Problem von anonym (m) - 21 Jahre

Was mache ich falsch?

hallo ihr lieben,

ich bin geistig langsam echt am ende. ich fühle mich leer, ausgesaugt und ich weiß nicht mehr, wie ich mir noch helfen kann.

ich mache eine ausbildung als informatiker und lebe allein. klingt doch soweit ganz gut, oder? das sollte man meinen... wenn ich dann aber auf mein leben blicke und sehe, was ich aus meinem leben mache, kommen mir die tränen. wenn ich abend von der arbeit nach hause komme, denke ich meist "du hast heute eigentlich nichts geschafft. du stehst unter einem so enormen druck. du musst lernen ... ". diese gedanken kreisen immer hin und her in meinem kopf. mein kopf ist voll. es passt nichts mehr hinein. ich sollte ihn vielleicht mal aufräumen, aber wisst ihr, wie man so etwas macht? ich weiß nur, dass ich es nicht weiß und ich mir vor dieser gedankenflut nicht mehr zu helfen weiß. themen der gedanken sind meist "hast du alle aufgaben auf der arbeit zur zurfriedenheit der kollegen gelöst? bist du denen gut genug? du musst dich mal mehr anstrengen! ist das eigentlich überhaupt der beruf, den du dein leben lang ausüben möchtest? denk mal drüber nach!". das treibt mich in den wahnsinn. ich habe mir versucht, antworten auf diese fragen zu geben, doch alle musste ich negativ beantworten... ob das an meiner einstellung liegt?
ich lebe hier auf dem land. ohne ein eigenes auto ist man aufgeschmissen. ich mag eigentlich das landleben, weil hier alles ein wenig ruhiger ist, als in der stadt, aus der ich eigentlich komme. das zieht mich wieder weg von hier. aber ich kann doch nicht hier mein leben führen, ohne dass ich immer im hinterkopf schon gedanklich meine koffer packe. ich fühle mich hin und hergerissen.
ich habe gerade mit einer guten freundin telefoniert, die ich auch körperlich sehr begehre. doch warum um gottes namen ist sie in der letzten zeit so abweisend zu mir? sie ist solo... das war mein letzter stand. aber ob sie mir da etwas verheimlicht? sollte ich sie fragen? ich bin den tränen fast nahe, wenn sie mir sagt "wenn du mit mir noch mal reden willst, dann ruf mich frühestens in vier tagen wieder an. mein terminkalender ist voll". was soll das bitte? will sie mir irgendetwas beweisen? ich mag sie doch so sehr. wir hatten schon viele verrückte aktionen zusammen, um die mich denke ich einige menschen beneiden würden. es war ein unbeschreibliches gefühl, als wir händchenhaltend im kino saßen oder durch die stadt gegangen sind oder sie mich mit ihren wundervoll glänzenden augen angeschaut und mich aufgefordert hat, etwas verrücktes zusammen zu machen. hat sie jemanden angelächelt, der auf die masche reingefallen ist? KANN MIR IRGENDJEMAND DIESE FRAGE BEANTWORTEN? ich denke nicht... und vielleicht sollte ich sie einfach fragen, dann weiß ich es doch. warum tue ich mir denn so schwer damit? zwar ist nichts härter als die wahrheit, aber um dieselbe beneide ich die menschen. ich muss endlich dahinter kommen. ich werde sie fragen... hoffentlich tue ich das auch.
mein körper zittert in diesem moment, in dem ich daran denke, dass sie mir die wahrheit sagt und ich sie nicht verkraften kann. hätte ich doch bloß mehr kraft für die wahrheit.
warum steht in der heutigen hektischen, ekeligen welt der eigentliche sinn des lebens immer im hintergrund? das leben. wir sind doch heutzutage nur noch maschinen, die auf hochleistung getrimmt werden sollen und auf 150 % arbeiten sollen. mal abgesehen von unserer umwelt, die wir dadurch zerstören, so zerstören wir uns und unseren nächsten auch noch. wenn man sich ehrlich mal fragt, ob man das will, bekommt man ein klares "NEIN!". wer das liest und vielleicht ein wenig darüber nachdenkt, der macht denke ich das richtige...
was habe ich sonst noch auf meinem herzen? das folgende: nachdem mein vater einem bekannten, der einen teil seines ladens aufgeben musste, geholfen hat, indem er das gerümpel aus dem besagten laden mit nach hause genommen hat, und bei uns in der wohnung gestapelt hat, habe ich einen schock bekommen. mein elternhaus sieht aus wie sau (ich werde diese aussage bereuen...) aber wie soll ich meinen sorgen denn luft machen? ich kann mit meinen eltern nicht offen darüber reden, weil sie mir leid tun. dabei will ich eigentlich nur das beste für sie, weil mir meine familie sehr am herzen liegt. dafür dass ich weit weg von zu hause wohne, pflegen wir dennoch einen guten kontakt. mit ihnen kann man noch lachen. da kann ich so sein, wie ich bin...
wenn cih unter menschen bin, bin ich (bis auf ausnahmen) ziemlich gehemmt und bewegunsunfreudig, innerlich und äußerlich eingefroren. dagegen bin ich zu hause (nachdem ich "aufgetaut" bin) eigentlich zu 30 % wieder der, den ich ganz gut kenne... ich. was mache ich eigentlich falsch? achso, noch ne sache: wenn ich mit dem besagten mädchen unterwegs bin, kann ich auch wieder ganz der alte sein. aber nur dann... ich glaube ich fühle mich bei ihr wohl.

also, ihr hattet eine menge zu lesen und seid hoffentlich nun ein wenig schlauer, wie es mir geht. habt ihr tips, anregungen oder noch irgendwelche fragen dazu? dann nutzt das feedback. ich freue mich schon auf antworten.

alles liebe,
...

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ja, die Wahrheit kann Angst machen und weh tun - was man aber schnell dabei vergisst, ist, dass auch die Ungewissheit viele schmerzende Gefühle auslöst. Geht es Dir in der Ungewissheit wirklich besser als mit der Wahrheit, die Du noch gar nicht kennst? Ist das Jetzt leicht zu ertragen und möchtest Du es halten?

Du hast viel Druch und Fragen im Kopf - die Antworten kann ich nicht für Dich geben. Aber ich denke, dass es hilfreich ist, die Fragen umzuformulieren. Wie soll mein Leben sein? Was müsste passieren, damit es mir besser geht? Was kann ich gegen den Druck tun? Sicher verändern die Antworten nicht von heute auf morgen Dein Leben; aber Du bekommst einen festeren Stand. Kein "Ist das der Beruf, den ich möchte?" sondern erst einmal "Möchte ich die Ausbildung schaffen und beenden?"

Ich habe ein wenig das Gefühl, Dir fehlt zum Job auch der Ausgleich. Liebe ich damit richtig? Wie füllst Du Deine Freizeit, um den Kopf auch einmal frei zu bekommen? Viele Antworten finden wir nicht, indem wir nächtelang grübeln usw.; wir finden sie, weil es passiert und weil wir es zulassen. Es gibt viel Kraft, wenn man auch abschalten kann und sich selbst Situationen schafft, in denen wir zur Ruhe kommen können; in denen der Kopf zur Ruhe kommen kann. Bei den einen ist das ein Sport, bei anderen ein Entspannungsbad, wieder andere finden diese Ruhe, indem sie sich einen schönen Abend mit Freunden machen. Finde heraus, was Dir selbst Kraft schenkt.

Und lenke Deine Gedanken auch bewusst auf das Positive. Wir sind alle immer schnell dabei, wenn es darum geht "Was mag ich nicht?", dabei ist es doch mindestens ebenso wichtig, sich einfach mal darüber Gedanken zu machen, was heute schön war, was gemeistert wurde, was an Deinem Leben Dir gut gefällt.

Alles Gute!
Dana