Problem von Julie - 18 Jahre

Wieso sagt er sowas?

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

also eigentlich bin nicht ich es, die ein Problem hat, sondern mein Freund. Aber irgendwie hat er es auch zu meinem Problem gemacht. Aber ich fange erstmal ganz von vorne an.
Wir waren zwei Jahre lang zusammen. Ich hatte schon oft gemerkt, dass irgendwas mit ihm los war, irgendwie veränderte er sich immer mehr, zog sich immer mehr zurück... Bis ich eines Tages Narben an seinen Unter- und Oberarmen entdeckt habe. Auf mein Drängen hin, mir zu sagen, woher die kamen, gab er schließlich zu, dass er sich ritzt. Ich war geschockt und der Überzeugung, dass er Hilfe brauchte, also bewegte ich ihn dazu, einen Psycho-Therapeuten (nennt man das so?) aufzusuchen. Das tat er dann auch. Diagnose: Borderline (SVV, Depressionen...). Ich habe ihn natürlich nicht im Stich gelassen, sondern geholfen und ihm beigestanden wo ich nur konnte. Ich habe mich wirklich für ihn und unsere Beziehung aufgeopfert in der Zeit. Das Problem war nur, dass es nicht besser wurde, im Gegenteil. Seine Laune wurde immer schlechter, er litt unter erheblichen Stimmungsschwankungen, an denen im Endeffekt ich zu leiden hatte, denn er ließ seine schlechte Laune immer an mir aus. Das Ritzen hörte auch nicht auf. Gut, das liegt an der Krankheit, dass er das tut, dachte ich mir, sagte also nichts und versuchte weiter für ihn da zu sein, auch wenn sein Verhalten mir gegenüber immer verletzender wurde. Im Endeffekt war die Beziehung von den zwei Jahren an denen wir damals zusammen waren ein Jahr lang eine einzige Belastung für mich. Als ich dann erfuhr, dass er gar nicht mehr zum Psycho-Therapeuten ging und die Sitzungen einfach ausfallen ließ, war es dann auch endgültig zu viel für mich. Ich habe Schluss gemacht, weil ich dachte, es sei nun an der Zeit, auch mal wieder an mich zu denken, und das hatte ich in dieser Beziehung schon lange nicht mehr gemacht.
So weit so gut. Ein halbes Jahr verging und ich war eigentlich wieder total mit mir im Reinen, kein Stress und garnichts. Wir haben in diesem halben Jahr kaum miteinander gesprochen, bis wir uns dann irgendwann auf einer Party wiedergetroffen haben und irgendwie ins Gespräch kamen. Er hatte sich wirklich zum Besseren verändert, zu meiner Überraschung, und machte einen viel aufgeschlosseneren und fröhlicheren Eindruck als früher.
Tja, irgendwie kamen dann meine alten Gefühle doch wieder hoch und wir kamen wieder zusammen. Das ist jetzt ungefähr ein halbes Jahr her. Am Anfang unserer "neuen" Beziehung war unser Verhältnis auch wieder viel besser. Ist es jetzt eigentlich immer noch, allerdings merke ich, wie er so langsam wieder "abrutscht". Vor ein paar Wochen hat er mir dann erzählt, dass er nach unserer Trennung versucht hat, sich umzubringen wegen mir. So in ganz trockenem Tonfall. Ich war natürlich erstmal geschockt. Erstens hätte ich nicht erwartet, dass seine "Krankheit" so schlimm ist dass er gleich an Suizid denkt und zweitens weiß ich jetzt auch nicht, wie ich damit klar kommen soll, dass er sich wegen mir umbringen wollte. Aber damit nicht genug. In letzter Zeit lässt er immer wieder so Sätze ab wie "Wenn du mich verlässt, brind ich mich um.". Das sagt er ganz trocken und beobachtet dann ganz genau meine Reaktion. Wieso sagt er denn sowas? Er setzt mich damit total unter Druck, klar liebe ich ihn und habe nicht vor, ihn zu verlassen, aber diese Kommentare machen mir Angst. Gerade weil ich ihn nicht verlieren will. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich jetzt verhalten soll. Natürlich verhält er sich so wegen seiner Krankheit, aber er weiß doch ganz genau, dass er mir mit solchen Kommentaren Angst macht. Wieso sagt er dann sowas? Ich war doch immer diejenige, die sich für unsere Beziehung aufgeopfert hat, kann er da nicht vielleicht ein bisschen mehr Rücksicht nehmen? Ich weiß dass er sich nur so verhält wegen dem Borderline, aber zur Zeit kriege ich irgendwie Angst, dass die Beziehung wieder so zur Belastung für mich wird wie früher und ich wieder Schluss machen muss und er sich dann umbringt... Außerdem will ich ihn auf keinen Fall verlieren, denn ich liebe ihn ja immer noch. Ich wünchte nur, ich wäre nicht immer diejenige, die sich um unsere Beziehung kümmert, sondern er würde sich auch, trotz seiner Krankheit, ein wenig darum kümmern wie es mir geht. Und vor allem nicht solche Sachen sagen.
Ich hoffe ich konnte mein Problem einigermaßen begreiflich machen und ihr könnt mir einen Rat geben, was ich tun kann bzw wie ich mit der ganzen Situation am besten umgehen sollte.
LG,
Julie

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Julie!

Ich kann gut verstehen, welcher Druck sich in Dir aufbaut und dass Dir diese Aussagen solche Angst machen. Aber erklären kann ich es Dir leider nicht; ich weiß nicht, warum er es so sagt und ob er auch so denkt; was dahintersteckt, was er damit erreichen will und ob er mit den Drohungen überhaupt ein Ziel verfolgt.

Ist er denn jetzt in therapeutischer Behandlung? Hat er Hilfe für bzw. gegen seine Erkrankung? Dann würde ich ein Paargespräch anstreben, um auch über euch und Deine Probleme in eurer Beziehung zu sprechen. Ich denke, das ist der beste Weg, es anzupacken.

Wenn er keinen Arzt bzw. Therapeuten hat, dann bespreche es mit ihm und sage ihm, dass Du für euch diese Hilfe in Anspruch nehmen möchtest, um zu verhindern, dass aus dem Glück eine Last wird.

Alles Gute!
Dana