Problem von anonym (w) - 16 Jahre

Nach neun Jahren habe ich den Umzug noch nicht verkraftet

Hallo,

zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich eure Seite richtig toll finde. Im Archiv finde ich immer mal was, was mir weiterhilft. Klasse, dass es Menschen gibt, die sowas sozusagen ehrenamtlich machen.

Nun zu meinem Problem.
Bis vor neun Jahren haben wir noch in einer anderen Stadt gewohnt und ich habe es geliebt dort. Ich habe meine Grundschule geliebt, unsere Wohnung, unseren Garten, meine Freunde - alles was ich hatte. Ich war einfach immer glücklich, ja ich könnte sagen bis dahin hatte ich die glücklichste Kindheit, die man sich vorstellen kann (obwohl ich seit ich 2 Jahre alt bin chronisch krank bin, aber das tut hier erstmal nichts zur Sache).
Naja und dann vor neun Jahren sind wir umgezogen. Und ab da hat sich alles schlagartig verändert. Meine Eltern haben sich kurz nach dem Umzug getrennt. Ich wusste vorher nie, dass sie Probleme hatten, weil sie sich nie vor mir und meinem Bruder gestritten haben. Deswegen kam das sehr unerwartet für mich. Dann habe ich meinen Vater erstmal sechs Wochen nicht gesehen. Aber das war ok für mich. Damals habe ich nicht sehr drunter gelitten. Ich habe mich nie als ein "Scheidungskind" gefühlt. Später habe ich meinen Vater alle zwei Wochen gesehen, aber jetzt ist das total unregelmäßig, weil er dauernd verreist. Manchmal sehe ich ihn monatelang nicht. Und DARUNTER leide ich heute - neun Jahre später. Leider lässt sich daran gar nichts ändern. Mein Vater verreist beruflich und ich kann ihn nicht einfach bitten es zu lassen.
Sonst hat sich natürlich auch noch einiges geändert mit dem Umzug. Klar, erstmal die neue Wohnung. Ich hasse sie. Ich hab sie von Anfang an gehasst und tue das nach neun Jahren immernoch. Ich kann gar nicht genau sagen, was es ist, aber ich fühle mich hier absolut unwohl.
Meine neue Schule habe ich auch nie gemocht. Mittlerweile bin ich auf einer anderen Schule, Grundschule ist ja vorbei, aber die finde ich auch nicht so toll. Auf meiner ersten Schule waren einfach alle viel netter (Lehrer und Schüler gleichermaßen) und sie war nicht so vergammelt wie alle Schulen hier. Außerdem ist unsere Direktorin furchtbar -alles ist unorganisiert und dauernd gibt es irgendwelche Fehler in den Planungen.

Am schlimmsten ist aber diese neue "Stadt". Hier gibt es NICHTS. Und es ist hässlich hier. In der Innenstadt machen die Läden nach und nach zu, selbst meiner Mutter meint ,es wird hier langsam zu einer Geisterstadt. Die Nachbarn die wir jetzt haben finde ich alle komisch. Früher habe ich immer mit der Tochter von den Nachbarn gespielt und ich habe heute noch Kontakt zu ihr. Sie meint immer ich solle wieder zurückziehen und wenn sie mich fragt, ob ich es tun würde muss ich gar nicht lange drüber nachdenken. Ich sage immer sofort ja. Obwohl ich dann meine Freunde hier wieder fallen lassen würde. Aber das würde ich sogar in Kauf nehmen. Wäre kein Problem.

Ich weiß gar nicht wie ich es richtig erklären soll um auf den Punkt zu kommen. Ich vermisse einfach alles, was früher war. Dieses Gefühl das mir mit dem Umzug alles genommen wurde, was ich hatte, lässt mich nicht los und nagt wirklich seit 9 Jahren an mir. Ich würde am liebsten die Zeit zurückdrehen. Auch, weil ich das Gefühl habe, dass ich hier ein schlechter Mensch geworden bin. Ich kann gar nicht glauben, dass ich und dieses glückliche Kind von damals der gleiche Mensch sind. Ich fange an mich selbst zu verachten.

Wie kann es sein, dass ich neun Jahre später den Umzug immer noch nicht verkrafte?? Was soll ich tun um wieder glücklich zu werden??
:(
Ich hoffe ihr könnte mir helfen.
Danke.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Du hängst sehr an den schönen Erinnerungen - ist Dir bewusst, dass sich auch ohne Umzug inzwischen alls geändert hätte? Deine Eltern hätten sich wohl auch in der alten Stadt getrennt; ggf dann dort eine neue Wohnung gesucht. Schulwechsel hättest Du auch dort gehabt; neue Leute, neue Herausforderungen. In der Erinnerung ist alles in der glücklichen Kindheit stehengeblieben; aber das Rad der Zeit hätte sich ebenso weitergedreht und Veränderungen gebracht.

Wir stehen uns oft selbst im Weg. Und ich habe das Gefühl, Du tust es gerade auch. Du nimmst die neue Stadt, die neue Wohnung usw. nicht so recht füt Dich an. Die innere Stimme sagt Dir immer wieder: ohne Umzug wäre alles toll geblieben. Ich denke nicht, dass alles so leicht und einfach geblieben wäre. Und ich denke, dass diese innere Stimme Dich blockiert und nicht zulässt, dass Du Dich im jetzt wohl fühlst. Bring sie zum Schweigen und schau hin, wie Du heute glücklich sein kannst.

Alles Gute!
Dana