Problem von Alexander - 19 Jahre

Am Ende bin ich nur ich selbst ...

Liebe/-r Leser/-in,

wenn dich dies erreicht, weiß ich nicht, ob es noch Sinn und Zweck hat darüber zu sprechen. Vielleicht hat sich alles von selbst gelöst, vielleicht hat mein Körper die Kraft, die mein Geist nicht aufbringen kann.

Aber ich will dir meine Geschichte erzählen. Eine Geschichte ohne Anfang, aber an dessen Ende die Einsicht ?am Ende bin ich nur ich selbst ?? steht. Ich weiß nicht, ob es wirklich so ist oder auch nicht, aber ich fühle mich eher zu Männern hingezogen und es hat damals und auch noch heute große Probleme mit meinen Eltern gegeben. Aber dies ist nicht das eigentliche Problem, das grundsätzliche Problem bin ich. Mein erster Freund war mysteriös, toll, er war anders, er war so wie ich sein wollte, vielleicht habe ich mich deshalb in ihn verliebt. Es war eine wunderschöne Zeit mit ihm, aber er hat mich bewundert und hat sich mir angeglichen in der Sprache, im Denken, im Handeln. Fragt mich nicht, was mich dazu trieb, aber ich habe Schluss gemacht, es war kein Reiz mehr für mich da ?

Bald darauf lernte ich eine tolle Person kennen, meinen jetzigen Freund. Er vereint wie mein ehemaliger Freund auch die Eigenschaft des mysteriösen mit dem Gefühl, dass ich er sein will. Ich will nicht ich sein, ich mag weder diesen Körper, noch dieses Charakter, ich mag nichts, jeder Haut noch Haare, weder Verstand noch meinen Geist. Ich hasse mich dafür, dass ich Sachen weiß, die andere nicht wissen. Ich hasse mich wenn ich mich sehe. Ich hasse mich für meine Eltern zu denen ich nicht passe. Ich hasse alles an mir. Ich will nicht ich sein. Ich will jemand anders sein, jemand wie mein Freund ?

?Unzufriedenheit? steckt in mir. Soviel von diesem Gefühl, dass ich weiß Gott wie oft schon über Selbstmord nachgedacht habe, aber dafür bin ich zu schwach, dafür hänge ich zu sehr am Leben. Aber ich will auch nicht so weiterleben. Ich hasse mich und mein Leben und wenn ich könnte ich würde es zerstören ?

Ich habe im ersten Absatz davon gesprochen, dass es möglicherweise bald soweit ist, dass sich diese Probleme lösen. Vielleicht lösen sich dadurch, dass mein Körper über meinen Geist triumphiert.
Ich leide an einem Tumor, die Heilungschancen sind 50:50, also mit großer Wahrscheinlichkeit kann man davon ausgehen, dass ich geheilt werde, aber ist es das was ich will? Ich sehe mich so sehr, mich aus diesem Körper, diesem Geist zu befreien ? ich sehne mich so sehr nach dem Tod. Er ist kein Übel für mich, er ist wie die Ziellinie, die ich überschreiten will, aber irgendetwas hält mich zurück. Dieses etwas ist dieser animalischer Überlebenstrieb, der mich nicht sterben lässt, der mir die Hoffnung einpflanzt ich könnte wie in Andersens Märchen zum schönen Schwan werden (in jederlei Hinsicht) ?

Das Schlimmste aber für mich ist die Tatsache, dass ich nicht weiß, ob ich meinen Freund liebe, oder ob ich ihn nur ?liebe?, weil ich er sein möchte und wenn er dann gewisse Sachen von mir übernimmt, dass ich dann wieder sozusagen mich erkenne und dann alles zerstöre ?

Ich weiß nicht wie das möglich ist, aber ich hasse mich abgrundtief. Ich fühle mich so leer, so unzufrieden mit mir, mit meiner Situation (ich kann und darf nicht dort studieren wo ich will, weil meine Eltern es nicht aufbringen können bzw. weil meine Mutter mich immer unter Kontrolle haben will) ? ich hasse es am Leben zu sein und doch bin ich zu feige diesem etwas, das sich ich nennt ein Ende zu setzen ?
Ich will nicht ich sein ?
Ich will nicht ich selbst sein ?

Alexander

Anwort von Marius

Hi Alex,

der Geist des Menschen ist nicht leicht zu verstehen, daher leiden auch so viele Menschen darunter. Sie wissen nicht was sie sich selbst mit ihren Gedanken antun und welche Folgen das hat. Wenn ich vor einer Woche etwas gedacht habe leide ich darunter in der nächsten, wenn ich nicht achtsam war. Achtsamkeit erreicht man durch Meditation oder durch genetisches Glück, denn manche Menschen erkennen intuitiv welche Gefühle nicht richtig sind und grenzen sich davon ab. Die Menschen die dieses Glück nicht haben, haben entweder eine gute Erziehung genossen und sind daher glücklich oder sie leiden. Dieses Leid lässt sich nur durch langes Beobachten der eigenen Gedanken umkehren. Dazu ist es nötig, dass du deine ganze Identität in Frage stellst. Damit meine ich nicht das was du wirklich bist. Wenn du dir das was du bist als große Leere vorstellst (die erreicht man durch Meditation) und dir dann überlegst: Bin ich mein Bein? Bin ich mein Gehirn? Bin ich der Gedanke der mir sagt ich bin nicht Wert? Wenn ich das bin warum kann es dann sein, dass ich diesen Gedanken wieder loswerden kann? Wie kann es sein, dass ich in meiner Kindheit andere Gedanken, andere Gefühle hatte? Wie kann es sein dass sich Menschen und ihre Persönlichkeiten ändern? Veränderung ist also möglich? Wenn sich alles ändert was bin dann ich? Bin ich das was alles ER-lebt und nicht das was auf mich einwirkt?
Das zu verstehen erfordert sehr viel Arbeit und ich weiß dass du leben willst. So gut wie niemand will sterben außer Menschen die eine Überzeugung haben, die über die Angst vorm Tod hinaus geht.

Was befreit nun den Menschen als Geist? Die Anhaftung am Ego, lässt uns leiden da wir denken wir könnten dies verlieren wenn wir sterben. Ein Leben für andere Menschen wirkt daher befreiend, was auch die Erfahrung vieler Menschen wiedergibt. Menschen die nur für andere Menschen leben sich dabei aber nicht aufgeopfert fühlen sind es die am glücklichsten sind, denn sie wissen sie tun etwas gutes. Es steigert das Mitgefühl in einem selbst. Dieses Gefühl ERLEBEN wir. Mitgefühl ist ein starkes und sehr positives Gefühl. Es wird genauso antrainiert wie der Hass den du in dir trägst. Du musst die richtigen Gedanken entwickeln um von diesem Hass wieder loszukommen. Empfinde Mitgefühl für dich als ERLEBTEN. Überlege genau wie die Dinge sind.

Ich habe mich früher oft gefragt warum ich lebe und genau das war falsch. Wir leben weil wir leben und den Grund dafür zu suchen ist der Fehler der Menschen. Die Menschen wollen alles mit ihren Gedanken erklären und begründen, weil sie der festen Überzeugung sind, dass das was sie denken die ultimative Wahrheit ist. Aber was sind die Gedanken letztendlich? Das Beispiel von der Erde als Scheibe ist wohl passend.
Das Universum ist zu komplex für unsere Gedanken so dass das Verständnis dafür nicht ausreicht und wir uns daher HINGEBEN können. Wir gehen den anderen Weg und LEBEN gelassen und ohne Angst, denn das Leben ist wie das Leben ist. Wir gehören zu der Erde und zu den Tieren und zum Universum.

Viele Leute werden sagen ich wäre verrückt aber die einzige Frage die zählt ist: Wer lebt gelassener und glücklicher? DAS IST ES WORAUF ES ANKOMMT. Also Frage dich wonau du leben willst. Wie willst du denken? Du bestimmst deine Realität mit deinen Gedanken.

Informiere dich über die Psychologie des Menschen und probiere neue Dinge aus die dich wirklich weiter bringen. Das grübeln was du im Moment tust hält dich auf einer Ebene. Um neue Ebenen zu erreichen musst du neue Wege gehen und neu Denken. Du musst neue Erfahrungen zulassen und dein Wissen bilden.

Leb Wohl
Marius