Problem von Anonym - 22 Jahre

Schläge, Demütigung und Tränen ohne ende..

Hallo Liebes Team,

zuerst möchte ich sagen dass ich kein Teenie bin mit Liebeskummer oder ähnlichem. Es geht um etwas sehr trauriges in meinem Leben, was ich schon in sehr jungen Jahren erlebt habe. Deswegen wäre mir lieber wenn mir ein Teammitglied, der älter ist als ich, somit mehr Erfahrung hat, zuhören und antworten würde.

Also, ich bin 22 Jahre alt und Mutter einer fast 3 Jährigen Tochter. Zudem bin ich seit 3 Jahren verheiratet. Mein Mann ist 24 Jahre. Weil mein Mann und ich eine Fernbeziehung hatten, beschlossen wir nach einiger Zeit zu heiraten. Wir zogen zusammen. Jeden Tag haben wir uns gestritten aus irgendwelchen unwichtigen Gründen. Dann hat er mir eines Tages eine Ohrfeige gegeben. Ich weiß nicht warum, aber ich fand es in dem moment nicht so arg schlimm. Aber dann hat es nie aufgehört und er hat mich immer mehr und immer mehr geschlagen bis ich mir irgendwann das Leben nehmen wollte.. Ich hatte 14 starke Tabletten genommen und bin eingeschlafen. Doch mich hatten Sie gefunden und ich erwachte in der Intensivstation auf. Meiner Familie hatte ich alles verschwiegen, weil Sie eh nie hinter mir standen. Freunde hatte ich auch nicht. So habe ich bis heute fast alles in mir verschwiegen.

Ich muss sagen, dass meine Mutter mich nie wirklich geliebt hat. Sie hat mich noch nie umarmt oder mal gesagt dass sie mich gern hat. Ich kenne diese "Mutterliebe" nicht. Aber diese Liebe hat mir immer gefehlt, bis heute, und Sie wird mir immer fehlen. Ich frag mich immer warum sie mich nicht ein einziges mal umarmt hat. Immer hatte ich das Gefühl überflüßig zu sein. Schon damals habe ich gesagt: "Wäre ich mal nie auf die Welt gekommen."

Es gab immer Streit in unserer Familie. Mein Vater hat des öfteren meine Mutter geschlagen. Natürlich haben wir (Geschwister) alles mitbekommen und das erste was wir taten war, dass wir unsere Eltern auseinander brachten. Auch wo wir noch so klein waren. Mit der Gewalt bin ich aufgewachsen. Mit der Angst, mit der Demütigung. Ich dachte am Anfang meiner Ehe, es sei völlig normal dass Frauen Schläge bekommen, aber ich hab mich SEHR geirrt! Ich war mit meinem Mann schon bei mehreren Psychologen, aber es hat nie wirklich was gebracht.
Mit meinem Mann war ich schon mehrmals getrennt, aber er hat es nie ernst genommen. Doch im März diesen Jahres nahm ich meine ganze Mut zusammen und trennte mich von ihm. Er kam zu mir und sagte dass er alles bereue, er versprach mir dass er sich ändern will usw. Nach einiger Zeit gab ich ihm die letzte Chance. Und tatsächlich hat er sich geändert. Er schlägt nicht mehr, ist viel ruhiger geworden.
Eigentlich alles schön und gut, aber bei mir ist einiges kaputt gegangen. Ich werde schnell agressiv, habe immer Angst (wovor weiß ich selber nicht), habe überhaupt kein Selbstbewusstsein mehr, breche oft in Tränen aus, schäme mich für die Schläge die ich bekommen habe, fühle mich allein und im Stich gelassen.. Ich habe mein Lächeln verloren.

Ich bin einfach traurig und frage mich immer: "WOMIT habe ich das nur verdient???" Ich bin ein sehr netter und sehr hilfsbereiter Mensch. Das macht mich sehr fertig. Ich brauche jemanden den ich mal umarmen kann wenn es mir schlecht geht, aber bei ihm geht es nicht. Es geht einfach nicht, weil er mir doch so vieles angetan hat. Einfach irgendjemand bei dem ich mich ausweinen kann. Das fehlt mir so sehr! Ich komme mir vor wie ein Nichtsnutz.

Ich weiß nicht was ich tun kann damit es mir besser geht, damit ich alles verarbeiten kann.

Bitte helft mir

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Unbekannte,

Was Du Wert bist kannst Du am besten und einfachsten in den Augen und in dem Lächeln Deiner Tochter lesen!
Wenn Du Dich dann bemühst, sie zum Lächeln zu bringen!

Kein Mann auf dieser Welt ist etwas wert! Nur ihr könnt einem Mann schenken, was er mit allem Fleiß und allem Reichtum niemals zustande bringen kann:

Unsere Zukunft.
Die wir nur durch unsere Kinder erleben können!

Leider geschieht es immer wieder, dass wir Glück und Anerkennung suchen, obwohl wir alles direkt vor Augen haben könnten.

Oft verschwenden wir unsere Energie auf der Suche nach unerreichbarem, wo so wenig genügen würde, uns Zufriedenheit zu schenken.

Wahrscheinlich ist es Deiner Mutter so mit Deinen Geschwistern und Dir ergangen?
Ward ihr für sie der Grund, bei einem Mann zu bleiben, der ihr angetan hat, was Du von Deinem Mann erlitten hast?
Hat sie Euch vielleicht deshalb die "Schuld" an ihrem Leid gegeben?

Wenn irgend etwas im Leben Deiner Mutter Dich an Deine eigene durchlittene Situation erinnert, hast Du jeden Grund der Welt, mit Deiner Mutter darüber zu reden.

Vielleicht verbindet Euch durch das selbe Leid mehr, als jeder von Euch beiden zu glauben bereit ist!

Wenn Du es wirklich wissen willst: mache Du den ersten Schritt!

Wir Alten zerfließen lieber in Selbstmitleid, als dass wir unseren Kindern einen eigenen Fehler zugeben oder ihnen sagen, was uns wirklich fehlt!

So absurd es klingen mag:
Vielleicht hat Deine Mutter Dich nicht umarmt, weil sie selbst sich Deiner Liebe als nicht würdig empfunden hat?
Vielleicht fühlt sie sich Deiner Liebe nicht würdig, weil sie sich "wie ein Nichtsnutz" vorkommt?

Vielleicht sagt sie Dir nicht, wie gern sie Dich hat, weil sie selbst glaubt, als Mutter vor Dir versagt zu haben?

Vielleicht hat sie sich keine Zeit für Euch genommen, weil sie sich mehr Gedanken darüber gemacht hat, wie sie sich vor den Agressionen Eures Vaters schützen kann?

Mir macht es Angst, wenn Du schreibst: "Ich werde schnell agressiv".

Wende Dich bitte mit dieser Agression nicht gegen das Einzige, dessen Liebe und Zuneigung Du ohne jedes Wenn und Aber absolut sicher sein darfst!

Wiederhole nicht die Fehler, die Deine Mutter bei Dir gemacht hat!

Mache es Dir zu Deiner Aufgabe, Deinem Kind zu sagen, dass Frauen es sich nicht gefallen lassen dürfen, geschlagen zu werden.

Lebe Deiner Tochter vor, dass sie es Wert ist, geliebt zu werden!

Wenn Du es fühlen kannst, wie sehr ich Dich und Deine Tochter versucht habe zu umarmen,
hast Du mich glücklich gemacht.

Von ganzem Herzen,

Dein Bernd