Problem von anonym (w) - 26 Jahre

Mein Bruder sackt ab

Hallo, ich bin ziemlich ratlos und hoffe vielleicht hier einen Denkanstroß zu finden.
Mein Bruder ist 22 Jahre alt und macht derzeit eine schulische Ausbildung zum Ergotherapeut. Er war immer schon sozial eingestellt und hat während seiner Schulzeit einige Praktika in Gesundheitseinrichtungen/Altenpflege/Behinderteneinrichtungen gemacht und hatte auch freude an dieser Arbeit. Doch schon nach einem halben Jahr auf seiner Schule war er der Meinung, dass er diesen Beruf nicht ausüben möchte. Ich bin der Meinung, dass man niemals eine Arbeit ausüben sollte, mit der man unglücklich ist. Daher respektiere ich seine Entscheidung, nicht als Ergotherapeut zu arbeiten. Er möchte lieber eine Handwertkliche Tätigkeit erlernen. Es ist jedoch so, dass unsere Eltern diese Schule bezahlen müssen und die Ausbildung nicht gerade günstig ist. Daher ist die Meinung meines Bruders nicht angenommen worden und es wurde ihm zu verstehen gegeben, dass er die Ausbildung gefälligst abzuschließen habe. Da mein Bruder ein eigenwilliger Mensch ist, der sich ungern Vorschriften machen lässt und dazu auch noch nie durch Fleiß oder Lernen geglänzt hat, ist es nicht verwunderlich, dass seine Motivation entsprechend gering ist und er nur noch sehr wenig Interesse an seinen Noten zeigt. Er ist jedoch finanziell abhängig von unseren Eltern und kann daher nicht einfach so entscheiden wie ihm beliebt. Die Situation zwischen unseren Eltern und meinem Burder ist außerdem hierbei recht angespannt.

Ein erfolgreicher Abschluss der Ausbildung ist nicht nur gefährdet sondern sehr unwahrscheinlich, wie ich heute erfahren habe. Und das ganze Geld für die Schule, was unsere Eltnern nur schwer entberen konnten, wäre umsonst gewesen. Ich würde gerne mit meinem Bruder reden und ihn davon überzeugen können, trotz seiner Unlust, die Ausbildung zu beenden. Doch derzeit ist das sehr schwierig, da er fast nie Zeit hat und auch immer verschlossener geworden ist. Stattdessen hat er sich ganz und gar seinen Freunden gewidmet. Es handelt sich dabei um seine "beste Freundin" Nicole ihren Mann und die zwei Kinder der beiden, die ein etwas unkonventionelles Leben führen. Ich habe eigentlich nichts gegen diese Familie, dennoch mache ich mir Sorgen, dass er sich immer weiter von mir und unseren Eltern und seinen anderen Freunden entfernt. Seine Freundin Nicole ist für ihn quasi unantastbar, ihre Sichtweise ist für ihn immer die richtige. So habe ich jedenfalls den Eindruck. Er ist also durch Nicole sehr beeinflussbar. Das ist nicht zwingend schlecht, da sie kein schlechter Mensch ist. Dennoch macht es mich stuzig, dass sie ihn so sehr für sich beansprucht, dass er für andere Dinge (u.a. Schule, Familie, Freunde, Schlaf) oft keine Zeit hat. Ich habe mir ihr nicht viel Kontakt, so dass ich diese Situation nicht richtig beurteilen kann, doch ich sehe, dass mein Bruder im Moment nur alle zwei Tage Schlaf findet und den rest der Zeit bei dieser Familie ist. Dass er dort schläft, glaube ich nicht, da Nicole ein Nachtmensch ist, und mein Bruder dann trotzdem morgens noch zur Schule fährt. Ich denke, dass meinem Bruder zwar auch an mir sehr viel liegt, aber meine Ratschläge richten nicht viel bei ihm aus. Also, wie kann ich vielleicht vorgehen, um meinem Bruder zu helfen. Ich weiß, was ich tun würde, nämlich meine Ausbildung abschließen auch wenn es bedeutet, meine Zeit vorrangig mit Lernen zu verbingen. Doch das wird mein Bruder nicht höhren wollen oder gar in Angriff nehmen.

Für eine Antwort bin ich Euch sehr dankbar.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich finde es immer wieder recht schwierig, in solchen Situationen gute Ratschläge zu geben. Denn letztendlich ist Dein Bruder ein erwachsener, eigenständiger Mensch und sollte seine eigenen Entscheidugen treffen. Ob Du, Deine Eltern, seine Freunde die für richtig halten oder nicht - er trifft die Entscheidungen für sein Leben.

Ich selbst würde weniger auf ihn einwirken mit "mach doch", "ich würde machen" oder "so ist es richtig". Viel mehr würde ich fragen, wie es seiner Meinung nach weitergehen soll, wie er seine Zukunft sieht und dann darüber sprechen. Kleine und größere Stolpersteine in seinem Blick auf die Zukunft aufdecken und ihn so auf einen geraden Weg lotsen. Verstehst Du, wie ich es meine?

Alles Gute!
Dana