Problem von Candela - 19 Jahre

Feedback: Verzweifelt

Feedback zum Problem "Verzweifelt"

Hey du,
ich möchte dir gerne etwas zu deinem Problem schreiben; ich weiß dies bezüglich wovon ich rede. Zumindest habe ich die Erfahrung gemacht, wie es in einer stationären Klinik ist...Ich war selber da, weil es mir psychisch sehr schlecht ging...UND ja, die Entscheidung für solch`einen Schritt, sich stationär behandeln zu lassen, ist alles andere als einfach.Ich wollte das zuerst auch nicht machen, dachte, dass sei überhaupt nicht nötig, habe die Augen vor meinen Problemen "verschlossen". ABER, es hat sich wirklich so unbeschreiblich positiv auf meine psychische Verfassung ausgeübt. Nein, ich bereue meine Therapie nicht, auch wenn es viele gibt, (leider!) die einem in der Hinsicht mit Unverständnis begegnen oder das sogar belächeln. Leider sind psychische Probleme in unserer Gesellschaft immer noch ein "Tabuthema" und ich bin der Meinung, dass das auch ein entscheidener Grund ist, weshalb viele mit ihren Problemen alleine bleiben und sich vor einer ambulanten bzw. stationären Therapie scheuen. Aber,! es ist ganz und gar keine Schwäche, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht. Nein, viel mehr würde ich sagen, dass es ein Zeichen von Stärke ist, seine Probleme als solche zu erkennen und den Mut aufzuwenden, einen Arzt /Psychologen aufzusuchen bzw. sich nach einem stationären Therapieplatz zu informieren. Das Schlimme an der Sache ist nur, dass viele einen komplett falschen Eindruck von einer psychosomatischen Klinik haben, weil sie sie mit einer Psychatrie gleichsetzten. Das ist ein sehr weit verbreitetes Problem. LEIDER!!! Es ist einfach die Unerfahrenheit der anderen, die zu solchen Vorurteilen bzw. Beurteilungen führt. Man ist dort anders als in einer Psychatrie auf freiwilliger Basis, weil man an sich arbeiten möchte, weil man bestimmte Verhaltensmuster ablegen möchte und um sinnvollere, positivere zu erlernen. Um sich mit seinen Problemen auseinander zu setzen, sich ihnen zu stellen und um nach einer Lösung zu suchen. Man hat die Möglichkeit, Sport zu treiben, egal was für Sport, es ist für jeden etwas dabei. Außerdem kann man bestimmte Entspannungsverfahren erlernen wie z.B. Yoga,Pilates, Autogenes Training oder aber auch Muskelentspannung nach Jakobsen...und vieles mehr. Natürlich wird man auch durch einen Psychologen individuell nach den Bedürfnissen des Patienten betreut. Es werden ca. 2 Mal wöchentlich Gespräche geführt, die in den meisten Kliniken auf die Tiefenpsychologie zurückgreifen. Das heißt also, dass vom Kindesalter an, vergleichbar mit einer Zeitleiste, alle wichtigen Ereignisse behandelt bzw. zuerst einmal thematisiert und dann analysiert werden... Das mag jetzt wahrscheinlich irrsinnig mühsam klingen, aber der Psychologe führt einen langsam heran, so dass man jeder Zeit die Möglichkeit hat, einen "Cut" zu setzten, wenn es einem einfach zu viel wird. Des Weiteren gibt es Gruppentherappien in den unterschiedlichsten Bereichen wie im künstlerischen, tänzerischen...Bereich. Es ist auf jeden Fall für jeden etwas dabei, wo dann in einer kleinen Gruppe über die jeweiligen Probleme gesprochen wird. Das Schöne daran ist, dass man sich die Meinung der anderen einholen kann und man das Gefühl bekommt, dass man nicht alleine ist. Du wirst merken, dass du dich verstanden und angenommen fühlst und zwar so, wie du bist und nicht!, wie andere es gerne hätten...Man lernt so viele nette Leute kennen, die Probleme unterschiedlichster Art haben, und ja, es sind Leute wie du und ich... Viele meinen aus Unwissenheit, wir seien "gestört!", nur weil wir nicht in deren Schema passen?! Ich kann es einfach nicht begreifen... Psychische Probleme findet man in alllen Schichten.Glaub mir, du bist nicht alleine, es gibt so viele, denen es ähnlich geht wie dir und vor allem gibt es so viele junge Menschen, die psychische Probleme haben. Der Druck der Gesellschaft nimmt leider einfach immer mehr zu, und macht es dann alles andere als einfach...
Ich an deiner Stelle würde mich mit der Entscheidung nicht unter Druck setzen...Lass dir Zeit für deine Entscheidung, das ist ganz wichtig, denn eine Therapie zu machen, ohne wirklich "voll und ganz" dahinter zu stehen, bringt nicht wirklich viel...Es muss auch viel durch dich selbst geschehen; die Klinik alleine,kann dich nicht "heilen", aber sie kann positiv dazu beitragen und dich auf den richtigen Weg bringen. Nur welchen Weg du dann letztendlich gehst, liegt in deiner Hand...
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut für alles was kommt! Würde mich sehr freuen, wenn du uns vllt. mitteilen würdest, wie du dich entschieden hast...!
Ich hoffe, dass viele mein Geschriebenes lesen werden, damit psychische Probleme endlich kein Tabuthema mehr bleiben und man damit offener umgehen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass "schlecht" über einen geredet wird oder sogar dass die Probleme von anderen belächelt und bagatellisiert werden.
P.S : Sprich nie Böses
von einem Menschen,
wenn du es nicht gewiss weißt!
Und wenn du es gewiss weißt,
so frage dich:
Warum erzähle ich es!
Candela

Anwort von Andrea

Danke Candela für dein Feedback