Problem von andi - 33 Jahre

Tod eines Arbeitskollegen

hallo,

vor ca. 3 monaten erhielt ich, wie viele in unserer firma, die nachricht, einer unserer kollegen (42 jahre) sei an krebs erkrankt. es war gleich die rede davon, dass es ihn übel erwischt habe, der tumor hatte bereits gestreut...etc.

er war immer ein sehr ruhiger zeitgenosse, aufgeschlossen - sah gut aus und man munkelte in der firma er sei wohl mal enttäuscht worden (von einer frau) und seitdem habe er mit frauen wohl nix mehr am hut (ob das aber genaus so stimmt weiss ich nicht).

ich hatte mit ihm nur beruflich zu tun, als ich jedoch diese "geschichte" mit dem "gebrochenen herzen" hörte, dachte ich mir immer - naja, wenn die richtige kommt... insgeheim hoffte ich für ihn schon, dass er den frauen viell. noch mal eine chance gibt. er wirkte so - wie ein familienvater eben, ausgeglichen, sportl. vom stadtrand etc...

es ist so unfair, die echt netten bekommen immer nur aufs dach und die schwerenöter kommen immer weiter im leben...

jedenfalls glaubte ich nach dieser hiobsbotschaft (krebs) fest an die medizin. ich arbeite selbst in einem bereich, in dem man mit solchen diagnosen in kontakt kommt und wusste schon dass er nicht die beste ausgangssituation hat... dass es allerdings so drastisch ist, dass er nach knapp 3 monaten verstirbt, hätte ich nie gedacht.

jetzt ist er tot. ich bin unendlich traurig. 2 tage nach der bekanntgabe habe ich es dann tatsächlich realisiert und jetzt geht es mir schlecht. habe ihn gegoogelt und da war ein foto von ihm. das habe ich mir auf den rechner kopiert. beinahe wäre ich noch in sein "dorf" gefahren um ihn viell. nochmal sehen zu können. mittlerweile frage ich mich, ob das alles noch normal ist.

er war ja kein enger freund oder gar bekannter -es tut mir nur so schrecklich leid, dass er mit dieser enttäuschung jetzt sterben musste und überhaupt sterben musste. jedenfalls bin ich regelmäßig am weinen, habe magendruck und kopfweh (wahrsch. vom weinen). auf die beerdigung heute konnte ich nicht gehen. als ich hörte wie einige meiner kollegen (ganz in schwarz versteht sich) in der eingangshalle, auf dem weg zur trauerfeier, rumlachten - bin ich total wütend geworden.zudem waren wohl 200-300 leute dort, zuviel leute für mich.

ich möchte alleine dort sein - in ruhe abschied nehmen. ich komme mit alleine sein ganz gut klar, gut paar freunde habe ich,aber die haben auch nicht gerade dann zeit, wenn es mir nicht gut geht...oder bei diesem thema mag eh keiner was sagen, warum weiß ich nicht...

diese sachen kann ich jedoch niemandem erzählen, oder fragen warum ich mich so verhalte oder warum ich diese dinge tun möchte (hab heute im geschäft im intranet, alte bilder aufgerufen und geschaut ob er da fotografiert wurde etc) - es mag niemand über dieses thema reden.

könnt ihr mir sagen, warum mir das ganze soo zu herzen geht und warum ich diese merkwürdigen aktionen starten muss bzw starte (bilder kopieren etc)

ich wäre euch sehr dankbar wenn ihr mir etwas klarheit verschaffen könntet ich bin mit todesfällen nicht so in kontakt gekommen (mein onkel -hatte ich keinen bezug, mein opa - weine ich heute noch drüber, auf der beerdigung war ich nicht)

liebe grüsse und vielen dank im voraus
a.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Andi!

Der Tod kann einiges in uns auslösen; auch wenn es jemand ist, den wir nur flüchtig kannten oder wie Du, nur auf beruflicher Ebene. Dieses 'für immer' drückt mächtig auf die Seele. Und es macht auch immer wieder deutlich, wie schnell das 'für immer' so nah sein kann. Das kann Angst machen.

Vielleicht versuchst Du, das für Dich abzuschwächen, indem Du sein Bild auf dem Rechner hast? So ist er für Dich noch da und der Tod nicht so nah an Deinem Leben passiert? Vielleicht verbindest Du es mit dem Tod Deines Opas, um den Du noch immer so trauerst? Ich kann Dir Deine eigenen Beweggründe nicht erklären; aber Du kannst sie herausfinden, indem Du Dir die Frage beantwortest: Warum geht es mir besser, wenn ich...

In der Firma wurde viel über ihn gemunkelt; von Enttäuschungen ist / war die Rede und davon, dass er von Frauen nichts mehr wissen will. Bei solchen Gerüchten frage ich mich meist, wieviel davon wohl stimmt? Was weiß man denn wirklich von diesem Menschen, über den bei einer Tasse Kaffee geschwätzt wird? Es kann immer auch anders sein... und ich kann mir vorstellen, dass das ein Teil von dem ist, der Dich jetzt so bewegt.

Alles Gute!
Dana