Problem von Lars - 29 Jahre

Allgemeines Feedback zu Angstzuständen und Depressionen!

Hallo.
Ich habe mir in der letzten Nacht aufgrund meiner Schlaflosigkeit einmal die Zeit genommen, die vielen Beiträge zu Angstzuständen, Depressionen und anderen seelischen/nervlichen Erkrankungen zu lesen. Mit dem Lesen kamen viele Erinnerungen in mir hoch, wie ich mich damals ? vor nun ca. 11 Jahren ? fühlte und wie wenig ich damit zurecht kam, tagtäglich diesen ?Horror? durch zu stehen. Vielleicht hilft es, wenn ich hier ein paar Ratschläge ?stehen lasse?. Diese beinhalten zwar keine Wunderheilung, doch sind sie oft der 1. Schritt in ein angenehmeres Leben. Gleich vorweg möchte ich bemerken, dass ich auch nach 11 Jahren noch schwer mit Ängsten und Depressionen zu kämpfen habe. So machtlos wie früher bin ich heute aber nicht mehr!


1. Wenn ihr über einen längeren Zeitraum (damit sind durchaus auch mehrere Stunden gemeint, nicht nur Tage oder Wochen) Angstzustände habt oder akute Panikanfälle, ist der erste und beste Weg der zum ARZT - am besten über einen Notarzt oder Bereitschaftsarzt, so euer Arzt nicht erreichbar ist! Egal was danach kommt, DAS ist IMMER der WICHTIGSTE Schritt! Ohne einen Arzt werdet ihr schwer vorwärts kommen, denn selbst mit Arzt ist es schon schwierig genug.

2. Ihr seid für euch verantwortlich, gebt also euer Leben nicht in fremde Hände, so gut es in den Momenten der Angst, Panik und Depressionen auch tun mag, jemanden für sich entscheiden zu lassen ? es ist KEINE Lösung den Freunden und der Familie alles zu überlassen, damit ihr euch geborgen fühlt. Wer nicht selbst mitmacht, hat keine Chance da jemals erfolgreich mit umzugehen! Schränkt eure "Handlungsunfähigkeit" also ein wenig ein!

3. Analysiert eure Umgebung, macht ?fest?, wovor ihr Angst habt oder was euch so nieder schlägt. Manchmal sind es die banalsten Dinge, die einem das Leben schwer ? oder sogar leichter ? machen können. Ich z. B. habe mich mit den Jahren von vielen Leuten getrennt, die mich immer nur kontaktierten, wenn sie Hilfe brauchten. Hatte ich etwas, durfte ich sehen wo ich bleibe. Ich bin dadurch nicht geheilt, aber es gibt ein paar Ärgernisse weniger in meinem Leben.

4. Wenn ihr so ungefähr wisst, wo eure Probleme liegen, habt ihr die halbe Miete für einen erfolgreichen Weg eingefahren ? der nächste Schritt wird sein, euren Arzt auf einen Therapeuten anzusprechen. Das könnt ihr aber auch gleich beim ersten Arztbesuch machen. Und NICHT erst auf einen Termin warten, sondern anrufen, Sachlage schildern und entweder zum Arzt oder ins KRANKENHAUS! Nahezu jede Klinik ? zumindest in den Städten ? hat ein ?Krisen-Interventionszentrum?. Dort sind vor allem Angst- und Panikpatienten sowie Depressionskranke in einer Art Akutbehandlung untergebracht. Der Aufenthalt ist freiwillig und niemand wird ? entgegen dem verbreiteten Irrglauben ? in eine ?Klapsmühle? gesteckt.

5. Wenn ihr soweit seid, euch eurer (sozial-) medizinischen Versorgung klar geworden zu sein, verfolgt am besten und OHNE euch unter Druck zu setzen Schritt 3 weiter. Ihr müsst nicht auf alles was euch heilig ist verzichten, aber darauf achten, dass ihr Dinge abstoßt, die euch immer wieder runterziehen. Nicht bei einem Streit mit der besten Freundin die ganze Freundschaft aufgeben, doch bei vielen Streits auch mit noch so engen Freunden GRENZEN ziehen! Niemand muss was aufgeben, doch es müssen Dinge, die dauerhaft an den Nerven fressen, eingegrenzt oder beseitigt werden.

6. Sprecht mit Betroffenen, fragt ? nicht nur hier im KuKa ? nach, wo es Selbsthilfegruppen etc. gibt. Die zuständigen Krankenkassen bei denen ihr jeweils versichert seid, haben eine ganze Liste aus der ihr euch so etwas herauslesen und notieren könnt. Auch die Kliniken besitzen Listen über Selbsthilfegruppen und Vereine. Also keine falsche Scham, es geht schließlich darum, die Ängste usw. los zu werden oder wenigstens ein erträgliches Leben zu führen, welches einem nicht wie ein täglicher Gang zum Friedhof vorkommt.

7. Der letzte Rat, für den ich mich nahezu verbürgen kann, ist folgender:
Was immer auch geschieht, vergesst nicht, dass Angstzustände, Panikattacken, starke Depressionen und sogar psychotische Phasen zeitweise wieder nachlassen. Ihr befindet euch also immer noch dort, wo ihr vorher wart. Niemand hat euch ermordet, niemand hat euch verfolgt, niemand sperrt euch in eine Gummzelle ? allerdings kann euch auch niemand besser helfen als ihr selbst und mit der Zeit werdet ihr es schaffen. Ich bin wie erwähnt bis heute noch nicht geheilt, die Phasen der Angstzustände kommen und gehen, ich leide auch an Atemnot und mir fallen Dinge an und in meinem Körper auf, die das ganze Theater noch verschlimmern... doch ich lebe, ich atme, ich habe Freunde. Es geht weiter, auch wenn es Tage oder Wochen gibt, manchmal auch Monate, in denen man sich lieber vor die Bahn werfen würde. Diese Gedanken sind normal ? und wie alles Normale können auch sie BEHANDELT werden :-)

FINGER WEG VON ALKOHOL UND BEWUSSTSEINSERWEITERNDEN DROGEN!!! Damit macht ihr es nur schlimmer ? oder löst es gar erst aus. So war es bei mir... also immer schön aufpassen, dass keine solchen Substanzen ins Spiel geraten, denn dann habt ihr verloren. Im Übrigen bringt es nichts, Drogen mit den vom Arzt verordneten Medikamenten zu vergleich, denn die Medikamenten die man VIELLEICHT vorgeschlagen bekommt sind auf Nervensysteme abgestimmt! Nicht alles ist außerdem Chemie - es gibt gute pflanzliche Mittel die vielen Menschen helfen!

Viel Glück allen Betroffenen und Kopf hoch ? ich weiß dass es sehr schwer ist, doch seht es mal so:
UNS macht keiner mehr was vor im Leben! :-)

Grüße aus Berlin
Lars

PS: Noch nie starb ein Mensch an Panikattacken oder Angstzuständen! Nicht vergessen!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Lars!

Hab vielen lieben Dank!

Alles Gute
und ein tolles 2009!
Dana