Problem von Anonym - 43 Jahre

wie geht es weiter

Heute, am 22. August 2005, fange ich erstmals an ein Tagebuch zuschreiben. Normalerweise sollte dieses auch schöne Erinnerungen beinhalten, aber dies steht nur Menschen zu, die man in aller Öffentlichkeit auch als Menschen ansieht. Dazu gehöre ich wohl nicht. Wie fing alles eigentlich an.
Mein erster Fehler war meine Geburt im April `62. Obwohl ich doch eine schöne Kindheit hatte, war es doch ein großer Fehler. Mit 15 Jahren begann dieser ganze Mist. Meine Mutter hatte mich, wegen eines Tumors im Kopf verlassen. Ich musste sehen wie ich klar kam. Als erstes natürlich ab ins Heim, man war schließlich noch nicht volljährig. Also hieß es ?Augen zu und durch?. Gesagt-getan.
Mit 22 Jahren lernte ich dann so einen Typen kennen, der eigentlich ganz nett war, dachte ich. 9 Monate später gab es dann einen Abkömmling von uns. Ca. 2-3 Wochen nach der Heirat (? Jahr später), zeigte er, wer er wirklich war. Nur er war wichtig, nur was er wollte wurde gemacht. Er ging mit seinem Sohn fast jedes Wochenende in den Zoo. Ich durfte zur Belohnung zu Hause bleiben und kochen. Wir haben damals beide recht gut verdient. Gemeinsam, also zu dritt, in den Zoo und danach noch Essen gehen, das gab es in 8 Jahren nur einmal. Dieses eine Mal musste, wie konnte es auch anders sein, ein wunderschöner kalter, verregneter und dunkelgrauer Oktobertag sein. Ich bin wohl zu schlecht für diese Welt. Nach weiteren 2 Jahren verzog sich dann der Typ, der sich Ehemann nannte auf eine Art und Weise, die ich niemanden wünsche. Hinterhältig und naja?ich war eben arbeitslos und nun gar nichts mehr wert. Dennoch ging es mir besser. Ich konnte mit meinem Sohn in den Urlaub fahren und besser leben. Ich konnte endlich einmal Dinge tun, die ich vorher nicht tun durfte. Keiner war mehr da, der mich in irgendeiner Form gehindert hat. Es war einfach nur toll. Zu allem Überfluss bekam ich endlich auch wieder einen Job. Mein Sohn wuchs immer weiter und weiter, brauchte ständig neue Klamotten. Also hieß es für mich verzichten, wenn wir noch in den Urlaub fahren wollen. Und ich tat dies. Ich lief zur Arbeit, mein Sohn fuhr zur Schule. Unsere Urlaubsreisen gingen Jahr für Jahr immer weiter weg. 2002 begann der Herr Sohn mit einer Ausbildung. Er musste auch kaum Geld zu Hause abgeben, nur für seinen Computer und teilweise Internet. Ich hatte ja noch das Kindergeld und den Unterhalt von seinem Erzeuger. Dafür durfte ich die ganzen Klamotten und das Essen kaufen. Natürlich nur Markenklamotten. Andere Dinge wurden nicht akzeptiert. 2004 allerdings, hatten mein Sohn und ich zu verschiedenen Zeiten Urlaub. An verreisen war nicht zu denken, also renovierten eben mal das Wohnzimmer. Im Januar 2005 hatte er dann eine Freundin, welche ich nie richtig zu Gesicht bekam. Hab sie nur zweimal kurz über den Flur huschen sehen. Es war ihm offensichtlich peinlich. Dieses tat er schon als kleiner Junge. Er kannte und sah seine Mitschüler nicht, wenn wir zusammen unterwegs waren. Wenn man eben so schrecklich aussieht, dann kann man es natürlich verstehen.
Außerdem bekam ich im Januar auch noch meine Kündigung. Toll, was? Es ist schön, wenn man Umschüler anlernt und diese dann dem Chef in den aller Wertesten kriechen, damit man es ihm nicht übel nimmt, wenn man Fehler macht. Zum anderen war ich auch noch da, der man alles in die Schuhe schieben konnte. Außerdem war ich gut für Demütigungen und der Gleichen. Man durfte z.B. keine Pause machen, auch nicht an einem 10-12 stündigen Arbeitstag. Es gab aber auch Zeiten, an denen wurde man sogar von der Toilette geholt. Die Tür vom Vorraum blieb natürlich offen. Dies empfand ich sehr demütigend, zumal viele Patienten mir dann beim Geschäft machen zuhören konnten. Aber so ist es eben, wenn man kein Mensch ist. Ich versuchte mich natürlich dagegen zuwehren, beschwerte mich über diese Zustände. Dieses brach mir dann das Genick. Ich sei nur neidisch auf die super Schülerin, die sich den ganzen Tag schön geredet hat und wie toll sie doch sei, was sie alles könne. Wenn es denn wirklich so wäre, hätte man es durch ihre Arbeit feststellen können, war aber nicht. Stattdessen durfte ich ihre ganzen Fehler auf mein Kreuz tragen. Mir wurden Dinge angehängt, die in keiner Weise der Wahrheit entsprachen. Aber was soll`s. Schließlich ist dies ein Rechts- und Sozialstaat, wo nur Menschen und/oder Arschkriecher Rechte haben. Ich jedoch krieche niemanden hinten rein. Bisher hatte ich noch ein Selbstbewusstsein. Aber was nutzt mir das jetzt noch.
Der liebe Herr Sohn, erklärte mir großzügig, dass doch alles nicht so schlimm sei. Schließlich habe er auch noch sein Lehrlingsgeld und er würde nebenbei, bei seiner Freundin zu Hause sauber machen, wofür er 200,-? im Monat, bekommt. Damit würden wir es schon schaffen. Dies klang alles ganz gut. Aber wie se eben bei meinem Sohn so ist, viel Gerede und nichts dahinter. Er ging einfach nicht mehr arbeiten. Davon hat er noch nie viel gehalten. Also gab es auch kein Geld mehr. Er jedoch kaufte sich neue Klamotten, Handy u.s.w. Ich musste für alles allein aufkommen. Das Kindergeld wurde gestrichen, es stand mir nicht mehr zu, deswegen habe ich es abgemeldet. Jetzt werden einige sagen: ?Ist die Alte blöd??. Andere hätten es weiter laufen lassen. Als der Moment des Arbeitslosengeldes kam, verschwand mein lieber Sohn. Er zahlt nur noch zum Teil seinen Computer ab und kennt mich nicht mehr. Er verweigert jeden Kontakt zu mir. Die Mutter seiner Freundin hat natürlich genug Geld, ihn noch mit durch zufüttern. Und Schwarzarbeit ist natürlich auch etwas Schönes.
Für meinen Sohn scheint es auch sehr aufregend zu sein, wenn er zusehen kann, wie seine Mutter langsam zu Grunde geht. Meine Medikamente kann ich mir seit Monaten nicht mehr leisten und zum Hungern bin ich jetzt auch verurteilt. Sie haben mir das Konto dicht gemacht. Mal sehen wie lange ich das überleben kann.
Wir haben heute den 22. August 2005.

Dieses habe ich für den tollsten Sohn der Welt geschrieben, außerdem noch für meine Ex-Chefin, die, wenn sie es liest, ein super hinterhältiges Grinsen auf ihrem Gesicht haben wird (wie immer hinterhältig).

Anwort von Elaine

Hallo,

wenn ich dein Text lese, kann ich deine Verbitterung, deine Wut und dein Hass richtig heraushören, wenn auch du versuchst auf der anderen Seite, allem ein wenig gleichgültig gegenüber zu stehen.
Dein Leben ist bei weitem nicht so verlaufen, wie es im idealfall sein sollte und ich kann verstehen, das du unglücklich bist wegen dem was passierte und wegen dem Gefühl schlechter als andere zu sein. Aber das bist du nicht, in keinster Weise, es gibt keinen einzigen Menschen auf der Welt, der "besser" ist als du, denn eigentlich sind wir alle gleich und müßen unseren Weg nur finden und gehen, mal sind die Lasten sehr schwer und mal sehr leicht, aber immer bekommt man auch nur soviel zu tragen, wie man es schaffen kann und auch du kannst es schaffen deine Last zu tragen und ein Leben in geordeneten Bahnen zu führen.
Nachdem dein (Ex)Mann dich verlassen hat, hast du dich besser gefühlt, ein besseres leben gehabt und es ging dir gut, also war das mit sicherheit der Richtige Weg für dich. Du warst sehr aufopfernd für deinen Sohn und hast wie jede Mutter es eigentlich tut, alles für ihn gegeben, doch immer Markenklamotten etc hätten es nicht sein nüßen und daran das er seine ansprüche so hoch schraubt, ist er nicht alleine schuld sondern das ist immer auch eine sache der Erziehung. Das bedeutet nicht das du was falsch gemacht hast, das ist eben der Weg wie du ihn gegangen bist und es hat sich so entwickelt.
Ich kann nicht ganz anchvollziehen warum dein Sohn nun weg ist und überhaupt keinen Kontakt mehr will. Grundlos? Weil du den Job verloren hast? Ein Sohn der seine Mutter wegen solchen Geschichten verläßt? ich kann es nicht ganz nachvollziehen aber du solltest versuchen auf ihnz uzugehen und mit ihm zu sprechen, damit ihr wieder ein eingermaßen normales verhältniss zueinander finden könnt.
Ohne Job es ist schwer ein geordnetes Leben zu führen und ich weiß das es schwer ist, einen neuen Job beid er momentanen Abreitslage zu finden, aber dir bleibst nichts anders als es zu versuchen und einen Job zu suchen.
Der Staat läßt niemanden verhungern, auch wenn man nicht viel bekommt, allemal zum überleben wird das Geld reichen und darum solltest du zur Stadtverwlatung und dir finanzielle Unterstüzung holen. Erkundige dich in wie fern du da Rechte hast und was dir zusteht, vielleicht auch vorher bei einem Gespräch in der Bürgerberatung, welches kostenlos angeboten wird.
Ich bin mir sicher du hast auch schöne Erinnerungen, aber das viele schlechte momentan beschatten diese einfach und machen es dir schwer das schöne zu sehen. Lass dich nicht hängen, raff dich auf und versuche etwas zu ändern, mache etwas das dir Spaß macht. Du wirst gebraucht und gemocht und bist nicht sinnlos auf dieser Welt!

Alles Gute und liebe Grüße