Problem von anonym (w) - 38 Jahre

Hängen lassen...

Hallo,
ich bin seit 2 Jahren mit meinem Freund (41) zusammen und mein Freund lässt mich in Konfliktsituationen immer wieder hängen und entzieht sich jedem Gespräch...der erste grosse Streit letztes Jahr hatte Wochen von Schweigen gedauert und dabei ging es um das sensible Thema Kind ja oder nein? Dieses Thema ist danach nie wieder richtig von uns angegangen worden bis ich vor 2 Monaten schwanger wurde...

...leider konnte ich ihm das nicht sagen...am anfang wollte ich mich vor streit schützen und nachher hatte ich Angst dass er mich wieder alleine lässt...sich wieder zurückzieht...ich hatte nun vor kurzem eine Fehlgeburt und dadurch hat er es erst erfahren und machte mir schon aus der Fahrt vom Krankenhaus Anschuldigungen wie ich ihm das habe verschweigen können...mein Reden und Erklärungen über meine versuche es ihm schonend beizubringen haben nichts genützt....er ist jetzt weg....kein Kontakt....weil er sich auf seine Arbeit konzentrieren muss und er mir bei meiner Trauerarbeit nicht helfen kann....braucht er zwei Wochen Zeit....und dann?

....das alles ist eine sehr, sehr schmerzhafte Erfahrung.....ich habe das Gefühl zwei Verluste gleichzeitig verkraften zu müssen....und ich komme mir so weggeworfen und für ihn unwert vor....nicht mal einer kleinen Beachtung wert....ich hoffe euch wird das nie im Leben passieren.....passt gut auf euch auf...

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Es tut mir sehr Leid, dass Du euer Baby verloren hast. Und das ist nicht einfach nur dahergesagt.

Ich denke, es ist ein altes Verhaltensmuster. Wir Frauen müssen über Sorgen reden, unsere Gefühle in Worte fassen, einen Ansprechpartner haben, wünschen uns die Schuler, das gemeinsame weinen - während Männer irgendwo im Inneren eine Art Höhle zu haben scheinen, in die sie sich zurückziehen können und wieder rauskommen, wenn sie das Thema für sich durchdacht und vielleicht auch ein Stück abgehakt haben. Wie sehr sie uns Frauen damit verletzen können, ist den meisten wohl einfach nicht bewusst.

Mach es ihm klar. Sage ihm, wie verloren und verlassen Du Dich dann fühlst, wie sehr die Beziehung darunter leidet, was Du durchmachst. Er nimmt sich, was er braucht: Zeit und Ruhe. Aber Du bekommst nicht, was Du selbst brauchst. Und so ein Ungleichgewicht bringt jede Beziehung ins Wanken. Er sollte wissen, was er anrichtet, wenn er nur seinen eigenen Bedürfnissen nachgeht.

Ich glaube, dass jedes Paar für sich schauen muss, wie und wo es den Kompromiss zwischen diesen beiden Bedürfnissen finden kann. Mein Mann ist auch so einer, der gerne viel mit sich selbst ausmacht. Während ich keine Bewegung in mir, kein Gefühl, weder Wut noch Freude, haben kann, ohne es mit Worten auch rauszulassen und ihn brauche, der es hört. Unseren Weg haben wir gefunden: ich lasse ihm seine Zeit und dann kommt er von allein zu mir, um mit mir über die Dinge zu sprechen. Manchmal gar nicht so leicht auszuhalten, aber das Gefühl, wenn er dann auf mich zukommt, macht es wett. Denn dann fühle ich mich angenommen und wichtig. Das kann ich von ihm nicht haben, wenn er noch in der "Ich brauch Zeit"-Phase ist. Es hat einige Zeit und Mühe gekostet, diesen Weg zu unserem Verhaltensmuster zu machen; aber aller Aufwand hat sich gelohnt.

Alles Gute und viel Kraft!
Dana