Problem von Christina - 24 Jahre

Hallowheen, Freund, Heiraten, Hartz 4 etc...

Hallo liebes KuKa-Team,

Als allererstes möchte ich gerne mal zum Ausdruck bringen,daß es wirklich sehr gut ist,dass es euch gibt.So mal als "Einstieg".

Trotzdem muß ich leider auch dazu sagen,daß ich bereits dreimal geschrieben und nie eine Antwort erhalten habe...was ich natürlich verstehen kann,da ihr wahrscheinlich außer eurem eigenem Leben auch noch hunderte Probleme anderer zu wälzen habt.

Nur bitte...es geht mir immer schlechter,und ich bin seit Wochen schon so ziemlich am Ende.Vielleicht klappts ja diesesmal.

Die letzten Wochen gings echt rund,kann ich euch flüstern.Aber mal der Reihe nach:

Seit ich im Juni meine Ausbildung nicht beenden konnte aufgrund meiner Borderline-Erkrankung und anderer psychischer Probleme,sitze ich jetzt seitdem hier zu Hause herum und bin seitdem nicht krankenversichert.Ich habe nun Hartz 4 beantragt (bereits ne Weile her) und der Antrag wurde abgewiesen,mit der Begründung,daß ich angeblich noch bei meinen Eltern leben würde-was eine böswillige Unterstellung ist,da meine Eltern mich bereits im Jahre 2002 rausgeschmissen hatten-wegen meinem Freund,der ihnen einfach zu alt war(14 Jahre Unterschied).Ich lebe offiziell polizeilich gemeldet seit Anfang 2003 bei ihm,und wir haben so manche Höhen und Tiefen miteinander durch,manmanman...aber das ist es nicht,was mein Problem ist.

Wie gesagt,ich bin arbeitslos und nicht krankenversichert,ich warte immer noch auf die Antwort des Arbeitsamtes auf meinen Wiederspruch,solangsam glaube ich,daß man sich extra Zeit läßt...

Tja,ich hab mich im Netz mal kundig gemacht.Die beiden Alternativen ,um meine momentane missliche Lage zu beenden,wären einmal -Ausziehen und ne eigene Wohnung anfordern-also daß mein Freund mich "rausschmeisst" sozusagen und das Arbeitsamt müsste mir eine Wohnung "spendieren",plus Erstbezugskosten--oder dass wir heiraten und er mich dann mitversichern kann.

Mein Freund will mich nicht rausschmeissen,weil er mich "zu sehr liebt"...ich weiß nicht,wie ich mich verständlich ausdrücken soll,aber manchmal beschleicht mich das Gefühl,er will mich nur hierbehalten,damit ich ihm den Haushalt führe.Es würde jetzt zu lang werden,wenn ich auseinanderklamüsere,wie ich darauf komme...

An Hallowheen geht mein Freund seit Jahren mit seiner Band auf den Friedhof,um dort am Grab eines verstorbenen Bandmitglieds-Maik- einen "Zu Kippen",soll heißen,Schnaps zu trinken.Maik ist an Hallowheen gestorben und war passionierter Schnapstrinker.
Ich hatte mich eigentlich auf Hallowheen gefreut,weil ich da Abschied von meinem erst kürzlich verstorbenen Opa nehmen wollte.Jedenfalls kam es dann ganz anders-mein Freund war sturzbesoffen,und als er dann nach Hause kam,legte er sich sofort hin und war eingeschlafen,nach ein wenig rumgelalle.
Als er dann irgendwann wieder halbwach war,verlangte er von mir,ihm ne Zigarette zu machen,was ich ablehnte,weil ich Sorge hatte,dass er sie fallen läßt,wieder einschläft.Ich sagte ihm,dass wenn er sich hinsetzt,ich dazu gerne bereit wäre,so aber Angst hätte,dass er mit der Zigarette in der Hand wieder einschläft.Er fühlte sich dadurch wohl irgendwie provoziert und ging auf mich los,das ging so schnell,dass ich jetzt gar icht mehr sagen kann,was er eigentlich gemacht hat-auf jeden Fall haben wir uns derbst geprügelt.

Versteht ihr das?Wie kann jemand,der einen liebt,wegen einer so nebensächlichen Sache wie einer Zigarette dich verprügeln...?Ich habe ihm gesagt,daß ich das nicht mehr mitmache und daß es aus wäre.Am nächsten Tag hat er sich entschuldigt,mir auf einen Zettel "Ich liebe Dich" geschrieben,und nachdem ich diesen Zettel zerissen hatte,hat er es mit roten Edding auf meinen Spiegel und auf ein Geschirrhandtuch geschrieben.
Letztendlich habe ich ihm doch verziehen,mit dem Zusatz,wenn so etwas nochmal vorkommt,dass ich ihn verlasse und nötigenfalls ins Frauenhaus ziehe.


Nun...am 7.November hat mein Freund mir einen Heiratsantrag gemacht.Es war das grauenvollste,was ich je erlebt hatte.Er tendiert zum Alkohol,und dachte,er muss sich erstmal Mut antrinken.Ich saß ein wenig vorm PC und ordnete meinen Youtubekanal und spielte ihm ein wenig Musik vor,die ich neu entdeckt hatte,und dann fing er damit an,daß ich einen sehr guten Musikgeschmack hätte,wie sehr er mich doch liebt und daß niemand außer ich jemals in seinem ganzen Leben davon wüsste,dass er (sorry...dieses oder jenes...) hätte,und daß er gleich von Anfang an wusste,daß ich die einzige wäre,die er jemals heiraten würde...Und daß das doch eine Super Idee wäre,weil er dann eine bessere Lohnsteuerklasse hätte und ich den ganzen lieben langen Tag dann das machen kann,was er sich für mich wünscht:Zuhause sitzen und malen und den Haushalt führen.Selbstverständlich müsste ich den Haushalt machen,wenn ich keine Arbeit hätte,(er ist Krankenpfleger) und wenn die Ehe auseinanderbrechen würde,könne er natürlich nicht für mich sorgen.Also keinen Unterhalt oder ähnliches zahlen.

Daraufhin brauchte ich dann auch erstmal einen Schnaps,und bat mir ein wenig Zeit aus.Weder er noch ich wollten jemals heiraten.Ich nicht,weil ich der Meinung bin,man kann auch so zusammensein,ohne einen Eid oder ähnliches zu schwören.Und auch,weil ich ein Scheidungskind bin.Er,wahrscheinlich,weil er lieber "frei" sein wollte...

Ich habe nach diesem Heiratsantrag 2 Tage durchgeheult.Ich war sowas von enttäuscht und fertig...Ich meine,selbst wenn ich sage,ich möchte nicht heiraten,SO habe ich mir meinen ersten Heiratsantrag nun doch nicht vorgestellt.

Wir hatten am Wochenende darauf hohen "Staatsbesuch",wie er es nannte-meine Eltern kamen,das zweite Mal seitdem ich jetzt hier lebe.
Natürlich mussten wir unsere "Bude" auf Vordermann bringen,und ich glaube,es ist auch mehr oder weniger alles glatt über die Bühne gegangen-Ich hatte Kuchen gemacht,und hinterher waren wir noch chinesisch essen.

Ich hab dann mit meiner Mutter darüber gesprochen und sie gab mir einen guten Rat,wie ich glaube.Ein paar Tage später haben mein Freund und ich dann die ganze Nacht durchgequatscht,und ich habe ihm dann auch unter Anderem gesagt,daß wenn ich ihn heiraten solle,soll er mich davon überzeugen,dass es auf jeden Fall das RICHTIGE ist,wenn ich das tu.
Damit war er einverstanden und bat mich um ein wenig Zeit.Ich sagte,das sei in Ordnung-und dann fing ich plötzlich total an zu heulen,so hab ich mich noch nie gefühlt-mein Herz schlug mir wirklich bis zum Hals und ich hab gezittert und musste während des heulens lachen.Ich sag euch-ich bin seit 6 Jahren mit diesem Mann zusammen und war in dieser Nacht das erste mal in meinem Leben richtig verknallt,bis über beide Ohren.Ich meine,ich hab ihn von Anfang an geliebt,und wir waren uns sehr vertraut,aber "verknallt" in dem Sinne war ich nur in dieser Nacht.Hilfe...?!Vielleicht wars auch einfach nur die Anspannung.Ich weiß es nicht.

Jetzt haben wir Freitag,den 21.November.Und ich bin mal wieder am Boden zerstört...Mein Freund wusste,daß am Donnerstag ein Konzert hier in der Nähe stattfinden sollte,Schandmaul,die ich seit Jahren so gerne mal live sehen wollte.Er sagte mir,daß er heute Nachtschicht hätte,(das ist schon ne Weile her,seit er das sagte),und es schwierig werden würde,mit jemanden zu tauschen.Und was ist passiert?Am Donnerstag hatte er Frühschicht,Donnerstag Abends war er zur Probe(seine Band),kam am Nachmittag nach Hause mit ein paar Büchern,die er vor ner Weile bestellt hatte,und hatte dann auch gleich ein Geschenk für seine Mutter eingekauft,die Nächste Woche Geburtstag hat.Kein einziges Wort über das Konzert,wo ich so liebend gern hingewesen wäre.Heute hat er -Oh Wunder über Wunder-Spätschicht.

Ist das zu fassen?Und zu mir sagte er,daß das schon lange so feststehen würde mit der Früh-und Spätschicht.Wir hätten eigentlich zum Konzert hingekonnt-ich bin so maßlos enttäuscht.Und zwar sosehr,dass ich jetzt krangeworden bin.Ich fühle mich hundsmiserabel,alles tut mir weh,ich kann kaum noch eine Nacht durchschlafen und schlafe seit Tagen sowieso auf dem Sofa.Gestern sagte ich ihm,daß ich möchte,daß er seine Schichten für mich aufschreiben soll,damit ich weiß,was eigentlich Sache ist.Daraufhin hat er unbeschreiblich schockiert geguckt...ich weiß echt nicht,wie ich das alles deuten soll.

Ich weiß eigentlich kaum noch was.Vielleicht sollte ich endlich einen Schlußstrich unter mein von vorne bis hinten verkorkstes Leben setzen.
Ich kann irgendwie nicht mehr und weiß weder ein noch aus.


Entschuldigung für diese enorme Länge meiner Mail...und auch für die Rechtschreibfehler,die ich unbeabsichtigt fabriziert haben sollte.

Danke fürs Lesen,und auch Danke für eine Antwort,so denn eine kommen sollte.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Christina!

Ich frage mal ganz provozierend: wo liegt das wirkliche Problem? es geht Dir nicht gut, Du hast Zweifel, Du weißt nicht, was Deine Zukunft bringt und wie es sein kann und soll - das kann ich deutlich erkennen. Aber es daran festzumachen, dass Dein Freund das Konzert ggf vergessen hat; verschwitzt hat? Warum hast Du an diesem Abend nicht gesagt "Prima, dann können wir doch noch zu Schandmaul; lass mal anrufen, ob es noch Karten an der Abendkasse gibt."?

Stehe mehr für das ein, was Du machen und erleben willst. Schau auf Dich und dann sage es auch deutlich. Wenn nötig, eben zwei und drei mal.

Ich kann absolut verstehen, dass es Dich innerlich sehr aus der Bahn geworfen hat, als Dein Freund in der Nacht auf Dich losging - wegen einer Zigarette. War es deswegen? Oder weil er erneut an den Tod eines Kumpels erinnert wurde er noch immer eine rasende Wut hat? Der Tod kann wütend machen. Versteh mich nicht falsch, ich will ihn nicht rechtfertigen; aber vielleicht ein stück mehr hinterfragen. Er scheint mit dem Tod seines Freundes nicht gut umgehen zu können; spricht er viel darüber? Wie sehen seine Gefühle aus?

Ob Du ihn heiraten möchtest oder nicht, bleibt Deine Entscheidung. Solange so eine Unsicherheit herrscht, würde ich die Idee eher auf Eis legen.

Schau, dass Du für Dich sorgst; achte darauf, was für Dich wichtig und richtig ist. Und für Dich sorgen heißt auch, Dich um Therapien, Arztgespräche usw. zu kümmern. Ich weiß nicht, was bisher passiert ist, damit Du besser und leichter mit Borderline leben kannst.

Und da wären wir bei dem Problem Hartz IV und Krankenversicherung: trete den Leuten auf die Füße; Du wohnst nicht bei Deinen Eltern und bist dort auch nicht mehr gemeldet. Du kannst Dich auch an Deine letzte Krankenversicherung wenden, um mehr zu erfragen und von der Situation erzählen. Ich denke, sie können Dir sagen, was Du tun kannst und solltest, damit Du wieder versichert bist.

Informiere Dich nicht einfach über's Internet; sondern bei den Ämtern. Das kostet Zeit und Mühe - aber ist doch erfolgversprechender. Erkläre genau, was bei Dir los ist, was Du brauchst usw.

Alles Gute!
Dana


PS: Du hast wirklich einen tollen Musikgeschmack *gg*