Problem von Anonym - 26 Jahre

Weiss nicht weiter mit der Beziehung

Hallo Liebes Kummerkasten Team,
puh mein Problem ist so umfassend das ich nicht weiss wo ich anfangen soll es zu beschreiben.
Ich bin 26, noch verheiratet und habe zwei Kinder von meinem Ehemann. In der Ehe haben sich nach den Jahren so einige Probleme eingeschlichen und so lernte ich letztes Jahr einen tollen Mann kennen. Ich trennte mich von meinem Mann als ich merkte das ich mich in den anderen verliebt hatte. Dieser andere Mann wohnte 180 Km von mir entfernt und schon nach kurzer Zeit haben wir den Schritt gewagt und er ist zu mir gezogen in das Haus was ich einst mit meinem Ehemann gekauft habe. Die Kinder kommen sehr gut mit meinem neuen Partner klar und er kümmert sich stets liebevoll um sie, auch ihr leiblicher Vater ist stets für sie da. Doch mein neuer Partner hat noch viel mit seiner Vergangheit zu tun, er hat kein schönes Elternhaus gehabt und wurde oftmals in Beziehungen enttäuscht. Er hat seit kurzem eine Therapie angefangen, dort wurde ihm gesagt er habe Verlustängste, diese drücken sich wie folgt aus:
Wenn mein noch Ehemann die Kinder abholt, hat er ein sehr starkes Problem damit, denn ich versteh mich noch sehr gut mit ihm. Teilweise treibt ihm seine Phantasie so weit, dass er sich vorstellt das dort mehr sein könnte was natürlich nicht so ist. Kommen am Tag nur 4 SMSEN von mir anstatt wie sonst immer 5 so hat er gleich das Gefühl es stimme was nicht. Gebe ich ihm weniger Zärtlichkeiten als den Tag zu vor hat er auch das Gefühl es sei was nicht in Ordnung, obwohl ich immer versucht habe ihm das zu geben was er braucht haben wir uns doch ein wenig aus den Augen verloren. Irgendwann kann man es dem anderen nicht mehr recht machen. Zu dem kommt hinzu das mein noch Ehemann mich gern zurück haben möchte und ich mich hin und her gerissen fühle. Die Zeit mit meinem jetzigen Partner war immer was besonderes gewesen, aber dieses Gefühl so eingeengt zu werden und es nicht recht genug gemacht zu haben schmerzt sehr. Ich fühle mich so hin und her gerissen, weil ich auch weiss das meine Familie die mir viel bedeutet sich sehr wünschen würde das ich mit dem Vater der Kinder wieder zusammen komme. Die Kinder hängen auch sehr an ihrem Vater. Nun frage ich mich natürlich auch was soll ich tun, wo gehöre ich eigentlich hin. Es ist leicht gesagt: Hör auf das was dein Herz sagt, wenn von aussen dieser Einfluss kommt, diese Wünsche und Hoffnungen die andere in einen setzen die Menschen, denen man natürlich auch nicht weh tun möchte sie nicht enttäuschen möchte. Ich weiss selbst nicht was mein Herz mir im Moment sagt, so sehr ich dort auch versuch rein zu schauen es fühlt sich nur noch hin und her gerissen ich weiss nicht was der richtige Weg ist. Für meinen jetzigen Partner sind noch Gefühle da, dass er eine Therapie macht ist natürlich ein grosser Schritt und irgendwo ein Zeichen das er uns nicht aufgibt. Aber seine Verlustängste kommen aus der Vergangenheit, sie führen zur Kindheit zurück, er wuchs in einem Heim auf. Diese Ängste zerdrücken mich und machen mich unglücklich und eine Garantie das diese Ängste durch die Therapie verschwinden kann mir wohl keiner geben. Ich habe euch geschrieben, weil ihr neutral seid und ich gerne von jemand Fremden eine Meinung dazu hören würde. Natürlich könnt auch ihr mir meine Entscheidung nicht abnehmen, aber vielleicht hilft es mir wenn ich von euch eine Antwort bekomme.

Vielen Dank im voraus.

Sarah L. Anwort von Sarah L.

Liebe Unbekannte,

es kann furchtbar belastend für eine Partnerschaft sein, wenn in einer Therapie so vieles hochkommt, man sich so Vielem stellen muss.
Was ich aus deiner Nachricht herauslese ist eine große Verwirrung, aber gar nicht wirklich Zärtlichkeit. Weder wenn du über deinen neuen, noch über deinen alten Mann schreibst.
Kann es sein, dass du dir nichtmal sicher bist, ob da Gefühle für deinen Ehemann sind, und du nur so unter der Situation mit deinem jetzigen Partner leidest, dass du einfach nur weg willst?

Ich würde dir folgenden Vorschlag machen: Versuch für eine Weile gar keinen Kontakt zu deinem Ehemann zu haben. Wenn er die Kinder abholt lass deinen neuen Partner das übernehmen oder sei so beschäftigt, dass der Kontakt recht anonym bleibt. Nicht, weil dein neuen Partner ein Problem damit hat, sondern damit du dich eine Weile ganz auf einen der beiden Männer konzentrieren und so vielleicht den Kopf frei kriegen kannst!
Zusätzlich könntest du mal fragen, ob du deinen neuen Partner zu einer seiner Therapiestunden begleiten darfst, um mit eigenen Augen zu sehen, was da so alles in ihm vorgeht - oder wenn ihm und seinem Therapeuten das unangebracht erschein wenigstens ein halbstündiges Gespräch mit deinem Partner und dem Therapeuten, in dem du alle Fragen stellen und auch über diene Ängste reden kannst.
Es wundert mich ein bisschen, dass das noch nicht angeboten wurde, denn auch dem Therapeuten sollte klar sein, dass es zur Heilung seines Patienten beiträgt, wenn seine Partnerin richtig mit Allem was da passiert umgehen kann.
Rede bitte auch nochmal ganz offen mit deinem neuen Partner darüber welche Probleme sich in eurer Beziehung ergeben und versucht Lösungen zu finden! Dein Partner wird auch selbst in die Verantwortung gehen müssen sich zurückzuhalten, wenn diese Ängste hochkommen! Ihr könntet zum Beispiel ausmachen, dass er statt in solchen Augenblicken panisch zu werden oder wütend er sich von dir in den Arm nehmen und ganz fest drücken lässt. Ihr könntet feste Zeiten ausmachen, in denen es nur euch beide gibt und ihr euch ganz intensiv nur miteinander beschäftigt. (Da muss dann zur Not eben ein Kindersitter her). Wenn zu diesen "Terminen" (ein Abend pro Woche, oder zwei?) dann ganz viel Gefühl für euch beide da ist dann fällt es euch bestimmt auch leichter die Durststrecken, in denen der Alltag zuschlägt, besser zu überstehen.
Erkläre deinem Partner bitte auch, dass deine Distanzierung von deinem Ehemann nichts mit seinen Ängsten zu tun hat, denn eventuell hast du nach einer kurzen Zeit ja schon deine Antwort gefunden und dann pflegst du wieder ein normales Verhältnis zu deinem Ehemann und dein Partner könnte das ganz falsch verstehen. Sag ihm vielleicht einfach, dass du dich für eine Weile nur auf euch beide konzentrieren willst, du aber nicht vorhast den Kontakt zu deinem Ehemann immer so anonym zu gestalten.
Zusätzlich sollte dein Partner ganz offen in seiner Therapie über die Problme sprechen, die sich durch seine Vergangenheit und ihre Aufarbeitung ergeben, denn bestimmt kann auch der Therapeut viele Tips geben, wie ihr das besser meistern könnt; eventuell wird er sogar eine Paartherapie oder Gespräche bei einer Beratungsstelle vorschlagen, und das solltet ihr dann auch tun.

Gib dir und deinem neuen Partner also noch eine ehrliche Chance. Im schlimmsten Fall stellst du fest, dass du doch zu deinem Ehemann zurück willst aber hast deinem neuen Partner auf seinem Weg trotzdem ein bisschen weitergeholfen.

Alles Liebe,
Deine Sarah L.