Problem von Anonym - 16 Jahre

Schuldgefühle!

Hallo liebes KuKa Team,
mein Problem besteht eigentlich darin, dass ich mir die schuld an dem tod meines opas gebe.
er starb 2007. Für mich war er immer die wichtigste person in meiner familie. mit ihm konnte ich immer lachen und ich hatte immer sehr viel spaß mit ihm. als er jedoch an alzheimer erkrankte wurde alles anders. er lachte kaum noch und war ganz anders zu den anderen jedenfals. Es wurde immer schlimmer mit seiner krankheit und dann musste er in eine art krankenhaus gebracht werden. als ich mit meiner familie meine oma und meine opa besuchte hatte ich die möglichkeit ihn zu sehen, jedoch sagten meine eltern ich solle nicht hingehen denn ich würde den anblick nicht ertragen. So entschied ich mich ihn nicht zu besuchen, heute denke ich es war der größte fehler meines lebens. nicht lange nachdem wir wieder zuhause waren und ich von der schule nach hause kam merkte ich sofort das etwas nicht stimmte, meine mutter nahm mich nur in den arm und ich wusste sofort das das schlimmste passiert war was nur passieren konnte. Die beerdiegung war das schlimmste für mich. Er wurde verbrandt und danach vertreut. ich mache mir solche vorwürfe, das ich ihn nicht noch einmal ein letztes mal besucht habe. ich habe sogar darüber nachgedacht mich umzubringen aber ich konnte es nicht weil ich mir immer gesagt habe das er dadurch auch nicht mehr zurück kommen wird. Bitte helft mir, denn ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll!

Danke

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Unbekannte,

Vor mehr als zwei Wochen habe ich Deine Nachricht das erste mal gelesen. Entschuldige, wenn ich Dir nicht gleich geantwortet habe.

Bei Deiner Schilderung kamen mir gleich mehrere Menschen in den Sinn, die mir immer noch sehr wichtig sind.
Von denen ich mich nicht habe verabschieden können.

Mit dieser Erkenntnis habe ich auch die Antwort für Dich bekommen:

Was Dich bedrückt kann keine Schuld sein.
Was Dir wie mir fehlen wird, ist: Abschied genommen zu haben.

Ich habe das für mich meist in aller Stille getan, indem ich für mich allein an all die Stunden gedacht habe, die ich mit dem Menschen habe verbringen dürfen.
Bei meinem Opa bin ich mitten in der Nacht von zuhause ausgerückt, ca. 4 km zum Friedhof gelaufen und habe an seinem Grab lauthals geheult.

Verrückt!!

Meine Art, Abschied von Menschen zu nehmen, die ich liebe, wenn es mir anders nicht möglich ist.

Das wirklich wichtige, das ich für mich aus meiner Trauer um mir wichtige Menschen niemals vergessen will:
Der Tod ist grausam! Wahrscheinlich am meisten für die Menschen, die zurück bleiben!
Deine Eltern haben Dich vor einem erschreckenden Anblick bewahren wollen. Sie haben es gut mit Dir gemeint. Aber Dir dadurch eine im Leben eines jeden Menschen notwendige Erfahrung verwehrt. Vorerst.

Uns bleibt nichts als die Erinnerung.
Und wenn wir etwas daraus lernen wollen: der Respekt und die Achtung vor dem Leben. Dem eigenen und dem aller anderer.
Wir Menschen werden schuldig an den Lebenden, nicht an den Toten.

Nimm in aller Stille Abschied von Deinem Opa. Erhalte Dir Deine Erinnerungen an die Zeit, die ihr zusammen verbracht habt.

Wenn Deine Erinnerung an seine Späße Dich auch jetzt wieder zum Lachen bringen können, hat er erreicht, was ihm in seinem Leben wichtig war.

Kannst Du Dir etwas vorstellen, was Deinem Opa wichtiger wäre?

Von ganzem Herzen,

Bernd