Problem von Julia - 16 Jahre

Meine Freundin ritzt sich! Wie kann ich ihr helfen?

Meine Freundin Nicole ritzt sich mit Rasierklingen in die Arme und auch in die Beine. Ihr ganzer psychischer Stress hat angefangen mit der Trennung ihrer Eltern. Sie hat zwei Schwestern, die sich allerdings gut mit der Mutter und untereinander verstehen, aber sie ist immer der Außenseiter. Ihr liebster Ansprechpartner war immer ihr Vater. Aber seit er ausgezogen ist, hat sie keinen mehr mit dem sie wirklich reden kann und dem sie ihre probleme anvertrauen kann. ihre mutter hackt ständig auf ihr herum, verbietet ihr wegzugehen, verdonnert sie zum putzen, schreit sie an, ohne Grund. Die Schwestern behandelt die mutter wie "Prinzessinnen" sozusagen. Als ihre Eltern sich trennten, hat sie aufgehört zu essen und war fast magersüchtig. Sie hat mir später erzählt dass sie das getan hat, um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern auf sich zu lenken. Damit die beiden ein Problem haben auf das sie sich gemeinsam konzentrieren müssen! Sie hat gehofft, sie bleiben deswegen zusammen, aber da hat auch wieder niemand so richtig nach ihr gefragt. Sie hat es allen in unserer Klasse erzählt, dass sie nichts mehr isst, nur mir nicht. Ich bin ihre beste Freundin, aber sie hatte Angst, weil sie wusste, dass ich wohl die einzige sein würde, die sich wirklich sorgen würde und auch etwas unternehmen würde dagegen. Die anderen haben immer nur gelacht. Als ich es rausgekriegt habe, habe ich lange und oft mit ihr darüber geredet und nach einiger Zeit hat sie auch eingesehen, das das nicht die richtige Lösung ist. Sie hat wieder gegessen und es ging ihr besser.
Aber im Winter 2003 hab ich dann erfahren, dass sie sich seit einigen Monaten in die Arme schneidet. Es wussten wieder alle außer mir und sie sagte mir, dass sie Angst hätte, mich als Freundien zu verlieren, weil sie so etwas schlimmes tut. ich wusste dort schon nicht, wie ich mit dieser situation umgehen soll. Als erstes habe ich versucht, sie durch reden davon zu überzeugen, dass das nicht die Lösung ihrer Probleme ist, aber sie sagt nur, dass sie sich schuldig fühlt für alles was sie tut und das sie ein furchtbarer Mensch ist und niemand sie liebt. und wenn sie sich ritzt und das Blut ihr die arme herunter läuft, dann fühlt sie sich befreit. Ich hab ihr immer gut zugeredet und gesagt, das ich sie so lieb habe, wie sie ist und das sie so genau richtig ist, aber sie hat es doch bei jedem kleinsten Problem, das sie hatte wieder getan. Später hab ich dann erkannt, das das Ritzen wohl eine Krankheit ist die man heilen muss und dafür braucht man Zeit. Ich wollte mit ihr zu einer Beratungsstelle, aber sie hatte immer eine Ausrede parat, warum sie nicht kann. Sie kann nicht mit Fremden darüber reden und findet, dass eine Therapie eh nichts hilft, außerdem sagt sie dass es schon besser geworden ist und sie es nicht mehr bei jedem kleinen Problem macht. Ich hab sie dann gebeten, mich anzurufen, wenn sie das Gefühl hat sie müsste es wieder tun oder wenn sie es getan hat. Sie soll nicht damit alleine bleiben!
Was soll ich tun? Wie kann ich ihr helfen wenn ihr niemand in ihrer Familie helfen will und sie mit keinem Fremden darüber reden kann? Ich habe Angst, dass es irgendwann daneben geht und sie sich vielleicht umbringt! Dass sie keine Mutter hat, dies sie so liebt, wie sie ist und dass ihr Vater sich seit der Trennung aus allem raushält und auch nichts von ihren problemen wissen will, belastet sie am meisten! Dazu kommen kleine Probleme mit Freunden oder in der Schule.

Ich hoffe ihr könnt mir ein paar tipps geben, wie ich ihr aus diesem Teufelskreis heraushelfen kann! Ich weiß keinen Rat mehr

Julia

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Julia!
Deine Freundin kann sich glücklich schätzen, jemanden wie Dich an ihrer Seite zu wissen. Find ich wirklich toll.
Mehr als gute Worte haben, manchmal auch energische und ihr versichern, dass sie sich jederzeit auf Dich verlassen kann, kannst Du fast nicht tun. Aber das ist schon eine Menge. Sie sagt, sie kann mit Freunden nicht über ihre Probleme sprechen. Dann tu Du es. Frag sie, hake nach, bohre auch ein wenig. Lass Dich nicht einfach mit einem "Ich kann darüber nicht reden" abwimmeln. Du möchtest für sie da sein. Wenn sie es nicht aussprechen möchte, kann sie Dir ja auch mal einen Brief schreiben. Das fällt vielen leichter.
Du schreibst, ihr fehlt der Vater sehr, der sich aber leider seit der Scheidung so zurückgezogen hat. Eventuell kann der Kontakt ja wieder aufleben. Versuch es mit ihr zusammen.
Du kannst auch allein zu dieser Beratungsstelle gehen und Dir professionelle Tips abholen. Das hilft sicher. Und wenn Du einmal da warst, ihr erzählen kannst, wie es da so ist, vielleicht kommt sie ja dann mal mit. Das wäre wünschenswert, denn ich denke wirklich, dass ein Psychologe Deiner Freundin am besten helfen kann.
Alles Gute und viel Kraft!