Problem von Anonym - 16 Jahre

Ausziehen mit 17

Hallo,

ich bin 16 Jahre alt, im Dezember werde ich 17.
Eigentlich habe ich zu Hause wenig Probleme. Ich darf viel mehr in Vergleich z.B. zu meinen Klassenkameraden oder anderen Jugendlichen meines Alters. Doch irgendwie fühle ich mich trotzdem nicht ganz frei. Immer höre ich: ..Mach dies, mach das", obwohl ich alles selber weiss. Ich will nicht sagen, dass ich besserwisserisch bin, aber ich kann genauso gut handeln auch ohne der Ratschläge meiner Eltern. Außerdem denken meine Eltern, dass wenn sie die "Kontrolle" über mich verlieren, fange ich an zu trinken usw, obwohl ich sehr selten trinke (3-4 Mal im Jahr), was mich zwar nicht gut macht, dass ich mich von dem Alkoholgenuss verführen lasse, jedoch ich eigentlich normal finde.
Ich habe weder Probleme in der Schule, noch bei der Polizei.
Deshalb finde ich kein Grund mich länger in dem Elternhaus aufzuhalten.
Natürlich weiss ich dann, was auf mich zukommt. Ich muss alleine kochen, alleine das Geschirr waschen, alleine allse aufräumen, Müll rausbringen usw.
Außerdem noch die ganzen Briefe beantworten und den ganzen Papierkramm erledigen. Aber ein sehr großen Teil, wenn nicht den größten, mache ich jetzt schon. Noch ein Nachteil ist natürlich, dass wenn ich nach Hause komme und keiner da ist, fühlt sich der Mensch einsam, jedoch denke ich, dass es bei mir nicht der Fall sein wird, da mein Zeitplan voll ist und ich keine Zeit für das langweilen haben, werde. Schule, Training, Nebenjob am Wochenende sich mit Freunden treffen und wenn ich ausziehe dann muss ich auch meine Familie regelmäßig besuchen. Nebenbei dann auch noch die ganze Hausarbeit erledigen usw.
Doch ich finde es wird mir auch Vorteile bringen. Ich werde selbständig und das wird sich natürlich auch auf meinem Charakter auswirken. Ich werde dann verantwortungsvoller und fleißiger und das sind die Eigenschaften, die mir fehlen. Außerdem werde ich dann auch unabhängig sein und kann dann auch z.B. bei mir eine Freundin übernachten lassen, wenn ich wieder welche finde.
Meine Eltern haben sehr deutlich angedeutet, dass sie dagegen seien, als ich das Thema angesprochen habe. Das liegt bestimmt daran, dass meine Eltern konservativer als ich geprägt sind. Ich finde das zwar nicht so schlimm, denn da ich bei ihnen wohne, stellen sie die Regeln, und ich sie völlig verstehe, jdeoch passen diese Regeln überhaupt nicht zu mir.
So, genug von Vorteilen und Nachteilen geredet o. besser gesagt geschrieben.
Vielleicht werde ich meine Entscheidung bereuen, jedoch wer nichts wagt, kann nichts verlieren und ich habe mich schon entschloßen.
Und jetzt kommt eigentlich meine Frage. Wie mache ich das am besten. Ich bin mir fast sicher, das ich vom Staat keine Unterstützung bekommen werde. Jedoch will ich irgendwie mein Problem lösen und habe auch keine Lust noch 2,5 Jahre, bis ich auf die Uni gehe, warten. Natürlich habe ich mir schon mehrere Möglichkeiten überlegt. Vielleicht könnte ich auf eine spezielle Schule gehen, die von meinem Zuhause 1 Stunde entfernt liegt und ich in dem Fall Bafög kriegen dürfte. Das ist ein Sozial-pädagisches Gymnasium und in meiner Nähe gibt es keine anderen Schulen mit dieser Berufsrichtung. Jedoch gibt es wieder ein Problem, dass ich mich zwar sehr für Psychologie interessiere, jedoch bestimmt keinen 1,3 Abi schaffen werde, um Psychologie zu studieren und außerdem sieht es dann sowieso mit den Chancen auf eine gute Stelle ziemlich schlecht aus. Deshalb weiss ich nicht, ob es für mich sinnvoll ist auf diese Schule zu gehen. Andere Berufe, wie Pädagogik will ich nicht studieren, da es nicht mein Ding ist. Jedoch finde ich bis jetzt keine anderen Möglichkeiten meinen Ziel zu erreichen. Deshalb stehe ich jetzt in einem Dilema. Ich versuche natürlich auch andere Auswege zu finden, doch habe bis jetzt keine anderen gefunden.

Deshalb brauche ich Eure Hilfe, denn irgendwie will ich alleine unabhängig wohnen.

P.S.: Ich habe auch ziemlich oft ernste Gespräche mit meinen Eltern geführt, und auch ihnen meine Absichten erzählt, jedoch nahmen sie mich nicht so ernst wahr und sagten, dass ich noch für so ein Leben, wie ich es mir wünsche noch zu jung bin. Natürlich verstehe ich, dass es nicht normal ist mit 17 wegzuziehen, ich fühle mich aber deutlich erwachsener, jedoch denken meine Eltern, dass ich immer noch ein Niveau von einem wesentlich jüngeren Mensch habe.

Tim Anwort von Tim

Hallo!

Eine eigene Wohnung ist der größte Schitt in die Unabhängigkeit, den du kaum erwarten kannst. Du hast schon Recht wenn du sagst, dass sich das alleine Wohnen auf die Charakterentwicklung ausprägt.

Man merkt auch, dass du dich schon sehr genau mit dem Thema auseinander gesetzt hast - nicht schlecht!

Ich möchte dir nicht die Sitmmung vermiesen, aber hast du auch schon über den finanziellen Aspekt nachgedacht? Als ich in meine erste Wohnung gezogen bin, hat die 360 EUR inkl. Betriebskosten gekostet. Dazu kam aber noch Strom und Gas mit 50 EUR. Jedes Jahr wurden dafür die Preise aber erhöht und nach 3 Jahren musste ich 92 EUR dafür bezahlen. Aus meiner 360 EUR Wohnung wurde also relativ schnell eine 450EUR Wohnung. Und dann hatte ich noch nichts gegessen und getrunken... Wo wir gerade dabei sind: Lebensmittelkosten werden auch gerne unterschätzt! Und Versicherungen, Hausrat, Haftpflicht...

Was ich sagen will: je nach dem wo du wohnst und wie viel Geld du zur Verfügung hast, kann alleine Wohnen ein teurer Spaß werden. Du wirst den Großteil deines Geldes dafür aufbringen müssen bzw. immer ein festes Einkommen parat haben. Wohngeld vom Staat (ab 10 EUR) gibts erst wenn man ein gewisses Einkommen vorweisen kann, mit dem man sich finanziell alleine über Wasser halten kann.

Bevor du noch weitere Pläne schmiedest solltest du also genau nachrechnen, ob du dir das leisten kannst.

Und, traurig aber wahr: solange du keine 18 bist dürfen dir deine Eltern das Ausziehen auch verbieten. Sie brauchst du für deine Pläne auf jeden Fall auf deiner Seite.

Die Zeit vergeht schnell... Vielleicht wartest du doch noch bis zum Abi und startest dann mit dem Studium ins selbstständige Leben ;)

Alles Gute für deinen Weg wünsch ich dir!