Problem von anonym (w) - 24 Jahre

Unzufriedenheit und Vorwürfe

Hallo liebes Kummerkasten-Team!

Ich habe seit einiger Zeit, eigentlich seit unserer Heirat (ca. 2 Jahre) Probleme in meiner Ehe.

Mein Ehemann ist total unzufrieden mit seinem Leben, versinkt meiner Meinung nach in Selbstmitleid, obwohl er das nicht so sieht.
Er hat durch einen Umzug ins Ausland (er ist zu mir gezogen als wir uns kennenlernten) sein Studium und seine Arbeit verloren und ist total verzweifelt, wir hatten schon mal einen Umzug zurück, in sein Umfeld, geplant, aber er sagte dann nach einer kurzen Testphase, dass das auch nicht gehen würde aus verschiedenen Gründen.
Er sagt dann, dass jetzt eh schon alles zu spät ist, dass er nie wieder die Chance haben wird, die er vorher hatte, dass er wohl sein Leben lang als Abwäscher oder dgl. arbeiten werden muss oder dass wir nur von Sozialhilfe leben müssen weil er sich hier nicht akzeptiert fühlt und wohl niemals eine Arbeit, die seinem Ausbildungs-Stand entspricht, haben können wird, weil er sich rassistisch behandelt fühlt. Er hat dahingehend schon resigniert. Er sagt immer "die nehmen mich doch sowieso nicht". Und er sagt, dass er total fertig sei wegen aller Probleme.

Er wirft mir auch noch immer vor, dass er im Krankenhaus lag und ich ihn nicht oft genug besucht hätte aber das konnte ich gar nicht weil ich damals ein kleines Baby hatte und das durfte nicht ins Krankenhaus rein wegen Ansteckungsgefahr (Lungenabteilung). Und damals war es Herbst/Winter, ich bin immer in der Kälte im Auto gesessen mit dem Kleinen und hab mir die Füsse abgefroren und nie einen Ton gesagt, aber das zählt für ihn überhauptnicht.

Das macht mich so traurig, dass er mir das noch immer vorwirft, ich war damals noch ziemlich unerfahren (man lernt in 1 Jahr mehr als man sich vorstellen kann) und kam selbst nicht mit der Situation zurecht, mein Mann im Krankenhaus und ich mit einem kleinen Baby alleine zuhause und keine Arbeit weit und breit ins Sicht ...

Dass er wütend und traurig ist, kann ich ja nachvollziehen, aber ich kann ihn nicht trösten, weil er immer sagt wie schrecklich alles sei und ich das persönlich nehme und als Angriff auf unsere kleine Familie sehe.
Er erwartet Trost von mir aber die Art, mit der er das fordert, verletzt mich sehr. Er sagt mir auch immer (indirekt), dass ich ihn im Stich gelassen hätte und dass das alles nur meine Schuld wäre.

Ich will mir auch Arbeit suchen damit ich nicht immer zuhause bin und er mich runterziehen kann, aber er demotiviert mich soooo ... ausserdem bin ich schwanger (war eigentlich geplant, aber mittlerweile frag ich mich schon ob er sich nicht vorher überlegen hätte können dass er lieber nur antriebslos zuhause sitzen will und nichts machen will - irgendjemand MUSS ja wohl arbeiten) und habe Schmerzen bei schwerer Arbeit, aber die Schmerzen würde ich sogar in Kauf nehmen damit ich mal rauskomme - ohne ihn.

Ich fühle mich von ihm auch im Stich gelassen mit dem Baby und seiner Resignation bzgl. Arbeitslosigkeit und seiner Unzufriedenheit/seinen Vorwürfen, aber das versteht er gar nicht. Ich kann ihm gar nichts recht machen!!! Was immer ich mache, es reicht nie! Das macht mich echt total fertig ... wie soll man mit solchen Menschen umgehen?? Wenn ich ihn frage "magst du das zum Essen" sagt er "nein", wenn ich es koche, isst er es aber trotzdem. (Meistens sagt er kein danke für irgendwas.) Aber wenn ich es nicht mache dreht er total durch von wegen "wir sind ja solche Versager, wir schlafen nur den ganzen Tag!!!" und so. Wenn ich mit ihm rausgehen will, sagt er auch immer nein er hat Schmerzen oder keine Lust, aber wenn wir zuhause bleiben sagt er, er erträgt die Situation nicht, dass wir nur zuhause sitzen und nichts tun!! Er ist wirklich sehr widersprüchlich und macht mich sehr verzweifelt und traurig mit seiner Verhaltensweise. Und wenn ich ihn mal wegen irgendwas kritisiere, dann sagt er immer ich müsse doch verständnisvoll sein weil er so eine schwere Geschichte durchlebt hat.

Ich habe ihm gesagt, er solle zum Psychologen gehen, ich könne ihm nicht helfen, besonders wenn er mich gleichzeitig angreift, aber das lehnt er (natürlich) entschieden ab.

Wir streiten wirklich sehr oft deshalb (auch wenn er sagt, dass es kein Streit ist, aber es belastet mich doch sehr), ich habe Angst, dass unsere Ehe irgendwann daran kaputtgeht ...

Was kann man in diesem Fall machen? Haben Sie vielleicht irgendeine Idee für mich? Und glauben Sie, dass man schwanger (4.Monat) noch eine Arbeit findet vorausgesetzt man sagt dem Chef, dass man schwanger ist (kann ja nur ein paar Monate arbeiten und dann kündigen dann muss er das gar nicht wissen)?

Ich kämpfe mit diesen Problemen jetzt schon ca. ein Jahr und ich sehe nicht, dass Besserung eintreten würde ... vielleicht geht an dieser Situation irgendwann mein inneres Gleichgewicht kaputt (das schon jetzt sehr am Schwanken ist) ...

ich weiss auch nicht ob und ich bezweifle stark, dass er irgendwann mit seinem Leben zufrieden sein wird ... gibt es solche Menschen, die nie zufrieden sind?
seit einem Jahr läuft das schon so, da kann ich die drei Wochen Wartezeit bis zu Ihrer Antwort auch noch verschmerzen, ich hoffe, Sie können mir helfen ...

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Psychologische Hilfe für sich lehnt er ab (obwohl ich das auch für ratsam halte; es ist möglich, dass er eine Depression hat) - wie ist es mit einer Eheberatung /-therapie? Kommst Du damit eher an ihn heran? Ich denke, dass eure Probleme, die festgefahrenen Verhaltensmuster auf beiden Seiten eher, leichter, schneller mit der Anleitung zu lösen sind als im Alleingang.

Wenn das für euch nicht in Frage kommt, dann redet mal wieder über etwas schönes: Wie wünscht ihr euch das Leben nächstes Jahr zu dieser Zeit? Wie kann es sein? Geht einfach mal gemeinsam euren Träumen, Wünschen, Vorstellungen, Erwartungen nach; "spinnt" einfach mal rum. Wie ist euer Leben im Advent 2009?

Ich würde es einfach auch aufschreiben; denn schwarz auf weiß bekommen auch Wünsche, die schwer zu erfüllen sind, mehr Bestand und Gewicht. Und dann schaut hin, womit ihr beginnen könnt, damit Advent 2009 so wird, wie ihr es auch gerade ausgedacht habt. Das ist ein Weg, Ziele zu setzen, obwohl man mutlos ist. Ein wenig 'Pferd von hinten aufzäumen' - aber es kann funktionieren.

Und ihr geht so auch den Vorwürfen aus dem Weg; die führen zu nichts, außer zu Streit und Blockaden. Das erlebt ihr gerade. Er macht Dir Vorwürfe (oder sagt Dinge, die bei Dir als Vorwurf ankommen); und genauso hast Du Vorwürfe an ihn. Das ist ein Muster, das ihr beide ablegen solltet. Es geht nicht darum, was der andere falsch macht; sondern immer darum, wie es besser wäre.

Alles Gute!
Dana