Problem von Anonym - 19 Jahre 06.11.08

Mutter und Alkohol + mein Gewissen

Hallo,

meine Mutter ist seit ungefähr 15 Jahren alkoholabhängig... Sie trinkt phasenweise, also nicht jeden Tag und natürlich nur heimlich.
Das hat mich schon in meiner Kindheit begleitet.
Meistens ist sie dann agressiv oder verfällt dann auch in depressive Laune, was mich sehr sehr belastet.
Ich wohne mit ihr im gleichen Haus, also in der Wohnung über ihr, was zugleich auch das größte Problem ist.
Meine Eltern sind seit 1996 geschieden und haben kein gutes Verhältnis zueinander. Ich habe erst seit ca. einem Jahr wieder richtigen Kontakt mit meinem Vater, da ich einfach versuche mit ihm auszukommen und ab und zu zu ihm fahre... er ist ein schwieriger Mensch, meistens egoistisch und hat keine gute Meinung von meiner Mutter, genau wie umgekehrt. Da ich aber nach vielen Jahren einfach das Bedürfnis hatte meinen Vater richtig kennenzulernen (ich sah ihn davor das letzte mal als ich 6 war) beschloss ich, den Kontakt wieder aufzubauen.

Nun gibt es eine sehr schwierige Situation.
Ich wohne ja mit meiner Mutter in einem eigenen Haus, von dem vorher die obere Wohnung (in der ich jetzt lebe) vermitet war. Wir hatten riesigen Ärger mit unserer Mieterin , was meine Mutter sehr belastet hat. Es ist gegen Ende fast in einen Krieg zwischen Ihr und der Mieterin ausgeartet, da die Mieterin sich mehrere gröbere Dinge geleistet hat, die mich und meine Mutter sehr getroffen haben (Beleidigungen, Verbreitung von Gerüchten, Beschädigung der Wohnung etc.). Hört sich alles extrem an.. war es auch, obwohl die Frau anfangs so einen guten Eindruck machte.
Naja dann ergab sich die Möglichkeit für mich in die obere Wohnung einzuziehen, da mein Vater anbot neben dem Unterhalt für die künftig wegfallende Miete aufzukommen, damit ich oben leben kann. Meine Mutter war anfangs sehr sehr froh darüber, vor allem weil sie die lästige und anstrengende Mieterin los war. Sie hat sich darüber gefreut, dass nun endlich Ruhe im Haus eingekehrt war.

Nun heute hatte sie wieder getrunken und machte mir starke Vorwürfe von wegen ich hätte mich von meinem Vater kaufen lassen, da sie nun teils finanziell von ihm abhängig wäre und ich oben ausziehen soll... es war das erste Mal, dass sie mir gesagt hat ich solle oben ausziehen. Sie sagte, mein Vater solle sich doch bitte um eine andere Wohnung für mich bemühen.
Das Problem ist, dass ich einfach nicht normal mit ihr reden kann, wenn sie betrunken ist, da sie meistens Zusammenhänge durcheinander bringt oder einfach nur wirren Kram erzählt und agressiv oder depressiv ist.
Also beschloß ich das Gespräch auf heute Abend zu verlegen, da ich die Hoffnung hatte, sie sei bis dahin wieder nüchtern.

Nunja eben bekam ich mit, dass sie immernoch betrunken ist, als sie bei mir an die Tür kam und mich fragte, warum ich nicht mit ihr reden möchte. Naja der Grund ist einfach, dass sie noch betrunken ist, nur kann ich ihr das nicht genau so sagen, da sie sonst agressiv wird und sich starke Vorwürfe macht... ich habe sogar Angst, dass sie sich dann etwas antuen könnte.
Ich sagte ihr also, dass ich noch Dinge für die Schule (ich bin 19) zu erledigen hätte und später oder morgen mit ihr reden würde. Daraufhin wurde sie wieder agressiv und knallte die Tür zu... außerdem hörte ich, dass sie unten in ihrer Wohnung die Türen heftig zuknallen ließ.

Nun weiß ich absolut NICHT was ich tun soll. Ich würde gerne vernünftig mit ihr reden und sie beruhigen, aber das geht nicht, da sie so oft betrunken ist... Ich weiß noch nicht mal ob mein schlechtes Gewissen (da ich nicht mit ihr reden möchte im Moment) berechtigt ist oder nicht und das ist es was mich quält... versteht mich nicht falsch, ich suche nicht nach einer Art Gewissensbalsam, aber ich bin einfach verzweifelt, da sich die Situation immer und immer wieder wiederholt - und das seit ich klein bin... immer wieder sagte sie mir ich kann doch ausziehen und zu meinem Vater gehen, dabei habe ich ihr auch so oft schon gesagt, dass ich das nicht will, sondern bei ihr bleibe und zu ihr stehe.

Nun mache ich mir eben Vorwürfe wegen der Wohnung. Ich dachte ich tue ihr damit den Gefallen, da wir Ruhe haben in unserem Haus, aber nun soll ich auf einmal an ihrem Elend schuld sein... und mich quält eben wirklich ein großes Schuldgefühl.

Wenn sie nüchtern ist, ist sie einfach nur die liebste und netteste Mutter, die man sich vorstellen kann.. wir gehen dann oft zusammen essen und unterhalten uns stundenlang über andere Dinge... und da wirkt sie wie ein ganz anderer Mensch, meistens lebensfroh und sehr humorvoll. Dann sehe ich sie wie eine gute Freundin, mit der ich über alles reden kann.

Aber genau dieser Kontrast zwischen den zwei Persönlichkeiten ist es, der mich so fertig macht.
Vielen Dank schonmal an alle, die sich das hier durchlesen und darauf antworten.