Problem von anonym - 14 Jahre

Angst vor dem Tod

Liebes KUKA-Team,

erstmal: Ihr seid wirklich klasse! Wie ihr auf jedes Problem eingeht und jedem einzelnen so toll helft. Ich bin wirklich begeistert, deswegen komme ich mit meinem Problem auch zu euch. Ich werde es jetzt ein bisschen ausführlicher schildern.

Als ich 8 Jahre alt war erkrankte ich an der Krankheit Boriliose (das ist, wenn man von einer krankheitsübertragenen Zecke gebissen wird). Ich war zwei Wochen im Krankenhaus und durfte drei Wochen nicht in die Schule. Das hat natürlich dazugebracht, dass ich nun besonders Angst vor jeglicher Art von Krankheit hatte- ich wollte nie wieder ins Krankenhaus. Aber eigentlich habe ich alles dann doch ganz gut überstanden.

Als mir meine Freundin allerdings nach den Sommerferien in der dritten Klasse erzählte, dass ihr Onkel einfach so eingeschlafen war und nicht mehr aufgewacht ist, nahm mein Leben eine ziemliche Wendung. Ich hatte super dolle Angst, dass ich einfach einschlafe und nicht mehr aufwachen, oder dass das meiner Familie passieren konnte. Ich habe meiner Mutter natürlich davon erzählt und sie hat versucht, mir zu erklären, dass man nicht einfach einschlafen konnte und nicht wieder aufwachen (zumindest ohne erkennbaren Grund). Aber da half nichts. Nachts konnte ich nicht alleine schlafen und ich litt oft unter Panik Attacken und abends versuchte ich nicht einzuschlafen. Ich habe dann eine Therapie gemacht. Ich musste der Therapeutin mein Problem erzählen, ihr meine Familienleben mit Puppen nachstellen usw. Und ich muss sagen, dass die Therapie sogar ziemlich schnell geholfen hat. Ich konnte wieder in meinem Zimmer schlafen und ich bin auch beruhigt eingeschlafen. Nur leider, hatte ich seitdem (ich weiß auch nicht warum (wahrscheinlich ist es dazu gekommen, weil ich so viel über den Tod nachgedacht habe) einfach nur so Angst, dass meine Familie oder ich, aus welchem Grund auch immer, sterben könnten. Ab dem Zeitpunkt konnten meine Eltern (besonders meiner Mutter) nicht mehr alleine mit dem Hund raus und sie durften auch sonst nirgends ohne mich hin. Auf einer Klassenreise hatte ich solche Angst um meine Eltern und solches Heimweh, dass ich wieder abgeholt werden musste. Und wenn ich meine Mutter, wenn ich doch mal alleine bei einer Freundin war, nicht erreichen konnte, kamen die Panik Attacken wieder. Woanders schlafen konnte ich auch nicht; nicht mal bei meiner Oma...Aber das Problem hat sich dann irgendwie mit dem Älter werden eingestellt. Klar habe ich heute noch Angst, wenn meine Eltern nicht zur abgesprochenen Zeit (z.B. wegen einem Stau) zu Hause sind oder ich sie nicht auf dem Handy erreichen kann, aber inzwischen bin ich so alt, dass ich mir versuche zu erklären, dass sie in einem Stau stecken könnten und es ist alles soweit so gut. Ich wusste jetzt, dass man nicht einfach im Schlaf einschlafen kann, dass ich, wenn ich bei meinen Eltern wäre sie auch nicht vor dem Tod beschützen konnte usw.

Nun hat mich leider das Schicksal getroffen und ich habe im Internet gelesen, dass wieder ein Mädchen eingeschlafen ist und nicht wieder aufgewacht ist. Ich habe nun das Gefühl, dass alles von vorne beginnt...Gestern habe ich mich nicht getraut einzuschlafen und habe noch mal mitten in der Nacht geschaut ob mein Bruder und meine Eltern noch leben.
Ich will auf keinen Fall wieder eine Therapie machen, oder meine Eltern noch mal damit belasten es war damals schon so schwer für sie. Kann ich mein Problem nicht irgendwie versuchen selbst zu lösen? Und vor allem meine Frage, kann man im Schlaf einfach einschlafen und ohne Grund nicht wieder aufwachen?

Das war jetzt alles etwas lang und kompliziert aber ich würde mich super doll über eine Antwort freuen, denn ich will das nicht alles noch mal durchmachen müssen.

Mach weiter so!
Mit freundlichen Grüßen,
F.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, F.!

Niemand schläft gesund ein und wacht nie wieder auf. Wirklich niemand. Ich will nicht absprechen, dass es keine unerkannten Krankheiten gibt, aber wenn man auf die Signale des Körpers achtet, kann es nicht passieren. Ich habe lange in Arztpraxen gearbeitet, viele mit dem Tod zu tun gehabt und glaub mir, bei niemanden kam es wirklich überraschend.

Du kannst Dir den Körper als eine Art Maschine vorstellen. Kein Auto bleibt ohne Grund liegen; es gibt immer einen Defekt. Mir ist neulich mein Mixer durchgeschmort. Und Wochen vorher schon dachte ich immer, was der doch für komische Geräusche macht. Der Vergleich hinkt vielleicht ein wenig, aber vielleicht wird es Dir dennoch etwas klarer.

Der Tod gehört zum Leben dazu. So hart es ist, dass zu akzeptieren. Es ist ein Abschied. Hart, wenn es einen lieben menschen trifft, doch unausweichlich. Menschen können Unfälle haben, Menschen können Krankheiten haben - aber eben nicht alle. Und nicht jedem, der sich verspätet, ist etwas schlimmes passiert. Den Tod gibt es, doch er ist nicht jeden Tag präsent.

Ich glaube nicht, dass Du Deine Eltern schützen musst. Sie möchten wissen, welche Sorgen Dich plagen. Sprich ruhig mit ihnen. Sie machen sich viel mehr Gedanken um Dich, wenn sie merken, dass etwas in Dir vorgeht, Du aber nicht darüber reden möchtest. Dann können sie viel eher auf Dich eingehen, wenn sie sich verspäten anrufen. So denken sie, es ist alles in Ordnung und Du sitzt zu Hause mit dem Kopf voller Gedanken.

Vielleicht hilft Dir ja ein oft gesagter Satz meiner Mutter: 'Wenn etwas passiert, erfahre ich das schneller, als wenn alles in Ordnung ist'. Und es stimmt. Lass es Dir mal durch den Kopf gehen.

Alles Gute!