Problem von Tina - 13 Jahre

Angst an meinem Leben zu zerbrechen!

Hallo liebes Kummerkasten Team. ^^
Vielen Dank dass es eine Seite wie eure gibt, das verdient viel Respekt.
Nun zu meinen Problemen (tut mir leid, dass ich euch damit so bombadiere, aber ich muss das jetzt mal loswerden).

Ich hab Angst an meinem Leben zu zerbrechen.
Es ist schon sehr viel Schlimmes passiert, Sachen die ein Kind nicht unbedingt mitbekommen muss. Es hat alles angefangen als ich vier war. Meine Eltern waren schon immer getrennt, das störte mich nie.
Meine Mutter fand bald einen neuen Mann, meinen jetzigen Stiefvater.
Er kümmerte sich um mich wie um sein eigenes Kind und liebt mich auch jetzt noch sehr. Ich liebe ihn auch, sogar mehr als meinen leiblichen Vater.
Seine Ex-Frau hatte anscheinend etwas gegen meine Mutter und schoss ihr mitten auf der Straße mit einer Schreckschusspistole ins Gesicht.
Meine Mutter konnte ihr Gesicht noch wegdrehen und deshalb war es nur ein Streifschuss (ich weiß, das klingt jetzt wie eine dumme Lüge, aber es ist so gewesen, denn meine Mutter hielt mich an der Hand als es passierte).
Nach diesem Vorfall hatte ich Angstzustände und Panikattacken, ich kaute mir die Fingernägel bis auf das Fleisch ab, was ich auch heute noch tue.

Wir zogen dann erst mal für ein Jahr in eine andere Stadt. Dort war es echt schön und ich vergaß den Vorfall,fürs Erste.
Ich ging dort in den Kindergarten, was mir anfangs Spaß machte, aber später zu einem Disaster ausatete. Ich hatte dort keine Freunde, wurde von den Kinder gemobbt und geschlagen.

In dem selben Jahr wurde auch meine jüngere Schwester geboren.
Ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich sehr einsam.
Zu dieser Zeit hatte mein Stiefvater Probleme mit Alkohol und es kam öfter vor, dass er und meine Mutter sich so stritten, dass es in Schlägereien endete.
Ich kann mich an viele Abende erinnern, an denen meine Mutter blutverschmiert und weinend mit meiner Schwester im Arm auch der Couch saß.
Ich war dann alleine in meinem Zimmer und hab geweint, keiner hatte sich um mich gekümmert.

Meine Mutter wurde wieder schwanger und als mein kleiner Bruder geboren wurde, zogen wir zurück in die alte Stadt.
Ich freute mich auf meinen alten Kindergarten und meine Freunde dort, musste aber leider feststellen, dass sie neue Freunde hatten und ich nun überflüssig war. So war ich wieder alleine.

Bis ich in die 2. Klasse kam, passierte eigentlich nichts Gravierendes.
Ich hatte keine Freunde, war alleine und traurig.
Zur Mitte des 2. Schuljahres kam mein leiblicher Vater, zu dem ich mittlerweile ein gutes Verhältnis aufgebaut hatte, wegen Drogenhandels für 2 einhalb Jahre ins Gefängnis. Zu dieser Zeit weinte ich sehr viel und meine Noten wurden immer schlechter. Damals fand ich auch heraus, dass meine Mutter kifft.

Als ich meinen Vater etwa gegen Ende der 4. Klasse wieder hatte, war ich wirklich froh.Ich musste nur leider mitbekommen, dass er wieder Dealte und sehr viel Bong rauchte. Immer wenn ich zu ihm kam, war er breit. Das tat mir sehr weh, ihn so zu sehen.

Ich hab bis ich in der 6. Klasse war so mit meinem Leben gelebt wie es war, auch wenn es sehr weh tat.
Der Hammer kam aber erst noch auf mich zu. Es war ein schöner Tag den ich mit meinem Vater und seiner Freundin verbrachte.
Er endete damit, dass er auf seine Freundin mit einem Stuhl losging und sie neben mir zusammenschlug. Ich warf mich nach mehrmaligem Schreien, dass er aufhören soll, dazwischen und bekam voll den Stuhl auf den Kopf.
Ich ging dann abends die 5 Kilometer die er vom Haus meiner Mutter wegwohnt, um ca. 21:30Uhr nach Hause.

Zum Glück hatte ich einen Haustürschlüssel, denn es war keiner da, der mich tröstete oder hielt. An diesem Tag viel ich in ein teifes, schwarzes Loch.

Das war auch der Tag an dem ich mich zum ersten Mal schnitt. Ich verletze mich auch heute noch, und komme fast keinen Tag ohne aus.
Niemand aus meiner Familie weiß es und es hat sich auch noch keiner gefragt, warum ich nie im T-Shirt herumlaufe. Selbst im Sommer bei 33 Grad trage ich immer Sweatjacken. Meine Arme sind mit Narben und Schnitten übersät.

Ich bin im Moment mit so vielen Problemen belastet, dass ich das Gefühl habe zu zerbrechen. Ich habe im Bad Spritzen gefunden, die auch in der Tasche meiner Mutter waren, und vermute dass sie nicht "nur" kifft.
Sie schläft den ganzen Tag und ich muss den Haushalt schmeißen.

Dazu kommt noch, dass dümmste Problem das ich je hatte.
Ich bin in die Anime-Figur Gaara aus Naruto verliebt. Ich glaube ich kann gar nicht mehr tiefer sinken. Ich weiß, dass diese Liebe nicht erwiedert werden kann, egal wie sehr ich es will.

Ich kann nicht mehr schlafen, und wenn, dann habe ich wirre Träume, die mich schweißgebadet aufwachen lassen. Ich habe schon öfter über Selbstmord nachgedacht. An Wochenenden bekomme ich meinen Arsch nicht hoch und verbringe den ganzen Tag im Bett. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich in den Ferien die ganze Woche in meinem Zimmer war, die meinste Zeit im Bett, und nur aufgestanden bin um was zu essen, aufs Klo zu gehen oder mich zu ritzen.

Auch jeden Morgen muss ich mich sehr zusammen nehmen um überhaupt aus dem Bett zu steigen. Es ist so schrecklich. Ich schleppe mich nur noch von einem Tag in dem Anderen, ohne jegliche Gefühle, wie Freude, nichtmal mehr Trauer. Da ist nur noch der Schmerz und die Leere. Deswegen schneide ich auch weiter, um mich lebendig zu fühlen und den psychischem Schmerz in den Physischen zu verwandeln. Ich bin am Ende, habe niemanden zum Reden.
In der Schule lache ich einfach gespielt mit. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das lezte Mal von Herzen gelacht habe. Aber es ist lange her.

Ich habe Angst vor dem nächsten Tag und vor mir selbst. Ich habe Angst, dass ich mir etwas antue.


Ich bedanke mich schon mal im Voraus, dass ihr euch die Zeit für mich genommen habt und ich hoffe ihr verzeiht mir, dass ich so viel geschrieben habe.
LG
-Tina

Anwort von Diana

Deine Email ist ein kreischender Hilfeschrei! Das erste, was mir dazu einfällt: Du brauchst dringend, dringend, dringend Hilfe! Ich weiß, dass alles sehr schwer für Dich ist, ohne den richtigen Halt Deiner Eltern, die anscheinend selbst hilfebedürftig sind.
Das Umfeld, in dem Du lebst, zerstört Dich auf die Dauer. Dein Stiefvater, Deine Mutter und Dein richtiger Vater scheinen alle Drogen (Alkohol ist auch eine Droge!) zu konsumieren und gewalttätig zu sein. Sowas ist sehr verantwortungslos den Kindern gegenüber und normalerweise sollte da das Jugendamt informiert werden. Das Jugendamt hat nämlich die Pflicht, Kinder und Jugendliche zu beschützen und sich um ein anständiges Zuhause für sie zu sorgen...
Das Du Dich ritzt, Dich also selbst zerstörst und Dir mit dem Messer/der Rasierklinge die Haut blutig schneidest, ist Dein schmerzlicher Hilfeschrei! Ich kann Dir nur eines dringend raten: suche Dir ganz schnell Hilfe!!! Du zerstörst Dich selbst und brauchst die Hilfe eines Erwachsenen, der Deine Notlage erkennt und Dir bei Deinen nächsten Schritten auf dem Weg zur Besserung hilft! Gibt es z. B. an Deiner Schule einen Vertrauenslehrer oder einem LehrerIn, der/dem Du Dich anvertrauen könntest? Gibt es eine Tante/Onkel/Oma/..., bzw. jemanden aus Deinem Familien- oder Bekanntenkreis, dem Du Dich anvertrauen könntest?
Ich kann Dir noch raten, Dich an Deinen Arzt/Ärztin zu wenden. Dein Arzt/Ärztin kann Dir sicherlich Tipps geben, wo Du Dich an welche Beratungsstellen wenden kannst. Ansonsten rate ich Dir, Dich an das Jugendamt zu wenden (Telefonnummer findest du im Telefonbuch oder auf gelbe-seiten.de). Das Jugendamt sollte Dir jederzeit helfen können.

Um mit Deinen Erlebnissen wirklich klar zu kommen, um ein normales Leben führen zu können, musst Du Dir früher oder später professionelle Hilfe bei einem Psychologen holen. Du kannst bei einem Psychologen/Psychotherapeuten ein "Vorgesprächstermin" bekommen, damit entschieden werden kann, was für eine Therapie und ob eine nötig wäre, um Dir zu helfen.
Zudem gebe ich Dir noch den Ratschlag, Tagebuch zu führen. Schreibe alles auf, was Dich belastet. Schütte Dein Herz aus. Schreibe Dir den ganzen Schmerz von der Seele. Das hilft! Zumindest hilft das erstmal, ein bisschen "Ordnung" in Deinem Gefühlschaos zu schaffen und vor allem, um Dampf abzulassen. Hör Deine Lieblingsmusik, male Bilder oder schreibe Geschichten/Gedichte- ich denke, dass Du diese Ablenkungen dringend öfter brauchst. Du bist gerade einmal 13 Jahre alt und hast noch Dein ganzes Leben vor Dir! Lasse auf keinen Fall den Kopf hängen und höre nicht auf, an Dich zu glauben! Du bist etwas ganz besonderes... Seine Familie kann man sich nicht aussuchen und viele Menschen, wie Du, erleben schicksalhafterweise leider nicht eine schöne Kindheit und ein ordentliches Zuhause... Du hast wahrscheinlich einen härteren Kampf, als viele andere, mit einer "normalen" Kindheit. Aber Du wirst Deinen Weg finden, wenn Du Dir bald über Deine Hürden helfen lassen wirst... Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute und ein ganz starkes Durchhaltevermögen! Du packst das!
Deine Diana vom KuKa-Team!