Problem von Neyla - 19 Jahre

Keine Kraft mehr, keinen Ausweg

Hallo liebes Team,
ich wollte da mal was loswerden, was mich schon eine ganze Weile bedrückt:

Ich bin nun 19 Jahre alt und gehe in die 12. Klasse eines Gymnasiums. Normalerweise wollte ich mein Fachabitur nach der 12 machen und hätte dann erst einmal ein ökologisches Jahr gemacht, um den Abschluss zu vollenden. Momentan weiß ich aber nicht einmal, ob ich die Punktzahl dafür erreiche. Bisher sagen meine Noten: Nein. Ich bin immer schlechter geworden, je länger die 12 ging, desto weniger konnte ich mich aufraffen.
Ich habe gelernt, am Ende kam die Ernüchterung und es war doch nicht besser als 4. In Fächern, die ich immer beherrscht habe, komme ich über eine 4+ gar nicht mehr hinweg, ich habe total oft eine 4 oder 4- auf dem Papier stehen und leider gilt eine 4- schon als Unterzensur und gefährdet damit meine Versetzung. Wäre es nur das, würde ich sagen: Gut, noch mehr lernen, noch mehr tun. Aber wann?
Mittlerweile schränkt mich die Schule so ein, dass mein Privatleben futsch ist. Ich habe keine Zeit mehr mich in der Woche mit etwas zu beschäftigen, was mir Spaß macht und selbst wenn die Zeit da ist, habe ich keine Kraft mehr, bin müde. Am Wochenende kann ich mich schon gar nicht mehr aufraffen, sage Freunden ab weil ich übermüdet bin. Da legt man sich schon früh schlafen und muss um halb 6 aufstehen, weil die Schule die 0. Stunde ja so sinnvoll findet. Wohin denn da noch?
Ich war immer eine Kämpfernatur, habe auch immer gekämpft und niemals hat es für mich einen Grund gegeben, um aufzugeben. Doch auf einmal erkenne ich mich selbst nicht mehr wieder. Das, was momentan 'Ich' ist, bin nicht mehr ich wie damals. Ich habe aufgehört zu kämpfen, ich packe nichts mehr an für die Schule, weil mir meine Freizeit fehlt, weil mir meine Freunde fehlen. Ich denke nach, wie es weitergehen soll, sehe momentan keine Perspektive mehr. Ich bin übermüdet, bleibe oft zu Hause weil ich mich nicht mehr aufraffen kann, weil mir die KRaft und die Mühe fehlt. Das man mal keine Lust hat, ist normal denke ich, aber das auf einmal nichts mehr da ist und das ich mich selbst nicht mehr wiedererkenne ist einfach nicht mehr normla.
Dass die Anforderungen hoch werden, wusste ich, dass es schwer wird auch, aber das selbst eine starke Persönlichkeit wie ich aufgibt, das kann doch nicht normal sein oder?
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn ich die 12 nicht schaffe, stehe ich vor Nichts, ich werde sie auf keinen Fall wiederholen, das schaffe ich nicht nochmal, ich werde 20 dieses Jahr. Ich könnte in einem Tierheim für ein Jahr aushelfen als ehrenamtliche Helferin, natürlich, und danach eine Ausbildung anfangen. Aber schaffe ich es überhaupt noch bis zum Ende des Schuljahres? Und selbst wenn ich jetzt sage? Schluss, aus, ich mache nicht mehr weiter, was könnte ich da tun? Gibt es Möglichkeiten? Wie kann man helfen, wie kann man sich wieder aufraffen und zu alter Kraft finden?
Ich hoffe, ihr könnt mir irgendwie helfen.

Anwort von Marius

Hi Neyla,

du hast ein entscheidendes Problem. Du lernst für die Schule aus den falschen Gründen. Du lernst für die Schule, weil du gute Noten haben willst. Dieses Ziel verinnerlicht sich in deinem Kopf und du bist nicht zufrieden damit, weil dieses Ziel keine angenehmen Gefühle erzeugt. Ein Ziel wie z.B. für die Schule zu lernen um später anderen Menschen als Ärztin zu helfen wäre ein Ziel wofür du sehr gerne lernen würdest, da du damit Menschen helfen willst und dieses Ziel erzeugt gute Gefühle.
Die Frage aus welchen Gründen wir Dinge tun ist sehr entscheidend.
Gleichzeitig musst du einen Mittelweg finden und dadurch dass du wirklich nur für andere lernst, wirst du freier von deiner Angst werden und auch mehr Zeit für deine Freunde finden, da du keine Angst mehr hast schlechte Noten zu schreiben, wenn du mal einen Tag nicht lernst. Es ist alles ein Kreislauf, dein Geist. Alles hängt in gewisser Weise zusammen und viele Probleme entstehen einfach durch die falschen Ziele im Leben. Man kann es auch falsche Gedanken nennen die zu falschen Werten werden. Daher spricht man auch von "die richtigen Werte" haben.

Viele ältere Menschen sagen die jungen Leute haben keine Werte mehr. In gewisser Weise haben sie recht aber manche Dinge sind auch nur falsch von ihnen angenommen, denn sie kennen es nur so. Was nun am Besten für dich ist musst du herausfinden. Wenn ich dir noch einen wichtigen Tipp geben darf: Halte es einfach. Halte es einfach in deinem Kopf und komm zu Ruhe. Je einfacher deine Gedanken sind desto glücklicher bist du.
Denke nicht so viel nach und lass das Grübeln sein.

Warum sind die ärmsten Menschen trotzdem oft die glücklichsten? Weil sie nichts haben was sie verlieren könnten und nicht haben wollen, da sie es nicht anders kennen. Das macht das Leben EINFACH.

In unserer Perspektive denken wir immer: "Wie können die so leben?" aber letztendlich entsteht unsere Welt und Perspektive in unserem Kopf und wir entscheiden selbst wie wir leben wollen und niemand sonst.

Dieses Jahr im Tierheim würde dir sicher gut tun daran glaube ich fest.

Leb Wohl
Marius