Problem von Lilly - 15 Jahre

Verzweiflung, totale Lustlosigkeit und Depressionen...

Naja, also wo fang ich an? Ich hab mehrere Probleme.

1. In der Schule:
Ich bin jetzt in der 10.ten Klasse einer Hauptschule, M-Zweig, in Mathe check ich null, was schon immer so war, in Deutsch bin ich eig. ganz gut und in den anderen geht so.
Nur leider weiß ich immer noch nicht was ich werden will.
Eigentlich wollt ich nie in die 10.te, aber mein Vater wollte es und ich weiß warum, nämlich nur, damit er damit prahlen kann, was für eine "intelligente" Tochter er doch hätte.
Man hat mich einfach reingesteckt, von der 7.ten Klasse und ich habs halt einfach über mich ergehen lassen. Naja, die Schule kotzt mich halt an. Zudem bin ich ziemlich schüchtern, am Dienstag muss ich ein Referat halten und ich hab keine Lust. Dann werd ich total nervös und vergess immer die Hälfte.
Dann quäl ich mich jeden Tag um 6.30 Uhr aus dem Bett, ich hab überhaupt keine Lust aufzustehen und bei der Kälte rauszugehen.
Ich hab keine Lust für all die Klassenarbeiten zu lernen. Mir kommt alles so anstrengend vor. Dann frag ich mich, wie die älteren Menschen z. B. meine Oma (ich wohn bei ihr) das so geschafft hat, wie sie es soweit geschafft hat, ich glaube, ich werde nie so alt, weil ich mich zuvor erhängt hab. Ich hab einfach kein Lust mehr auf Schule, auch, weil ich meine 9 Jahre Pflicht schon fertig hab und gar nicht mehr müsste, hätte meine Papa und die damalige, doofe Lehrerin das nicht so bestimmt.

2. Essstörung:
Ja, vor 2 1/2 Jahren ist meine Mama gestorben und da fings an.
Anfangs nur Appetitlosigkeit, ziemlich normal, bei Verlust eines geliebten Menschen, doch dann fings eben an, dass ich mich zu fett gefühlt hab.
Ich war zwar pummelig, aber nicht fett, wie ich jetzt einsehe.
Aber trotzdem hab ich mich da für zu fett gehalten. Hab dann angefangen, weniger zu essen, hab so 5kg abgenommen, Komplimente bla bla. Dann gings mir wieder ganz gut, nur seit ca. 3 Monaten fängst halt wieder an. Ich fühl mich zu fett und hab Probleme mit dem Essen. Zudem hab ich eine komische Ernährunsgweise die so aussieht: Von Mo-Fr. ess ich gar nichts, außer mal nen kleinen Apfel und am Wochenende fress ich mich dann voll. Dann gehts am Mo. wie von vorne los. Meine Oma kriegts nicht so mit, da wir, hört sich doof an ist aber so, eine große Wohnung haben, wo man sich ziemlich gut verziehen kann und eine gute Privatsphäre hat.
Naja, ich nehm mir dann vor, normal und ausgewogen zu essen, klappt zwei Tage, dann wirds mir zu blöd, ich hab keine Lust mehr, hungere wieder, fresse wieder, hungere,...usw.
Ich mach jeden Abend vor dem Schlafen gehen Gymnastik und Übungen.
Keiner merkt was, weder mein Vater, meine Oma und Opa, meine wenigen Freunde,...keiner. Manchmal wünsche ich mir, sie würden es merken und mich in einer Klinik oder Kur schicken, weg von hier, gesund werden. Aber nichts und von alleine sag ich nichts, dann heißts nur Aufmerksamkeit bla bla.

3. Depressionen
Die ich im Moment verstärkt hab. Ich denke fast täglich an Selbstmord, wie ich es mache, stelle es mir regelrecht vor, es reizt mich ständig, meine hervortretenden Adern aufzuritzen. Ich überlege, wie ich an starke Schlaftabletten komme, um von dieser Erde zu verschwinden. Ich stelle mir täglich so viele Fragen. Manchmal will ich nur wissen, warum ich hier bin, aber keine antwortet, wenn, dann sagt jeder was anderes, was soll ich dann glauben? Ich bin immer müde, aber kann nicht schlafen. Manchmal schreie ich förmlich nach Glückshormonen, die meinem Körper wohl fehlen. Ich hab zu nichts Lust. Ich will überhaupt nicht mehr aufstehen.
Ich frage mich, wie ich das alles noch solange aushalten soll, wie ich weiter leben soll, wie soll ich die nächsten 50 Jahre schaffen?
Zwischen hungern und fressen, lachen und weinen, immer müde, lustlos, depressiv, kurz vorm verzweifeln, ständig am überlegen, wie ich mich am besten umbringe.
Ich bin sowieso anders. Auch passe ich nicht in meine Familie. Meine gesamte Familie, also Eltern, Großeltern, Onkel Tanten, Cousinen,...rauchen, nur ich nicht. Die Jüngeren und auch Älteren feiern, gehen weg, saufen, haben Spaß, aber ICH, ich hab an all dem kein Interesse. Ich vergrab mich lieber in meinem Zimmer und lese Romane über Massenmorde. Schon mit 4 durfte ich auf eigenen Wunsch Horrorfilme gucken, meine Eltern waren da sehr locker. Während andere Trickfilme geguckt haben, hab ich Horrorfilme geguckt.
In der 1.ten Klasse hab ich kein Wort gesprochen. In der 2.ten Klasse hatte ich eine Freundin und hab nur wenig geredet.
Außerdem hab ich neuerdings plötzliche Magenkrämpfe.
Ich hab noch keinen Freund, was mit 15 nicht außergewöhnlich ist, wie ich denke, nur meine Oma meint, alle hätten schon einen Freund, aber ich würde nie einen bekommen, weil ich nie rausgehe und so schüchtern bin. Ich geh nicht viel raus, aber "nie" stimmt nicht. Ich gehe gerne in kleine Cafes und Bibliotheken. Muss man denn immer raus?
Und ich interessiere mich nicht für gleichaltrige Jungs, ich finde ältere Männer ab 30 viel interessanter. Alle gucken nur, aber keiner spricht mich an. Jeder sagt mir, wie hübsch ich doch sei, warum verdammt nochmal spricht mich dann keiner an????
"Hast du schon einen Freund?" "Nein". "Hmm...du bist doch hübsch, kann ich mir gar nicht vorstellen". Bla Bla, am liebsten würd ich ihnen eine knallen.
Und ich hab gemerkt, dass ich mich auch für Mädchen interessiere, dass ich Mädchen hübsch finde, also so, wie ich einen Jungen hübsch finde. Also denke ich, dass ich wahrscheinlich bisexuell bin. Das würd ich natürlich niemanden sagen, sonst würde wahrscheinlich keiner mehr etwas mit mir zu tun haben wollen.
Ich bin eine Egoistin, Narzistin und ein Miststück. Ich rede mit manchen Menschen nett und wenn sie weg sind, lache ich über sie oder schimpfe über sie. Manchmal hab ich keine Macht über mich, es kommt einfach so aus mir heraus. Ich mach mich über andere lustig.
Oh man, ich fühle mich elend. Ich lebe eigentlich nur noch für meine Katzen. Ich liebe meine Katzen. Manchmal denke ich darüber nach, meinen Kater zu heiraten. Krank oder?
Sowieso denke ich, dass ich meinem Leben in den nächsten 2 Jahren ein Ende setzen werde. Ich bin einfach fehl am Platz. Nicht für diese Welt gemacht.

Ich musste das jetzt einfach loswerden. Wenn Sie glauben, Sie können mir auch nur irgendwie helfen, dann tun sie das bitte und sagen es mir. So wie alles jetzt ist, will ich nicht mehr.
LG Lilliana.

Anwort von Diana

Hallo liebe Lilly,

seit dem Tod Deiner Mutter vor 2 1/2 Jahren fühlst Du Dich einfach wie niedergeschmettert. Dieser Schmerz zerfrisst Dich innerlich, nimmt Dir jegliche Energien und lässt Dich dabei in ein tiefes, dunkles Loch fallen.
Du hast grundsätzlich keine Lust, morgens aus dem Bett aufzustehen. Siehst vielleicht keinen Sinn mehr darin, für die Schule (bzw. für Dich!) zu pauken, da Du sowieso noch keine Pläne für Deine Zukunft hast.
Du bestrafst Dich selbst dafür, indem Du auf Mahlzeiten verzichtest, teilweise gar nichts oder nur "einen kleinen Apfel" isst. So versuchst Du auch nach der Aufmerksamkeit und Liebe Deiner Familie zu schreien und weinen.
Du hast das Gefühl, dass sie Dich nicht richtig wahrnehmen, Deine Problemlage nicht richtig erkennen.
Und weil sie Dich nicht wahrzunehmen scheinen, denkst Du sogar daran, ins Äußerste zu gehen: Dich selbst zu verletzen oder gar umzubringen!

Du fühlst Dich wie in einem dunklen Loch versickert. Einem Loch, aus dem es keinen Ausgang zu geben scheint. Du weißt nicht, wie Dein Leben, das Dir im Moment noch so gähnend leer scheint, weiter gehen soll...
Du spürst Dich selbst nicht mehr.
Dir fehlen Die Ziele vor Augen.

Du willst aber Dein Leben endlich in die Hand nehmen, etwas daraus machen! Du strebst nach Lösungen, sonst hättest Du uns ja nicht geschrieben!
Die Einsicht und der Wille, sich selbst zu helfen (und helfen zu lassen) ist also schonmal Dein richtiger Weg, aus diesem dunklen Loch sozusagen herauszuklettern!

Die Ziele fangen natürlich erstmal klein an- Du bist ja noch sehr, sehr jung! Zunächst überlege Dir doch einmal, was Du gerne machst oder geren machen würdest: Interessierst Du Dich für eine bestimmte Sportart- z. B. Aerobic, Turnen, Tanzen, Badminton, Schwimmen, Volleyball, Fußball oder Leichtathletik? In Deiner Ortsgemeinde/an Deiner Schule/Jugendzentren gibt es ganz sicher viele, verschiedene Vereine und AG-Angebote, denen Du beitreten könntest. Oder interessierst Du Dich z.B. für Musik? Würdest Du gerne ein Instrument spielen? Zeichnest oder fotografierst Du gerne? Schreibst Du gerne Gedichte oder Geschichten?
Es gibt Unmengen an Hobbies, die Du für Dich entdecken kannst...
Überlege Dir etwas, was Dir Spaß machen könnte und sprich Deinen Vater oder Deine Oma konkret darauf an. Sie werden sich sicherlich über Deine Eigeninitiative freuen und Dir gerne bei der Suche und Finanzierung helfen.
In einem Verein lernst Du auch sicherlich schnell Leute auf Deiner Wellenlänge kennen.
So wirst Du Dich ablenken können und Dich (wieder) von einer ganz anderen, positiven und dynamischen Seite kennen lernen können.

Solltest Du Deine ESSSTÖRUNGEN jedoch nicht mehr in den Griff bekommen, kann ich Dir nur dringend raten, Dir professionell helfen zu lassen.
Magersucht ist eine sehr ernstzunehmende Erkrankung. Deinem Körper das Essen zu verweigern ist nicht nur extrem gesundheitsschädlich (vor allem in Deinem Alter!!!), es kann auch mit dem HUNGERTOD enden.
Wenn Du tatsächlich in fünf Tagen nur einen Apfel isst, bist Du garantiert an Magersucht erkrankt.
Essen ist das, was uns Menschen Energie gibt und am Leben erhält.
Entsprechende Beratungsstellen und Psychologen aus Deiner Nähe findest du im Telefonbuch.

Liebe Lilly, wirf Dein junges und wertvolles Leben nicht einfach so hin, ich bin mir sicher, dass auch Du Deinen Weg zurück in die Lebensfreude finden wirst!

Ich wünsche Dir dabei alles Gute und ganz viel Kraft!
Deine Diana vom KuKa-Team!