei Jahren!!!!) hat er mich geküsst und danach immer wieder, warum??? Ich habe Angst ihn das zu fragen. Ich möchte ihn schließlich nicht verlieren!!! Erst ist mein einziger Freund. Die Momentane Situation ist, dass ich keine Freunde habe, mich ritze, alles wertlos finde, ich habe mich verloren, meine Gefühle sind total abgestumpft. Jetzt kriege ich Antidepressiva und gehe einmal die Woche zur Psychotherapeutin, weil ich mich aufgegeben habe. Ich kann gar nicht mehr schlafen. Ich kann gar nicht mehr weinen. Wenn mir jemand was schlimmes erzählt, dann lache ich darüber, obwohl ich innerlich geschockt bin. Bei mir ist alles durcheinander geraten.
Ich bin richtig dick geworden (105 kg bei 1,60 m) und wenn ich mir die Bilder von früher angucke, dann kann ich nur darüber lachen, dass ich weil ich normal! aussah, von meinen Schulkameraden ausgelacht worden bin. Mir macht nichts mehr Freude. Ich hätte schon längst einen Schlußstrich für mein Leben gezogen, wenn ich durch ein Glück kein Lymphödem bekommen hätte. Durch mein Lymphödem muss ich zweimal die Woche zur Physiotherapie. Ich freue mich jedesmal, wenn ich hin muss. Als ich meinen Physiotherapeuten (42) gesehen habe (Ich weiß, dass ich irgendwie nur ältere Männer anziehend finde, kann s mir aber nicht erklären warum. Viele haben gesagt, dass ich ein Vaterkomplex habe, aber das glaube ich ganz ehrlich nicht, doch was dann?), da haben wir uns erstmal richtig lange in die Augen geguckt. Für zwei Minuten haben wir beide erstmal gar nichts gesagt, nur tief in unsere Augen geguckt. Ich hatte plötzlich wieder dieses kribbeln im Bauch. Wir verstehen uns richtig gut. Wir machen zusammen quatsch und was weiß ich nicht alles. Wäre er nicht verheiratet und hätte er nicht schon zwei Kinder, dann hätte ich ihnseit dem ersten Tag an sofort geheiratet. Er sagt, dass ich für ihn nicht nur so eine Patientin bin, sondern dass er mein Kumpel ist. Doch jetzt fängt es bei mir innerlich wieder an. Ich möchte mir wehtun, aber so dass er das sieht und mir seine Aufmerksamkeit schenkt, doch wieso mache ich das jedesmal, wenn ich mich in jemanden verliebe. Natürlich, weil ich sei es auch nur einmal von ihm umarmt werden möchte oder sogar einen Kuss kriegen möchte. Doch umarmt hat er mich schon. Ich möchte einfach nur seine Körpernähe haben. Ich weiß aber, dass das nicht richtig ist, doch ich kann das nicht abstellen. Wieso nicht?
Ich würde das ja gerne mal meiner Psychotherapeutin erzählen, doch ir kann ich nicht alles erzählen. Ich lasse immer vieles weg. Ich weiß, dass das nicht sehr hilfreich ist, aber ich kann nicht, weil sie gegenüber von mir sitzt und weil ich mich für diese Sachen schäme.
Deswegen finde ich es gut, dass es "Mein Kummerkasten" gibt. So kann ich anonym etwas loswerden, was ich schon immer loswerden wollte und mich wenigstens so für einen Augenblick nicht einsam fühlen.
Ich danke Euch fürs durchlesen. Das bedeutet mir wirklich sehr viel. Würde mich natürlich auf irgendeine Rückmeldung freuen.

Ganz liebe Grüße
XXX

Anwort von Sabine

Hallo!

Es ist schlimm, was Du alles beschreibst und ich kann mir vorstellen, dass es Dich sehr belastet.
Das Du eine Psychologin zum reden hast, ist sehr gut. Dennoch möchte ich Dir raten, dass Du offen und ehrlich mit ihr sprichst. Ich weiß, wie gut es tut sich alles von der Seele zu reden und Du hast es hier bei uns auch gespürt, dass Du alles loswerden durftest. Mit Sicherheit sind Dir einige Dinge peinlich. Dennoch möchte ich Dir raten offen mit ihr zu sprechen. Du möchtest, dass Dir geholfen wird und das man Dich versteht. Dann lass es auch zu. Sie kann Dir nur helfen, wenn sie auch alles weiß und verstehen kann. Anders kommt man an die Problembewältigung nicht heran. Sie braucht Deine Hilfe, damit sie Dir helfen kann. Deine Hilfe besteht aus der Wahrheit.
Dadurch, dass Du es wieder und wieder versuchst alleine mit Dir auszumachen, wird es nicht besser. Es erdrückt Dich nur noch mehr. Denke einmal darüber nach. Es wird Dir gut tun. Sie hat Schweigepflicht und es sollte Dir nicht peinlich sein. Psychologen haben schon ganz andere Dinge gehört und arbeiten fachmännisch. Sie wissen damit umzugehen. Ihr solltet gegenseitiges Vertrauen genießen.
Sei ehrlich zu ihr und sprich mit ihr über alles, denn so denke ich, kommst Du viel besser voran und es kann Dir schnell geholfen werden, dass es Dich endlich loslässt.

Lieben Gruß