Problem von Emily - 16 Jahre

Beziehungsunfähig?

hey liebes Kummerkastenteam,
ich habe mich vor ein paar Tagen von meinem Freund getrennt, Wir waren ungefähr ein Jahr zusammen. Im Nachhinein fühlt es sich schrecklich und falsch an, aber in dem Moment als ich es getan habe war ich mir total sicher, dass es das Richtige sein würde. Irgendwie versteh ich mich selbst nicht. Er ist ein wunderbarer Mensch. Er hat alles für mich getan und mich unheimlich dol geliebt. Aber er war auch sehr anhänglich, und das ist auch eigentlich mein Problem. Ich habe ihn zwar sehr geliebt(und ich glaube ich tu das immernoch) aber hat mich ständig gefragt wann wir mal wieder was gemeinsam machen, was ja eiegntlich total schön ist, aber irgendwie habe ich immer versucht auf Distanz zu gehen. Ich hatte keine Lust ihn zu sehen, wollte unabhängig sein, was mit Freunden machen. Je mehr er geklammert hat, desto mehr bin ich auf Distanz gegangen. Das war einfahc nur ein teufelskreis, aber ich bin da nicht rausgekommen. Wir haben uns ziemlich oft gestritten, aber eigentlich war ich diejenige die den Streit provoziert hat, weil ich dachte in dem ich Streit provoziere könnte ich ihn irgendwie darauf vorbereiten dass irgendwann Schluss ist. Schon von Anfang an habe ich immer überlegt wie ich Schluss machen könnte, einfach weil ich so viel Nähe und Fürsorge irgendwie nicht ertragen konnte. Das klingt total gestört und ich versteh mich auch selbst nicht. Ich bin sonst kein Mensch der für sich allein sein will, ich bin gern unter Leuten, hab viele Freunde. Nur was Beziehungen angeht geh ich sofort auf Abstand wenn jemand mir zu Nah kommt. Das ist ein Gefühl was ich nicht beschreiben kann, es ist nicht so, dass ich denjenigen verletzen will, aber ich MUSS dann einfach auf Abstand gehen, ich fühle mich total bedrängt obwohl derjenige eigentlich nur, in einer Beziehung ganz normale Dinge, von mir erwartet. Ich kann es niemandem erklären, dass steckt einfach so in mir drin. Ich verletze damit die Menschen die ich am meisten liebe aber ich kann es nicht ändern. Im Internet bin ich auf Theorien gestoßen, die besagen dass sowas in der frühen Kindheit entstehen kann, zum Beispiel durch ein nicht intaktes Elternhaus. Bei mir gab es so eine Situation. Allerdings war ich damals schon 10. Wir hatten nur einen Computer. Mein Vater saß oft davor. Mich hat immer sehr interessiert was mein vater dort die ganze Zeit gemacht hat, also hab ich in den Verlauf geschaut und die Seiten aufgerufen der er aufgerufen hatte. Daran, dass er sich ständig irgendwelche pornografischen Seiten anschaute hatte ich mich irgendwann gewöhnt, auch wenn es mich am Anfang ziemlich geschockt hat weil ich der meinung war meine Eltern würden eine harmonische Ehe führen. Aber diese Seiten waren nicht alles. irgendwann entdeckte ich auf einem Internetportal eine Anzeige, in der er nach diskreten Seitensprügen suchte. Auch auf seinem handy fand ich mehrere Nachrichten von Frauen, zum Teil recht obszön, die ihm Zeit und Ort für so ein treffen anboten. Ich weiß das das seine privatssphäre war und das ich dort nicht rumzuschnüfeln habe, aber ich konnte nicht anders.Ich war sehr traurig, aber weinen konnte ich nie udn erst Recht niemandem davon erzählen, ich habe mich dafür geschämt. und mit meiner mutter oder meinem jüngeren Brüder wollte ich nicht rede weil ich wusste wie sehr es sie verletzen würde. Also habe ich das mit mir allein ausgemacht. Irgendwann drei jahre später hat meine Mutter ihn dann selbst erwischt. Er hat steif und fest behauptet das wäre das erste und letze mal gewesen. Aber ich wusste das es anders war. Ich hab dann auch meiner Mutter davon erzählt, denn sie hätte sich sowieso von ihm getrennt, was auch gut so war. Ich dachte eigentlich ich hätte das alles recht gut verarbeitet, aber eigentlich hab ich das alles eher nur runtergeschluckt. Könnte das irgendwas damit zu tun haben das es mir schwer fällt mich auf so eine nähe mit anderen Menschen einzulassen?
Vielen Dank für eure Hilfe

Tanja Anwort von Tanja

Hallo Emily!

Schön, dass du dich mit deinem Problem an uns gewandt hast!

Es ist in meinen Augen gar nicht so abwegig, dass du die ganze Geschichte damals mit deinem Vater einfach noch nicht verarbeitet hast und deshalb Angst vor einer Beziehung hast. Im Innersten fürchtest du dich wahrscheinlich davor, dass dir das gleiche passieren könnte, wie deiner Mutter. Du hast Angst davor, dich einem Menschen vollkommen zu öffnen, da dir dadurch der andere umso mehr weh tun könnte.
Hast du mit deinem Ex-Freund schon einmal über die Situation geredet? Was sagt er dazu? Du musst versuchen, die Vergangenheit zu verarbeiten, die Vergangenheit hinter dir zu lassen. Rede auch mit deiner Mutter darüber!
In der Liebe hat man immer die Gefahr, dass einem von demjenigen, den man am meisten liebt, sehr weh getan wird. Aber dieses Risiko muss man eingehen. Zum anderen müssen und sind nicht alle so wie dein Vater! Du vertraust bzw. hast deinem Ex-Freund vertraut und du liebst ihn immer noch. Springe über deinen eigenen Schatten und wage den Schritt! Genieße es, mit ihm zusammenzusein und eine schöne Zeit mit ihm zu haben. Genieße einfach jeden Augenblick mit ihm. Und wenn du deinen Abstand und deine Freiheit brauchst, dann musst du es deinem Freund auch sagen und er muss es verstehen. Zu einer Beziehung gehört auch immer, dass man sich gegenseitig seine Freiheiten lässt und auch irgendwo sein eigenes Leben hat neben dem Partner. Dies ist vollkommen normal und so sollte es auch sein. Das hat nichts damit zu tun, dass du vielleicht ?beziehungsunfähig? bist. Probiere es einfach mal aus und vor allem: rede mit deinem (Ex)Freund darüber, damit er weiß, was in dir vorgeht. Er wird dir dann auch sicherlich mit Rat und Tat zur Seite stehen, um dir mit dem Umgang dieser Situation zu helfen. Und wenn es nicht funktionieren sollte, dann war er nicht der Richtige. Du bist noch so jung und es werden noch viele nette Typen in dein Leben treten. Aber das Wichtigste ist, lass dir nicht von der Vergangenheit dein Leben blockieren.
Sollte dies alles nichts helfen, dann kannst du auch einmal ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Es gibt viele Menschen, die genau das gleiche wie du erlebt haben und die das alles nicht richtig verarbeitet haben. Du brauchst keine Scheu davor zu haben!

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.

Liebe Grüße, Tanja