Problem von Minchen - 18 Jahre

Meine Mutter verletzt mich ständig!

Liebes Team,

erst einmal ein großes Lob für eure Bemühungen, so viele Jugendliche und junge Erwachsene zu beraten.

Mein Anliegen ist folgendes, meine Mutter verletzt mich eigentlich fast jeden Tag. Früher habe ich diese Beleidigungen immer als typischen "Mutter-Tochter-Konflikt" angesehen, doch so langsam kann ich einfach nicht mehr.

Damit ihr euch ein Bild machen könnt, welche Arten von Beleidigungen ich meine, gebe ich euch ein paar Beispiele:

1. Als ich mit 16 in der zehnten Klasse der Realschule war, hatten meine Mutter und ich mal einen gemeinsamen Zahnarzt-Termin. Er hat einfach aus reiner Neugierde danach gefragt, was ich denn nach der Schule machen möchte. Doch bevor ich antworten konnte, warf meine Mutter schon in den Raum: "Wahrscheinlich gar nichts, es nimmt sie niemand." Mir ging es in diesem Moment so wahnsinnig schlecht, natürlich habe ich es dort nicht gezeigt. Was ich wirklich gemacht habe, bzw. womit ich noch beschäftigt bin? Ich besuche die 12 Klasse eines beruflichen Gymnasiums, damit ich meinen Traum von einem Geschichts-, bzw. Archäologiestudium verwirklichen kann.

2. Ich habe eine vollkommen gesunde und sportliche Figur, habe Kleidergröße 36, fühle mich pudelwohl und habe auch noch nie negative Kritik erhalten. Doch meine Mutter nutzt jede Möglichkeit aus, zu behaupten ich wäre übergewichtig. Es kommen Sätze wie: "Du bist nicht gerade dünn." "Schau mal deine Figur an." "Friss nicht so viel."

3. Da ich Mitglied einer Mittelalter/Barock-Gruppe bin, die auch auf Märkten ausstellt, treffe ich mich häufig mit meinen Freunden. Es gibt dort auch einen Jungen, mit dem ich über alles reden kann. Es ist einfach eine tolle Freundschaft und mehr nicht. Meine Mutter meinte erst vor wenigen Tagen: "Nimm doch den Jungen aus deiner Mittelaltergruppe zum Freund." Daraufhin meinte ich: "Nein, wieso sollte ich? Wir verstehen uns super, aber er ist so gar nicht mein Geschmack, was Jungs angeht." Meine Mutter sah mich an und behauptete: "Du bist doch auch hässlich, nutz es doch aus." Habe mich dann erst einmal auf mein Zimmer zurückgezogen. Wieder solche Worte, die mich wahnsinnig verletzt haben. Und das beste ... ich meinte ja nicht, dass mein Kumpel hässlich ist, sondern nur, das er nicht mein Geschmack ist.

Es stört mich auch wahnsinnig, das sie mich ständig verfolgt. Sie reist mir zu Mittelaltermärkten oder Barockfesten hinterher, beobachtet mich dort, bzw. setzt sich mitten in unser Zelt. Würde sie vorher fragen wäre das gar kein Problem, aber so? Und außerdem bin ich 18, werde im Dezember 19 und möchte endlich eigenständig und frei bewegen können.

Mit ihr zu reden hilft wirklich nicht, habe es schon versucht. Als ich noch kleiner war, wurde ich auch des Öfteren von ihr geschlagen. Ich bin froh, dass dem nicht mehr so ist.

Wenn ich ehrlich bin, würde ich zu gerne ausziehen, aber dazu fehlt mir einfach das Geld. Meine eisernen Reserven sind für das Studium und außerdem bin ich gerade dabei, mit dem bisschen was ich verdiene, meinen Führerschein abzubezahlen. Außerdem muss ich noch knapp 2 Jahre zur Schule gehen und die werde ich auf keinen Fall aufgeben.

Doch auch hier ergibt sich das Problem, dass meine Mitter ständig in mein Zimmer platzt und mich mit Aufgaben überschüttet, während ich lerne. Hausarbeiten sind ja nicht schlimm, aber nicht stündlich während der Klausurvorbereitung. Langsam glaube ich, das meine Noten bald unter den gesamten Belastungen leiden werden und davor habe ich Angst. Meine Mum denkt immer, Schule wäre leicht, dabei weiß sie nicht, wie hart das Abi ist.

Was soll ich tun, wo kann ich mir Hilfe suchen und wie überstehe ich diese verflixten zwei Jahre bis zum Studium?

Anwort von Karin

Hallo Minchen,

vielen Dank für das Lob an den Kummerkasten! Dein Problem hat mich sehr bewegt. Es tut mir sehr leid für dich, dass die Beziehung zu deiner Mutter so problematisch ist. Ich kann gut nachvollziehen, dass dich diese Situation sehr belastet.

Zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass ich es toll finde, wie zielstrebig du bist. Lass dich auf keinen Fall von deinem Weg abbringen. Deine Einstellung ist wirklich bemerkenswert!

Du hast völlig recht; das geht weit über einen Mutter-Tochter-Konflikt hinaus. Es schockiert mich, dass sie gerade deine schulische Laufbahn und deinen Ehrgeiz überhaupt nicht würdigt. Du schreibst, dass Reden nichts geholfen hat. Dennoch finde ich es wichtig, dass du deiner Mutter ein klares Stop setzt, wenn sie dich so offensichtlich beleidigt. Sag in so einem Moment ganz klar: "Stop, Mama! So kannst du mich nicht behandeln!" Vor allem eine Bloßstellung in der Öffentlichkeit ist wohl mehr als schmerzhaft für dich!

Bekommst du momentan Bafög auf dem Berufsgymnasium? Wirst du während des Studiums Bafög erhalten oder hast du irgendwelche Möglichkeiten zur Befreiung von den Studiengebühren? Informiere dich diesbezüglich direkt bei den Bafög-Ämter bzw. bei den Universitäten.

Ich würde dir dringend empfehlen auszuziehen. Es gibt auch kleine günstige WG-Zimmer. Du würdest sicherlich enorm davon profitieren. Einerseits könntest du in Ruhe lernen und dich auf deine schulische Ausbildung konzentrieren. Andererseits würde es sicher das Verhältnis zwischen dir und deiner Mutter verbessern. Eine solche räumliche Trennung kann tatsächlich dazu führen, dass ihr wieder eine gesunde, respektvolle Beziehung zueinander entwickelt.

Wäge also klug ab und informiere dich über deine finanziellen Möglichkeiten. Vielleicht erhältst du auch Arbeitslosengeld in den wenigen Monaten zwischen Abitur und Studium! Du kannst auch bei der Caritas zu einer Sozialberatung gehen. Vielleicht können die dir noch gezielter helfen!

Viel Glück auf deinem weiteren Lebensweg! Schreib gerne wieder, wenn du noch Fragen hast!

Gruß,
Karin