Problem von Stella - 18 Jahre

Leere...

Hi,

Erstmal schonmal danke für´s Lesen...

Ich weiß gar nicht wirklch wie ich anfangen soll...
Mein Problem hat schon vor ein paar Jahren seinen Ursprung denke ich... schon alleine die ganzen Schwärmereien, sie gingen bei mir alle daneben und endeten ziemlich mies. Dann habe ich mich vor ein paar Jahren das erste mal richtig verliebt. Es ging völlig daneben. Ich war sehr frustriert, konnte es damals (wie ich dachte?) allerdings verarbeiten. Danach verliebte ich mich in einen anderen Jungen. Das ging über 2 Jahre so, dass ich nicht wirklich mit ihm geredet habe, ich habe ihn nur beobachtet und ihm zugehört wie er mit anderen sprach. Ich hatte so Angst wieder enttäuscht zu werden. Letztendlich musste er aus familiären Gründen wegziehen. Ich habe Monate gebraucht um damit halbwegs klarzukommen, ich hatte ja auch so keinen Kontakt mit ihm, wusste nichteinmal seine neue Adresse...
Naja letztendlich habe ich es dann doch geschafft mich wieder ein bisschen zu öffnen. Ich nahm Kontakt mit jmd. auf der mir vorher noch nie ins Auge gefallen war. Wir haben eine Weile miteinander gechattet und auch so geredet und uns getroffen. Doch dann als ich gerade voller Hoffnung gedacht habe dass es ja diesesmal evtl. positiv ausgehen könnte fing er plötzlich an mich zu ignorieren.
Scheinbar hat mir das den Rest gegeben. Ich habe beschlossen der Liebe aus dem Weg zu gehen. Ich gehe Jedem Jungen aus dem Weg bei dem ich auch nur die kleinste Befürchtung habe dass dieser mir mal was bedeuten könnte, mal absichtlich, mal aus dem Unterbewusstsein heraus. Anfangs hatte ich sogar Angstzustände wenn ein mir sehr sympatischer Junge entgegengekommen ist.
Aber jetzt ist da einfach so eine Leere in mir, ...zuerst habe ich versucht sie mit Essen zu füllen, das hat mir allerdings wenig geholfen, das ging eher in die Breite. Ich habe mir das Essen wieder abgewöhnt, doch nun sitze ich ständig kurz vor dem Schlafen gehen und muss einfach nur noch Weinen. Ich kann den Grund nicht genau sagen, ich vermute nur dass das er von der Leere kommt, es fehlt einfach irgendetwas. Tagsüber merke ich nicht viel nur Abends wenn ich alleine bin bin ich einfach nur Traurig...
Ich komme da irgendwie einfach nichtmehr hinaus... lässt sich diese Leere auch irgendwie anders füllen?

Danke nocheinmal für das Lesen, Liebe Grüße

Sarah L. Anwort von Sarah L.

Liebe Stella,

was du schreibst hat mich tief berührt. Zwischen den Zeilen ist deine Sehnsucht nach Nähe so groß, dass ich dir gerne mehr geben würde, als nur mit ein paar Zeilen antworten zu können.
Vielleicht schaffe ich es aber ein bisschen all diese Dinge, die ich dir gerne schicken würde in meine Zeilen zu verpacken - Hoffnung, Wärme, Kraft.

Der eine Gedanke, den ich zu deinem Problem hatte, war die Frage ob du vielleicht nicht nur aus Angst vor Enttäuschung wegläufst, sondern vielleicht auch aus Angst endlich lieb gehabt, geliebt zu werden.
So wie Haut ganz überempfindlich reagieren kann, wenn sie lange nicht berührt wurde kann auch unsere Seele, unser Herz Angst vor "Berührung" haben, wenn da zu lange keine war.

Mir ist aufgefallen, dass du gar nichts über deine Familie oder deinen Freundeskreis schreibst. Aber wenn da jemand ist, dann solltest du vielleicht da anfangen. Es ist sehr schwer für jemanden, der gerade erst laufen gelernt hat einen Marathon mitzurennen und genauso ist es manchmal mit Gefühlen. Wenn wir in uns drin nicht gefestigt sind, dann fällt es uns oft ganz schwer unsere Fühler (oder in dem Fall Hände :) ) nach anderen auszustrecken.
--> Der zweite Gedanke zu deinem Problem war, dass du vielleicht mit deiner Familie was nachzuholen hast, oder da was fehlt, Nestwärme meine ich. Wenn du einen guten Draht zu deiner Familie hast, dann würde ich dir vorschlagen dich ihnen anzuvertrauen.

Du könntest auch eine Therapie in Erwägung ziehen.
Nicht erschrecken - es gibt tolle Therapien, und nicht nur für Menschen, die psychisch krank sind. Auch für solche, die vielleicht nur ein bisschen kränkeln. Ich könnte mir vorstellen, dass dir eine Therapie helfen würde, in der du lernst aus dir herauszugehen - und vielleicht sogar erst einmal lernst in dich hineinzuschauen. Was du fühlst, was du willst, wer du bist. Da bietet sich jede Therapie an, die kreativ arbeitet, mit dem Körper, oder mit Malerei zum Beispiel.
Vielleicht braucht es dazu auch keine Therapie, mit Kreativität lässt sich deine Leere vielleicht füllen, oder vielleicht auch rausschaufeln, bis sie weg ist.
Und diese Kreativität muss nichts Umwerfendes sein. Nimm dir ein paar Wasserfarben und male die Leere. Ob das nun Kleckse sind oder ein richtiges Bild.
Ich weiß sehr gut, dass diese Leere über kurz oder lang dazu führt, dass man sich immer weiter vor sich selbs zurück ziehen möchte. Alles ist dann besser, als die Leere zu spüren. Ich selbst bin immer richtig nervös geworden und konnte mich lange nur ablenken indem ich wie ein Tiger im Käfig auf und abgehastet bin in meinem Zimmer mit lauter Musik an. Immer in bewegung sein, bloß nicht die Leere fühlen.
(Sport hat mir gut getan, Joggen, aber dabei bitte vorsichtig sein, man merkt manchmal in so einem Zustand auch nicht mehr gut wenn die körperliche Grenze erreicht ist!)
Tatsache ist aber, dass die Leere nicht weggeht, wenn du sie wegignorierst. Du wirst dich damit auseinandersetzen müssen. Sozusagen herausfühlen mit was sie gefüllt werden will. Oder wo sie herkommt.
Manchmal ist Leere nämlich auch nur da, damit andere Gefühle nicht da sein müssen.

Ich hoffe ich konnte dir ein paar Anregungen geben. Du wirst letztendlich selbst herausfinden müssen, welcher Weg für deine persönliche Leere der beste ist.
Aber was ich dir zeigen wollte waren neue Denkansätze zu den Ursachen und auch zu den vielfältigen Möglichkeiten, sich von der Leere nicht lähmen zu lassen, sondern sich mit ihr auseinanderzusetzen.
Noch eine letzte Bitte: Wenn es wieder Formen annimmt, die dir schaden (zum Beispiel übermäßiges Essen) oder bei denen du dich generell nicht wohlfühlst such dir unbedingt professionelle Hilfe.
Die Ursache für die Leere muss keine seelische Krankheit sein - aber die Leere kann zum Kranksein führen.
Ich zweifele ehrlich gesagt allerdings nicht daran, dass du deinen Weg gehst - allein dass du gemerkt hast, dass dir das übermäßige Essen nicht gut tut und damit aufgehört hast ist beeindruckend: Hut ab!

Alles Liebe und viel Kraft,
Deine Sarah L.