Problem von Anonym - 60 Jahre

Mutter-Tochter-Problem

Hallo, meine 36jährige Tochter hat nach 15jähriger Ehe die Familie verlassen. Sie ist in eine neue Wohnung gezogen, die nur einen Straßenzug weg von meiner ist und lebt nun eine Fast-Fernbeziehung mit ihrem Freund, den sie per internet kennengelernt hat und der dienstlich sehr oft unterwegs ist. Sie hat mich nicht ins Vertrauen gezogen, angeblich, weil sie mir eine langgeplante vierteljährliche Neuseelandreise nicht verderben wollte. Ich habe schon wahrgenommen, dass sie sich verändert und im letzten Jahr wenig Kontakte mit mir gesucht hat, war sehr traurig darüber und konnte ihr verändertes Verhalten nicht verstehen. Mein Schwiegersohn und meine Tochter waren sich einig, mir die Dinge erst nach meiner Reise zu erzählen. Nach einer sehr schönen und unbeschwerten Zeit in Neuseeland wurde ich von meiner Tochter auf dem Flughafen empfangen, sie weinte und erzählte mir alles und ich fiel in ein tiefes Loch. Versuche nun schon ein Vierteljahr, meine Traurigkeit über den Mangel an Vertrauen und über die immer wieder IN MIR auftretenden und sich hochschaukelnden Gedanken loszuwerden. Es ist nicht die Trennung von ihrem Mann, die mir Probleme macht, sondern ich habe sie einfach nicht mehr lieb. Das macht mir selbst großen Kummer, ich versuche, ihr zu erklären, dass es in mir drin eben so aussieht, wie es aussieht und ich nicht einfach einen Schalter anklicken kann und zu ihr zu sein wie früher. Aber in mir ist etwas zerbrochen, vor allem wohl auch wegen der Unehrlichkeit im ganzen letzten Jahr, als sich die Trennung wohl schon abzeichnete.
Es gibt Tage, da geht es mir gut, manchmal telefonieren wir miteinander und reden über belanglose, alltägliche Dinge. Ich denke, meine Tochter kann meine Seelenlage nicht nachempfinden und erwartet, dass ich hoffentlich bald wieder die "alte" werde. Das glaube werde ich nie wieder sein. Vielleicht könnte ich einen Rat bekommen, wie ich meine Traurigkeit wieder loswerde, die mich manchmal regelrecht auffrisst.
Vielleicht können Sie mir helfen, ich würde mich sehr freuen.

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo,

Ihre Tochter lebt ihr eigenes Leben. Sie wollte sie nicht mit ihren Problemen behelligen, damit Sie Ihre Reise genießen können. Das ist doch völlig in Ordnung, wahrscheinlich hat sie selbst darunter am meisten gelitten. Am Leben Ihrer Tochter können Sie überhaupt nichts ändern, dass muss sie ganz allein tun. Und sie muss mit niemandem darüber reden, wenn sie nicht will. Sie müssen sich jedoch auch keine Vorwürfe machen, denn am Scheitern ihrer Ehe haben Sie keinen Anteil.

Vermutlich rührt Ihre Traurigkeit daher, dass Sie sich selbst Vorwürfe machen, nichts dagegen getan zu haben. Aber dazu gibt es keinen Grund. Ganz bestimmt gefällt Ihrer Tochter die jetzige Situation auch nicht, vielleicht ist sie unglücklich, eine Trennung ist immer mit Kummer verbunden, und den wollte sie ihrer Mutter nicht auch noch aufhalsen. Ihre Tochter ist also diejenige, die wirklich Grund zur Traurigkeit hat. Sie hat eine zerbrochene Ehe hinter sich, eine Fernbeziehung, die auch sehr quälend sein kann, ihr ganzes Leben ist plötzlich auf den Kopf gestellt. Und dann erzählt auch noch die eigene Mutter, dass sie sie nicht mehr lieben kann. Na wenn das kein Grund zum Verzweifeln ist!

Versuchen Sie doch, Ihre Tochter zu verstehen, sie ruft dich sicher auch an, weil sie jemanden zum Reden und Ausheulen braucht. Es geht hier um Ihr eigenes Fleisch und Blut, deren Leben Kopf steht und die Hilfe braucht. Da sollte man doch ein bisschen verletzten Stolz vergessen und sich wieder auf seine Muttergefühle besinnen, oder?

Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen und wünsche, dass alles wieder ins Lot kommt. Alles Gute und liebe Grüße, Jeanett