Problem von anonym (m) - 19 Jahre

Asexuell?

Hallo liebes KuKa-Team.
Erstmals danke das es euch gibt. Ist eine große Hilfe wenn man jemanden hat an den man sich wenden kann, der einen aber nicht persönlich kennt. Nimmt einen ziemlichen Druck ab, was sich äußerst positiv auf das Beschreiben auswirkt.
Danke

So, wie fange ich am besten an? Also, ich bin 19 Jahre alt und meine sexuelle Ausrichtung würde ich als bisexuell bezeichnen, obwohl ich mich eigentlich mehr zum männlichen Geschlecht hingezogen fühle. Mein Problem ist allerdings nicht meine Bisexualität, mit der ich mich inzwischen abgefunden habe, mehr noch die mir auch gefällt. Nein mein Problem ist, wie der Überschrift unschwer zu entnehmen, die immer wieder kehrende Frage ob ich Asexuell bin.

Klar ich weiß, ein schärfer Wiederspruch in sich, ist mir durchaus bewusst, doch ich werde das jetzt zum besseren verständiss erläutern.

Ich selbst bin eher nicht so der gesellige Typ( mal vorweg) und ich bin ein ziemlich introvatierter Mensch. Ich hatte schon einige Freundinen und auch schon ziemlich viel Sex. Mein erstes mal nicht so besonders, es war eigentlich ziemlich mies und ich hatte dabei und danach ein ziemlich mieses Gefühl. Es hat mir einfach keinen Spaß gemacht. Nun gut, erfahrungs gemäß weiß man, dass das erste mal meistens nicht so besonders ist, also kein Problem. Doch auch beim 2 ten und beim 3 ten mal war es schlicht weg gesagt Scheiße. Anfangs dachte ich es liegt an mir, aber ich hab dann ein wenig nachgeforscht. Sie fand den Sex schön und befriedigend.
Was war es dann? Im Laufe der Zeit hatte ich noch einige Male Sex, allerdings hat sich in mir immer etwas gesträubt. Ich fühlte mich immer mehr von den Frauen abgestoßen wenn sie dann vor mir lagen.
Nach einiger Zeit bemerkte ich dass ich auch auf Männer stehe, wo das seinen Anfang nahm weiß ich nicht mehr, jedenfalls dachte ich lange Zeit ich wäre schwul.
Seltsam daran war nur dass ich mich auch zu Frauen immer noch hingezogen fühle und sie attraktiv finde. Also wohl bisexuell, kein Problem.
Wie gesagt habe ich es mit mehreren Frauen versucht, aber am Ende war es immer das selbe. Dieses Gefühl kann ich nicht beschreiben, ich wüsste einfach kein Wort dafür. Ich hatte vor knapp einem Jahr eine Freundin, sie war klug, lustig und mir vom Charakter her ähnlich. Ich wurde immer scharf wenn sie versaute Witze machte und ich mochte es wenn sie mich berührte, doch kaum ging es zur Sache, empfand ich nicht mehr außer Ekel, Angst und wiederwillen.
Die Beziehung hielt folglich nicht lange (wie alle davor) und wir blieben gute Freunde. Ich kenne das Gefühl der Liebe nicht, die meisten meiner Mitmenschen gehen mir am Arsch vorbei (von mir aus könnten sie alle verrecken und es wäre mir egal) und meine Dogemanngen 'freunde' sind eigentlich auch nur bekannte.

Männer und Frauen machen mich zwar immer noch scharf, nur hege ich schon lange keinen Wunsch mehr mit ihnen sexuell zu interagieren.

Ich habe auch ein paar Hypothesen aufgestellt die eine Erklärung bitten könnten, aber sehr zufriedenstellend sind sie nicht.

1: ich bin schwul. Wäre die beste Erklärung warum es mir nie gefiel wenn ich mit Frauen Sex hatte.

2: ich bin asexuell. Würde das fehlende verlangen auf körperliche Nähe erklären.

3: ich habe in meinem Leben, aber vor allem in meiner Kindheit viele negative Erfahrungen mit meinen Mitmenschen gehabt. Ein Alkoholiker als Vater, der einem nur fertig machte so gut er konnte, der einem einprädigte dass man ein Versager sei und der damit drohte, sein Kind umzubringen, sollte es schwul sein. Psychoterror in der Schule etc. kurzum beschissene Jahre voller leid, Schmerz und selbstzweifel. Egal. Was ich damit ausdrücken will ist, dass ich vlt eine Sperre in mir habe, anderen Menschen je wieder zu vertrauen.
Ich kann mich Gehemühe anderen Menschen schon lange nicht mehr öffnen, meine Freunde bezeichnen mich als einen gefühlskalten Menschen und ich gebe ihnen da auch recht.

Ich glaube einfach, dass mein Problem eine bunte Mischung aus den oben Tanngen Faktoren ist. Wissen werde ich es wohl nie

So und jetzt zu meiner Frage. Bin ich sexuell gehemmt oder gar asexuell? Oder bin ich nur ein weiterer schwuler der es nicht warhaben will?

Und bitte, tut mir bitte den gefallen und schreibt keinen aufmunternden scheiß wie " wird schon wieder etc" hin. Ich glaube es nicht und ich brauche es nicht. Von solchen Sätzen bekomme ich eher Brechreiz.

Ich bedanke mich im voraus und bitte fühlt euch nicht gekränkt von dem Schlusssatz.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich kann Dir nicht sagen, welche Sexualität Du hast. Auch wenn ich verstehen kann, dass Du die Antwort suchst; ich kann sie Dir nicht geben. Wie kann ich mehr über Dich wissen als Du selbst? Wie könnte ich sagen, was und welches Geschlecht Du erotisch findest; was Dich sexuell anzieht?

Asexualität würde ich im Grunde ausschließen, da sexuelles Verlangen doch offensichtlich spürbar ist. Dass Du den Sex bis jetzt nicht als befriedigend, sondern eher als ekelhaft empfunden hast, kann daran liegen, dass Du ihn mit einer Frau hattest. Es kann aber auch in ganz anderen Dingen die Wurzel haben. So sehr verliebt, dass Du das Gefühl hattest, diese Gefühle mit dem Körper zu 'beschmutzen'? Zu wenig oder gar verliebt? Nicht jeder Mensch kann Liebe und Sex wirklich trennen. Hattest Du das Gefühl benutzt zu werden? Wahrscheinlich kann es noch unzählige weitere Begründungen geben. Ich kann nicht sagen, was es bei Dir war.

Seit meiner Kindheit kenne ich einen Mann. Dieser Mann hat eine Freundin von mir geheiratet - und sich scheiden lassen. Während der Ehe hat er für sich gemerkt, dass eine Frau an seiner Seite ihn nicht glücklich macht. Er dachte lange Zeit, all das wäre normal; es wäre normal, dass etwas fehlt, es wäre normal, dass Sexualität nicht diese tiefe Befriedigung bringt. Heute lebt er mit einem Mann zusammen und entdeckt seine Sexualtität neu. Ich denke, es gibt einfach ein 'Schema F' nach dem man arbeiten und vorgehen kann und muss, um für sich seine Sexualität zu finden und zu wissen, was man will. Man muss es erleben, zulassen.

Du erwähnst auch Deine Kindheit, in der Du Vertrauen nicht lernen konntest; in der Vertrauen keine Normalität war. Auch hier kann die Wurzel liegen. Ohne Vertrauen in mich und meinen Partner, könnte ich Sexualität wohl auch nicht genießen. Wenn Du für Dich sagst, Du möchtest daran arbeiten; lernen, was Du nicht vorgelebt bekommen hast, dann spreche mit einem Therapeuten über diese Gefühle. Schaden kann es nie und ich denke, wenn man so deutlich spürt, dass da 'etwas ist oder nicht ist' (Du weißt sicher, was ich meine), dann sollte man diese Hilfe nicht einfach ausschlagen, sondern für sich den Weg gehen.

Alles Gute!
Dana