Problem von Sarah - 13 Jahre

Ich denke immer öfter ans Ritzen!

Liebes Kummerkasten Team,

Ich habe ein rießen Problem. Und zwar habe ich mich vor 3 - 4 Monaten mal geritzt, was davor auch schon vorgekommen ist, aber ich habe jetzt eben damit aufgehört. Jedoch habe ich in letzter Zeit immer mehr das Bedürfnis mich wieder zu ritzen, obwohl eigentlich alles so läuft wie es sein soll. Also ich bin nicht unglücklich oder sowas, Ich will mich einfach wieder ritzen. Ich habe Angst das ich danach süchtig bin und nicht mehr aufhören kann!
Ich will es zwar nicht, und ich weiß das ich wahrscheinlich Hilfe brauche, aber ich möchte nicht zum Psychiater oder soetwas!
Gibt es noch andere Wege mir zu helfen?
Liebe Grüße Sarah

Anwort von Andrea

Liebe Sarah,

schau mal dir das hier an:
Ich ritze mich, was kann ich tun?


Selbstverletzendes Verhalten greift in den Industrieländern mehr und mehr um sich. In Deutschland wird derzeit mit etwa 800.000 Betroffenen gerechnet, die Tendenz ist steigend. Es sind besonders Jugendliche und junge Erwachsene weiblichen Geschlechts betroffen. Sie versuchen mehrheitlich durch Schnitte in die Arme, in leichter Form "Ritzen" genannt, nicht mehr auszuhaltenden Stress, seelischen Kummer oder innere Leere abzubauen. Gründe für SVV liegen oft in traumatischen (Kindheits-)Erlebnissen, Depressionen, Mobbing usw. Wie die meisten anderen psychischen Störungen und Erkrankungen ist auch SVV ein Tabu-Thema. Das Phänomen Selbstverletzung scheint in der Öffentlichkeit nicht zu existieren. Die Unwissenheit in der Bevölkerung und die fehlende Akzeptanz von psychischen Störungen allgemein macht die Situation für selbstaggressive Menschen und deren Angehörige schwierig. Die Betroffenen verbergen ihre Verletzungen und Narben - teils aus Scham, teils aus Angst. Das Umfeld reagiert zu oft mit Unverständnis, Vorurteilen oder Ignoranz. An Hilfe wird in dem Zusammenhang selten gedacht.

http://www.rotelinien.de/

Häufige Erscheinungsformen bei der ?offenen Selbstverletzung? sind:
? Schneiden
? Ritzen
? Kratzen
? Zwicken
? Klemmen
? Beißen
? Offenhalten bzw. Aufkratzen von Wunden / Wundschorf (auch Pickeln, Mückenstichen o.ä.)
? Aufkratzen der Haut
? Stechen
? Ausreißen von Haaren, auch Wimpern oder Augenbrauen
? Verbrennungen
? Verätzungen mit Säuren oder Laugen
? Verbrühungen
? Quetschungen von Körperteilen
? Heftiges Schlagen von Kopf oder anderen Körperteilen an Wände etc.
? Abschnürungen, um Durchblutungsstörungen hervorzurufen
? Schlucken von giftigen Substanzen
Zu den ?bevorzugten? Körperteilen gehören (in dieser Reihenfolge):
? Arme, vor allem Unterarme und Handgelenke
? Beine, vor allem Oberschenkel
? Bauch
? Kopf / Gesicht
? Brust
? Genitalbereich
Als wahrscheinlich größte Hilfe oder Voraussetzung, um adäquat helfen zu können (wobei das mit dem Helfen nicht unbedingt der Anspruch sein muss, aber durch angemessene Reaktionen hilft man sicherlich schon), denke ich ist das Verstehen oder zumindest das Bemühen, die (für einen selbst vielleicht völlig unverständliche) Handlung zu verstehen. Das heißt sich auch mit den möglichen Ursachen auseinander zusetzen, was für viele Nicht-Betroffene auch schon sehr schwierig sein kann, weil die Erfahrungen, die die Betroffene gemacht hat, einfach sehr heftig sein können. Das ist oft schwer auszuhalten und dieser Grad hängt sicher noch ganz eng mit der Beziehung zur Betroffenen und der evtl. eigenen ?Verwicklung? in diese Erfahrung zusammen, ob nun als ?Selbst-Betroffener? oder als Mitakteur an der Erfahrung.
Je nachdem, in welcher Beziehung man sich nun zur Betroffenen befindet, versteht man das Verhalten, weil man die Ursachen für dieses Verhalten kennt, werden einem (plötzlich) vielleicht auch viele kleine Situationen bewusst, in denen man nicht nachvollziehen konnte, warum sich diese Person jetzt verletzt, z. Bsp. wenn sie besonders schöne Momente erlebt hat. Weiß man dies aber, kann man entsprechend damit umgehen, wobei dies nicht heißt, man muss nun sämtliche Situationen, von denen man weiß, dass sie SVV auslösen werden, meiden ? man muss sich nur entsprechend damit auseinandersetzen.
Wenn man bemerkt, dass sich jemand selbst verletzt oder auch, wenn man die Vermutung hat, sollte man die Person darauf ansprechen. Die Befürchtung der ausgelösten Verlegenheit liegt wohl eher auf der eigenen Seite. Die meisten Betroffenen fühlen sich dadurch erleichtert, denn wenn man es schon bemerkt, dann gab es auch ein Signal und auch, wenn dieses widersprüchlich sein mag, Ansprechen hilft und erleichtert die Betroffenen meist, weil sie nicht selbst davon anfangen müssen (was sie oft auch nicht können). Dies ist schon eine Form der so ersehnten und notwendigen Aufmerksamkeit und Zuwendung, die Betroffene brauchen. Hier muss man nur wieder aufpassen, die richtige Balance zu finden: also nicht nur bei Selbstverletzung = Aufmerksamkeit & Zuwendung ? dann werden die Selbstverletzungen evtl. noch zunehmen. Das umgekehrte (also das Ignorieren) wird aber zum selben führen. Das heißt also den Betroffenen auch sonst Aufmerksamkeit, Fürsorge, Liebe zukommen lassen und in Situationen von SVV nachfragen und hier auch ruhig genauer: also zum Beispiel: Wie hat sie sich vor der Selbstverletzung gefühlt? Warum musste sie sich schneiden (was sollte weggeschnitten werden)? Wie fühlte sie sich hinterher?...
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der der direkten praktischen Hilfe, also der Versorgung der Wunden. Man muss abschätzen, ob es ausreicht die Wunde selbst zu versorgen (hier kann man auch den Part des Versorgens übernehmen, sollte aber immer auf seine eigenen Grenzen achten und vor allem auch abschätzen, was das für evtl. Folgen nach sich zieht) oder ob die Betroffene ärztliche Hilfe benötigt. Wichtig ist nur, dass man, wenn es einem selbst schwer fällt, die Wunde zu versorgen, betont, dass dies nichts mit der Person zu tun hat ? die Verletzung löst vielleicht Abscheu oder Angst aus, aber nicht die Person (Mir geht dies auch so, ich kann mir schwere Verletzungen (am besten noch mit viel Blut) nicht anschauen, weil mir dann einfach mulmig, schwindlig, schlecht wird). Der Aspekt der Grenzsetzung ist also ein ganz wichtiger Punkt bei der Hilfe. Es nützt zum Beispiel nichts, der Betroffenen eine bedingungslose Unterstützung zuzusagen, wenn man dazu gar nicht in der Lage ist, also damit überfordert wäre ? ob nun aus rein lebenspraktischen Gründen (z. Bsp. Zeitfaktor) und / oder auch aus psychischen Gründen. Damit geht es weder der Betroffenen noch ihnen gut. Dann lieber eingeschränkte, aber genaue Absprachen treffen und diese auch einhalten.
http://www.selbstverletzung.com/html/umgang_mit_svv.html

Alternativen

? Versuche Dich zu entspannen bzw. abzulenken, z.B. Tief durchatmen, Baden, Musik hören, Lesen, Fernsehen...
? Mit jemandem sprechen (ein Freund, Therapeut oder Telefon-Krisendienst)
? Versuche, möglichst nicht alleine zu sein (einen Freund besuchen, einkaufen, spazierengehen)
? Tagebuch schreiben bzw. schreibe das auf, was Du momentan fühlst, was Dir durch den Kopf geht
? Versuche deine Gefühle kreativ umzusetzen, z.B. durch Zeichnen
? Trage ein Gummi um Dein Handgelenk und laß es schnalzen, wenn Du den Drang hast, Dich selber verletzen zu wollen.
? Male Dir rote Striche mit wasserlöslichen Filzstiften auf die Haut anstatt zu schneiden.
? Presse Eiswürfel an Deine Haut. Die Kälte ist zwar schmerzhaft, aber weder gefährlich noch gesundheitsschädlich.
? Versuche Dich nicht in Versuchung führen zu lassen, d.h. halte Dich nicht an Orten auf, wo du z.B. deine Klingen aufbewahrst
? Versuche Deine Aggressionen loszuwerden (Schlag auf ein Kissen oder eine Matratze, geh nach draussen und schrei alles aus Dir heraus)
? Suche Dir eine Sportart, bei der Du Deinen inneren Stress abbauen kannst
? Weine, wenn du kannst. Du fühlst dich besser, wenn die Tränen erst einmal raus sind.
? Tu irgendetwas mit deinen Händen (Malen, Zeichen, Aufräumen, Abwaschen, Hausarbeiten)
? Schreibe einen Brief an die Person, die Dich traurig oder wütend macht bzw. die Dich verletzt hat.
? Schreibe Dir Deinen ganzen Frust von der Seele, verfasse Kurzgeschichten oder Gedichte.
? Mach Musik, spiele ein Instrument spielen oder erlerne es.
? Höre laut Musik und versuche dich voll auf das Lied zu konzentrieren, lasse dich sozusagen davon fesseln.
? Versuche Deine Gefühle mitzuteilen anstatt sie zu schlucken oder sie für Dich zu behalten.
? Nimm den Gegenstand, mit dem du dich sonst selber verletzt und richte es dieses Mal gegen etwas anderes als dich selbst.
? Sage Dir, dass Du Dich in 15 Minuten immer noch verletzten kannst. Versuche nach den 15 Minuten, ob du es nochmal 15 Minuten aushälst.
? Schreib eine Liste mit Gründen, warum du das Schneiden aufhören wirst. Immer wenn du dann den Drang verspürst, dich selber zu verletzen, lies die Liste als Erinnerung daran, warum du es jetzt nicht tun solltest.
? Wenn Du kurz davor bist Dich zu verletzten, versuche nachzudenken: Warum mache ich das? Möchte ich es wirklich? Hilft es mir? Was werden die Folgen sein? Möchte ich mit diesen Folgen leben?
? Wenn der Drang dennoch nicht weniger wird, erlaube Dir das SVV, aber bestimme woher wie weit und versuche die Grenze nicht zu überschreiten.
http://www.rotetraenen.de/?main=svv&sub=was

Die Links zwischendrinnen, können dir ganz gut weiter helfen!

Lieben Gruß
Andrea