Problem von anonym (w) - 25 Jahre

Alles geht von mir aus

Liebes Kummerkasten-Team,

ich bin seit drei Jahren mit meinem Freund zusammen. Nach sehr schönen ersten Monaten hat er sein Interesse an mir verloren. Das heißt, dass alles in unserer Beziehung von mir ausgeht: Ich besuche ihn, ich rufe ihn an, ich beginne mit Zärtlichkeiten, ich schenke ihm etwas, etc... Er reagiert zwar - je nach Laune - mehr oder weniger nett und freundlich darauf, aber von ihm selbst kommt einfach nichts. Wenn ich ihn nicht anrufe, dann ruft er auch nicht an - außer nach einiger Zeit, wenn er anfängt sich zu fragen, ob ich vielleicht jemand anders kennengelernt habe. Aber meistens halte ich es schon vorher nicht mehr aus, und melde mich bei ihm.

Wenn ich bei ihm bin (fast jedes komplette Wochenende), bettele ich sozusagen immer um Aufmerksamkeit, während er lieber am Computer arbeiten will. Er will auch nie etwas unternehmen, noch nicht mal vor die Tür gehen. Spreche ich ihn darauf an, oder "fordere" Zärtlichkeiten, dann erklärt er mir, dass seine Lustlosigkeit auf alles ja nicht an mir läge, sondern an seiner Situation. Es ist nämlich so, dass er seit drei Jahren auch arbeitslos ist, und deshalb geht es ihm immer schlechter. Er hat sich von sämtlichen sozialen Kontakten abgesondert, und sitzt stattdessen Tag und Nacht vor dem Computer, wo er Bewerbungen schreibt, sich fortbildet (irgendwelche Programme lernt), Webseiten gestaltet oder Nachrichten guckt.

Das Schlimme ist, dass ich es einfach nicht schaffe, NICHT zu ihm zu gehen oder ihn NICHT anzurufen. Stattdessen komme ich immer und immer wieder zu ihm, und stelle dann irgendwelche Forderungen (was unternehmen, kuscheln, unterhalten), die er immer weniger erfüllt. Ich versuche schon fast, ihn zu zwingen vor die Tür zu gehen ("wenigstens 30 Minuten Spazieren") oder - wie früher - mal tanzen zu gehen. Ich argumentiere, dass seine Laune nicht besser wird, wenn er den ganzen Tag in seiner Wohnung hockt. Doch er ist sehr stur, und alles was ich sage, scheint das Gegenteil zu bewirken.

Nun habe ich mir wieder vorgenommen, dieses Wochenende nicht zu ihm zu fahren, ihn einfach in Ruhe zu lassen, und zwar so lange, bis er sich selbst meldet (oder eben auch nicht). Aber wahrscheinlich werde ich es schon bald nicht mehr aushalten, frage ihn dann doch, ob ich kommen kann, er sagt gnädigerweise ja, und so wird es immer weiter gehen...

Obwohl ich eigentlich weiß, dass es stimmt, dass er wegen seiner Arbeitslosigkeit und nicht wegen mir so drauf ist, fühle ich mich oft ungeliebt. Dann heule ich irgendwann, und so bekomme ich wenigstens für ein paar Minuten Beachtung und Streicheleinheiten, bis ich mich beruhigt habe.

Aber kann es so weitergehen?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Arbeitslosigkeit kann eine Menge in einem Menschen machen - aber sollte doch nicht jede Macht haben. Er weiß, was Dir fehlt, was Du Dir wünschst, was eurer Beziehung gut täte usw. und es liegt in seiner Hand, diese Dinge zu ändern. Es hängt nicht mit Dir zusammen, aber dennoch erwartet er, dass Du es ausbadest. Er kann sicher nicht bestimmen, welche Lust und Laune er hat, aber er kann bestimmen, an wen er sie auslässt. Bei allem Verständnis für seine Situaitonen, ist er noch immer ein erwachsener Mann, der für sein Handeln und nicht-Handeln verantwortlich ist.

So und ggf noch deutlicher würde ich es ihm sagen - und dann mit aller Kraft die Situation aussitzen, bis sich etwas verändert. Die Kraft, die Du jetzt darin investierst, immer und immer wieder anzurufen, auf ihn zuzugehen, ihn zu motivieren, hinzufahren, auszuhalten, dass er Dich so behandelt, kannst Du auch da hinein investieren, es einfach mal nicht zu tun.

Alles Gute!
Dana