Problem von Anne - 25 Jahre

Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen

Ich hatte es als Kind nicht besonders einfach mit meinen Eltern, sie haben sich scheiden lassen als ich noch sehr klein war. Ich bin die mittlere von 3 Kindern. Meine Mutter wurde zur Wendezeit arbeitslos, fiel in tiefe Depressionen. Wir hatten kaum Geld, durften aufgrund unserer Wohnsituation keine Freunde einladen, durften auch nirgendwo hin. Überall hat sie die Gefahr gesehen, wir könnten jemandem von unserem schlechten Leben erzählen. Meine Schwester hat sie sehr oft verprügelt, selten nur mit den eigenen Händen.
Damit unser kleiner Bruder etwas zu essen hatte, mussten wir tagelang hungern, sehr oft haben wir uns in den Schlaf geweint. Meine Geschwister haben sich in die Drogensucht geflüchtet. Meine Schwester ist seit 2-3 Jahren endlich wieder dabei ein normales Leben aufzubauen. Trotz alledem haben wir nie den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen. Als ich meine Tochter zur Welt gebracht habe, habe ich jedoch gemerkt, wie meine Hassgefühle in mir immer größer wurden. Da wollte sie mir plötzlich etwas über Kindererziehung beibringen... Ich habe bisher alles in mich reingefressen, nie reagiert. Außerdem war es einfacher, seinen beruflichen Alltag nachzugehen, wenn man den Rückenhalt von Familie spüren konnte. Die Kinderbetreuung nach dem Kindergarten war gesichert.
Eines Tages hat mir mein Töchterchen erzählt, dass die Oma in der Wohnung raucht,wenn es anwesend ist. Das war ein Thema, welches ich eigentlich schon seit der Schwangerschaft immer wieder mit ihr besprochen habe. Sie hatte zugesagt, solange sie mein Kind behütet auf das Rauchen zu verzichten.
Ich habe sie also darauf angesprochen, es kam zu einem fürchterlichen Streit. Sie wollte nicht einsehen, dass sie meiner Tochter mit ihrem Verhalten krank macht, mir hätte es ja damals auch nicht geschadet... Ich habe ihr angeboten, dass sie sich die Sache nochmal überlegen kann und wenn sie ihre Meinung zu diesem Thema ändert, ich wieder einlenken werde.
Das war vor einem halben Jahr. Sie hat mir kurz darauf noch einen Brief geschrieben, der nur so von Vorwürfen wimmelte. Ich sei egoistisch, rechthaberisch. Und sie habe mich doch so lieb.
Geantwortet habe ich nie.
Ich denke oft daran, dass ich gern eine heile Familie hätte. Meine Vergangenheit kann ich aber dennoch nicht vergessen. Ich hasse meine Mutter für alles, was sie uns angetan hat und es macht vieles einfacher, sich nicht täglich mit diesem Thema auseinandersetzen zu müssen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob meine Entscheidung, den Kontakt abzubrechen auch wirklich in Ordnung war. Schließlich hing auch meine Tochter sehr an ihrer Oma. Sehe ich die Sache vielleicht wirklich zu verbissen? Sollte ich einlenken?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Anne!

Ich kann nicht beurteilen, ob es richtig oder falsch war - das kannst nur Du selbst. Wie Du Dein Leben führen möchtest, welche Menschen Du daran teilhaben lassen möchtest und kannst, bleibt allein Deine Entscheidung.

Fühlst Du Dich ohne den Kontakt besser? Sicher ist es wohl leichter, wenn man sich nicht tagtäglich mit der Vergangenheit und der jetzigen Situation auseinandersetzen muss - aber hat Dir diese Entscheidung nicht neue Dinge gegeben, über die Du nun grübelst?

Ich persönlich würde ebenso nicht wollen, dass jemand im Beisein meines Kindes raucht. Und ich bin eine Freundin von Mittelwegen und Kompromissen. Zwischen Kontaktabbruch und sie nicht mehr oder nicht mehr häufig mit dem Kind allein lassen, gibt es eine Menge Wege. Ob Du einen davon gehen möchtest, bleibt wie gesagt bei Dir.

Vielleicht möchtest ihr auch gemeinsam bei einer Familienberatungsstelle die Vergangenheit und die Ängste aus Deiner Kindheit aufarbeiten? Auch das ist ein Weg.

Alles Gute!
Dana