Problem von Nicole - 21 Jahre

Borderline, manische Depressionen und nun schwanger!

Hallo zusammen.
Ich weiß garnicht wo ich anfangen soll...
Ich glaube ich sollte erstmal kurz von meiner Vergangenheit erzählen, vielleicht ist es dann ein bisschen nachvollziehbar das ich so bin wie ich bin.
Meine Mutter und ich haben uns nie wirklich gut verstanden. Bis ich 10 war war ich ein Einzelkind, dann kam mein Bruder zur Welt, den ich wirklich über alles liebe.
Allerdings hatte ich von nun an das Gefühl, vollständig abgemeldet zu sein. Meine Mutter hat mir selten geholfen wenn ich Probleme hatte, sie hat mir stattdessen lieber Vorwürfe gemacht weil sie dachte sie bringt mich so wieder auf die richtige Bahn. Das mich das aber noch mehr runterzieht, auf diesen Gedanken kam sie anscheinend garnicht erst. Vielleicht sollte ich auch noch erwähnen das ich meinen Vater nie kennengelernt habe und der dann auch 1998 verstorben ist, so das ich also nie die Möglichkeit hatte bzw haben werde um ihn kennenzulernen. Also hatte ich niemanden mit dem ich über meine Probleme sprechen konnte.
Mit 13 fing es an das ich immer wieder von zuhause abgehauen bin um mir meine "Freiheiten" zu erkämpfen... das endete allerdings damit das ich mit 14 im Heim gelandet bin. Eine Rückführung in die Familie wäre zu diesem Zeitpunkt undenkbar gewesen. Ich wohnte im Heim bis ich 18 war und bin einen Monat nach meinem 18. Geburtstag in meine eigene Wohnung gezogen, obwohl ich dazu noch nicht bereit war. Umgang mit Geld macht mir heute noch unheimliche Probleme, zusätzlich konsumiere ich seit ich 13 bin so gut wie täglich Marihuana und Haschisch. Seit ich in meiner eigenen Wohnung lebte ging mein Leben noch weiter bergab. Zusätzlich wurde bei mir eine Manische Depression sowie das Borderline-Syndrom diagnostiziert. Keine tolle Mischung wenn ihr mich fragt. Mein damaliger Freund, mit dem ich 3 Jahre zusammen war, konnte damit nicht umgehen und ich verließ ihn. Kurz darauf lernte ich einen Mann kennen von dem ich sofort angetan war. Ich bin mir sicher das ich vorher überhaupt nicht wusste was Liebe überhaupt ist, bis ich ihn kennengelernt habe. Nachdem wir ca. 2 Monate zusammen waren wurde ich schwanger von ihm. Zuerst ist meine Welt natürlich zusammengestürzt, aber er baute mich auf und sagte mir das wir das alles zusammen schon schaffen würden und er immer für mich da wäre. Mittlerweile bin ich im 6. Monat schwanger und heute haben wir unsere Beziehung beendet. Nun weiß ich nicht was ich machen soll, ich kann doch mit meinen Problemen kein Kind großziehen! Jetzt werdet ihr bestimmt sagen: "Eigene Schuld, die hat die Probleme ja schon eine Ewigkeit und hätte sich mal darum kümmern können das alles wieder ins Lot kommt, und wer ist schon so blöd und entscheidet sich unter solchen Umständen FÜR ein Kind?" Naja, ich bin so blöd. Ich habe ihm wirklich vertraut und geglaubt das wirklich alles gut wird, das ich mich für unsere kleine Familie ändern kann und das wir zusammen glücklich werden. Ich habe noch niemals in meinem Leben einen Menschen so geliebt und gleichzeitig so gehasst wie ihn. Ich weiß das sich das bescheuert anhört, aber ich kann nichts dagegen tun... Er hat mich auch schonmal geschlagen und gewürgt, aber ich weiß das ich irgendwo auch ein bisschen Mitschuld daran hatte, er ist eigentlich kein Mensch der so etwas tut. Ich will ihn eigentlich auch nicht in Schutz nehmen, weil es keine Ausreden für so etwas gibt. Naja, die Tatsache ist das ich jetzt vollkommen alleine mit meinen Problemen dastehe und weder ein noch aus weiß. Die einzigste Möglichkeit die ich sehe wäre Suizid. Ich kann keinen Tag mehr klar denken, ich überlege nur die ganze Zeit das ich mir um diese ganzen Probleme keine Sorgen mehr machen müsste wenn ich tot wäre. Aber ich glaube ich bin zu feige um es letztendlich wirklich durchzuziehen.
Ich habe noch niemals um Hilfe gebeten, aber ich bitte euch wirklich inständig mir zu helfen, ich weiß nicht mehr was ich tun soll...
Danke das ihr euch die Zeit nehmt und tut mir leid das das hier schon fast eine Kurzgeschichte ist =(
LG, Nicole

Anwort von Diana

Vorweg: Ich sage Dir: Nein! Es ist nicht Deine "eigene Schuld", dass Du so handelst OBWOHL Du natrülich mit 21 Jahren Verantwortung für Dich selbst tragen musst. Deine Lebensvorgeschichte hat Dir einfach keine gute Grundlage für ein "normales" Leben gegeben. Du hattest einfach Pech, dass Dich Deine Mutter im Stich gelassen hat, Deine Rebellion dagegen der Ausriss von zu Hause war und Du Deine Jugend in einem Heim verbringen musstest. Jetzt bist Du schwanger und hast schonmal richtig erkannt, dass Du jedoch mit all Deinen Problemen nicht wirklich in der Lage bist, Dich hundertprozentig auf Dein Baby zu konzentrieren!
Zudem kommt noch die Trennung zwischen Deinem Freund und Dir. Ein typisches Borderline-Syndrom ist das ständige Gefühlschaos. Du liebst und hasst ihn zugleich. An einem Tag kannst Du Dir keine schönere Beziehung, keinen besseren Mann als ihn vorstellen. An einem anderen Tag jedoch entwertest Du ihn und Eure Beziehung bis zum geht-nicht-mehr. Dieses dauernde, ständige Schwanken zwischen Idealisierung und völliger Entwertung ist borderline-typisch.
Ich rate Dir zunächst: hol Dir als allererstes, bevor Du eventuell wieder eine Beziehung mit dem Vater Deines Kindes eingehst, professionelle, psychotherapeutische Hilfe! Du musst eine Therapie machen, die Dir hilft, mit Deinem Gefühlschaos, dem ständigen, verrückt werdenden Auf- und Ab zurrecht zu kommen. Dir kann geholfen werden. Doch je länger Du mit psychologischer und therapeutischer Hilfe wartest, desto stärker und chronischer wird sich Deine Borderline-Persönlichkeitsstörung und die manischen Depressionen ausbreiten. Desto schwerer würde dann auch die Therapie werden, je länger Du wartest.
Liebe Nicole, ich finde es schonmal echt gut, dass Du erkennst, dass Du SO, wie Du jetzt bist, nicht die optimale Basis hast, Deinem Kind eine gute Mutter zu sein. Nicht, weil Du ein schlechterer Mensch bist, nein! Sondern einfach, weil Du innerlich voller Konflikte bist. Diese Konflikte, dieses Chaos in Dir und Deine Gefühlsausbrüche musst Du besser in den Griff bekommen. Ich empfehle Dir zunächst ein gutes Borderline Selbsthilfe-Buch: "Borderline- Das Selbsthilfebuch von Andreas Knuff und Christiane Tilly Balance Buch + Medien; Auflage: Neuauflage, Nachdruck. (Februar 2009)" Aber dieses Buch ersetzt keineswegs eine professionelle, psychotherapeutische Hilfe, die Du dringend benötigst!

Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe sehr, dass Du Dein Leben und vor allem das Deines Kindes in den Griff bekommst. Schätz Dich glücklich- Du wirst bald Mama und Dein Kind braucht DICH! Mach Du es besser als Deine Mutter...
Ich bin mir sicher, dass Du alles hinbekommst, wenn Du es wirklich willst. Denn: Borderliner sind bekannterweise echte Kämpfernaturen und haben, obwohl sie oft genug -auf gut deutsch gesagt- auf die Fresse gefallen sind, das Aufstehen NIE verlernt...!
Deine Diana vom KuKa-Team!