Problem von Anonym - 23 Jahre

Warum tut es nicht weh? Warum befreit es so?

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Da solche Plattformen von meist jüngeren Menschen als mir genutzt werden, habe ich Angst vor Abweisung....

Mein Name ist Franziska, ich bin 23 Jahre alt, alleinerziehende Mama........und ich r****. Ich r**** seitdem ich 15 bin....versuche es zu unterdrücken. Manchmal klappt es, manchmal hört es auf....für eine Woche, für einen Monat, jetzt waren es 5 Monate in denen ich nichts getan habe um mich selbst zu zerstören.

Ich war sechs Jahre als mich mein Bruder (damals 12 Jahre) aufforderte ihm einen zu blasen. Das ging, bis ich elf war und wir wegzogen. Ich schämte mich für das, was ich getan hatte. Er lag mir auch immer sehr ans Herz es niemandem zu sagen, weil die anderen mich dann verurteilen würden und sauer wären. Also erzählte ich es keinem.....mit 14 veränderte ich mein Aussehen...vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan. Dies trug zur Folge, dass ich an immer mehr Menschen, vor allem Männer, geriet, die mir weh taten. Ich suche oft den Grund für ihr Verhalten bei mir. Denn anscheinend bin ich ein ganz schönes Monster.....einen Menschen zu lieben ist gar nicht so schwer, geliebt werden ist aber umso schwerer. Ich habe nur wenige Freunde, die auch jetzt, nach all den Jahren des Ritzens, des Alkohols und der Drogen zu mir stehen. Als ich 19 war setzte ich mich nach einer Nacht des Rausches hinters Steuer meines Autos....ich fuhr, fuhr und auf einmal dachte ich: Eigentlich ist es doch gar nicht schwer, einfach Gas geben, eine Stelle suchen, an der genügend Hindernisse am Straßenrand lauern und dann einfach die Augen schließen......ich tat es. Auto Totalschaden, mir ist nichts passiert. Schon so oft hab ich mir Zeug in die Nase gezogen und gehofft, dass ich einfach nicht mehr aufwache.......und doch werde ich jeden morgen geweckt.
Ich bin alleinerziehende Mama...habe vor einem halben Jahr einen Mann übers Internet kennen gelernt. Erst wollte er, dass wir zu meinem eigenen Kind noch ein weiteres bekommen.....als ich dann schwanger wurde, machte er einen Rückzieher und ich begann einen großen Fehler....ich habe mein Kind getötet. Das Herz, was direkt unter meinem klopfte, hat aufgehört zu schlagen. Mein kleines Mädchen (ich weiß, dass es eins geworden wäre, mein Sohn hat ebenfalls gesagt, dass es eins wird) ist tot und ich kann meinen Fehler nie wieder gut machen. Ich kann nachts kaum noch schlafen, habe abgenommen, abends, wenn mein Sohn im Bett liegt, hole ich manchmal den Alkohol hervor um ein bischen zu vergessen.....
Es ist wie ein Klos, der in meiner Brust steckt....er wird immer größer und größer....und manchmal habe ich das Gefühl zu ersticken.....gestern war der Druck zu groß....ich nahm die Rasierklinge in die Hand....und nach 5 Monaten des quälens hatte ich erstmals wieder das Gefühl frei zu sein....Mensch zu sein...wieder etwas zu spüren. In dem Moment, als ich die Klinge ansetzte und den ersten Schnitt machte, spürte ich diesen Befreiungsschlag.

Ich habe Angst zu einer Therapeutin zu gehen...habe Angst, dass sie Dinge in mir weckt, die ich längst in Gedanken in den Müll geworfen habe.....Dinge, die ich einfach vergessen möchte. Ich habe Angst, dass sie mir mein Kind wegnehmen, denn mein Sohn ist das Einzigste, was mich noch am Leben erhält.

Schneid die Arme mir auf,
mein Leben rinnt heraus.
Fühl den stechenden Schmerz,
kommt direkt von meinem Herz.
Fühl mich einsam und verlassen,
werd die Welt noch dafür hassen,
dass sie nimmt, was mir gehört,
das sie mein Leben zerstört.
Wo ist Gott denn nur geblieben,
wo sind Menschen, die mich lieben?
Und es wird so weitergehn,
bis ihr mich werdet verstehn!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich denke, ich kann kaum etwas anderes, als Dir zu einer Therapie raten. Es geht Dir so schlecht; alles ist wieder 'geweckt' und sehr präsent. Dazu die Gefühle, die der Schwangerschaftsabbruch in Dir ausgelöst hat. Ich kann nur zur fachlichen Hilfe raten. Auch und gerade, weil Du eine junge Mutter bist, die viel Kraft für ihren Sohn braucht.

Ich kann verstehen, dass Du Sorge hast, man könne Dir den kleinen wegnehmen. Selbst denke ich, man läuft viel mehr dann Gefahr, dass es passieren kann, wenn man Hilfe, die man braucht, nicht sucht und annimmt. Es wird mehr und mehr und eines Tages zu viel sein, das Amt ggf aufmerksam usw. Wenn Du Dir die fachliche Hilfe selbst ins Boot holst, zeigt das u.a. auch die Verantwortung, die Du ganz bewusst trägst.

Ziel des Jugendamtes ist es immer, die Kinder in ihren Familien, bei der Mutter zu halten, sofern es irgend möglich ist und dem Kind nicht schadet. D.h. eine Hilfe zu Hause, ggf eine Tagesmutter, solange Du die Therapie machst usw. halte ich für viel wahrscheinlicher als eine Fremdunterbringung.

Alles Gute!
Dana