Problem von Anonym - 17 Jahre

Ich weiß nicht mehr was ich machen soll

Hallo Kummerkastenteam
vor 5 Jahren haben sich meine Eltern getrennt und zuerst wohnten ich und mein kleinerer Bruder (14 Jahre) bei meinem Vater in unserem Haus. Nach cirka einem Jahr haben meine Eltern dann getauscht und meine Mutter ist zu uns ins Haus gezogen und mein Vater hat sich eine Wohnung genommen. Nach einigen Monaten hatte meine Mutter dann einen Rückfall, nachdem sie vorher 7 Jahre lang Trockene Alkoholikerin war. Sie ist damals dann sofort in die Entgiftung gegangen und wir solgange zu meinem Vater. Dies ging von Oktober bis Januar cirka 3 mal so wobei sie zwischen den Krankehausaufenthalten immer 1-2 wochen "gut drauf" war. Anfang 2006 nahm mein Vater uns dann komplett bei sich auf da meine Mutter mitlerweile auch in einer Gewaltbeziehung lebte. Bis zum 24.04.2009 lebten mein Bruder und ich dann auch bei ihm, bis ich ihn an dem besagten Tag morgens Tod auf dem Boden vorm Küchentisch gefunden habe. Meine Mutter war zu dem Zeitpunkt in einem Krankenhaus zur Entgiftung und hatte ihre gewaltbeziehung seit einem halben jahr beendet leidet aber noch stark unter den psychischen verletzungen, sodass wir den rest des Tages und die Nacht bei unserer Tante im Nachbarort waren. Ich und mein Bruder wollten aber nicht komplet bei ihnen Wohnen wie meine Tante und mein Onkel es gerne gehabt hätten, sondern wollten sofort bei unserer Mutter einziehen, was vorallem unserm Onkel gar nicht passte, da Mamas Krankheit in ihrer Familie nicht akzeptiert wird und sie dafür sogar komplett als Schwarzesscaf ausgegrenzt wird. Ich ging von Anfang an zur Schule und hab versucht mein Leben so gut wie möglich weiter zu leben. Mein Bruder dagegen kam mit der Situation gar nicht zurecht und konnte auhc nicht mehr zur Schule gehen. Deshalb hatte meine Mutter auch sofort das Jugendamt eingeschaltet. Der uns zugestellte Sozialarbeiter meinte dann das das Kind einfach Zeit braucht und ist 2 mal in der Woche mit ihm Bowlen oder so gegangen. Als er nach den Sommerferien immernoch nicht zur Schule ging wurde aber nichts verändert und es hieß nur: "das Kind braucht einfach noch ein bischen Zeit" Meine Mutter war in dieser Zeit eigentlich noch relativ stabil und konnte sich zwischen durch immer mal wieder für ein paar Tage fangen und hat dann wieder entgiftet. Anfang November kam mein Bruder dann in ein Heim nach Kiel und seit dem bricht meine Mutter mit jedem Tag weiter ein... Mitlerweile ist es so schlimm wieder das sie wenn sie überhaupt noch entgiftet spätestens nach 3 Tagen wieder so einen Pegel hat, dass sie eigentlich schon wieder ins Krankenhaus müsste, und außerdem hat sie selber die Hoffnung aufgegeben sodass sie oft auch einfach nur noch da sitzt und weint und meint das sie nicht mehr leben will und das es ja einfach keinen sinn mehr macht noch zu kämpfen. seit dem sie das sagt geht es mir auch immer schlechter... ich bin immer angespannt mag sie nicht mehr sehen und bekomme eine stink wut wenn ich sehe wie sie sich aufgibt, außerdem fang ich auch an mich zu fragen, wozu ich mich überthaupt noch anstänge... in der schule sind meine Noten von einem schnitt von 2,01 im sommer auf ca. 2,8 gefallen und ich seh einfach keinen sinn mehr überhaupt noch irgendwas zu machen. und habe für mich entschlossen das ich selber auf eigenen füßen stehen muss und anfangen muss mein eigenes leben zu leben und nicht mehr irgendwie versuchen mama doch noch zu helfen und selber dabei mit unterzugehen. da kommen bei mir aber die fragen auf

wo soll ich hingehen?
wer kann mir helfen?
wovon soll ich das bezahlen
und ganz wichtig was wird aus mama da sie mir sagt das ich das letzte bin was ihr irgendwie geblieben ist und ich nicht will das sie sich etwas antut, aber so kann es auch nicht weiter gehen das ich nur noch hier esse und schlafe sie meine wäsche macht und ich ständig angst habe das sie stirbt oder sich was antut! und wir uns gegenseitig die schuld zuweisen. am wochenende war mein bruder zu besuch hier und wollte dann nicht mehr zurück sodass die polizei kommen musste und er vom heim abgeholt wurde und seit dem versucht meine mutter ihn aus dem heim zurück nach hause zu holen, aber das wird auch wieder zu viel für sie und und dann auch noch mehr für mich da es so mit ihr alleine schon zuviel für mich ist! nur will ich nicht aus meinem ort raus da meine freunde die ich an einer hand abzählen kann einfach zu wichtig sind und mein hobby die feuerwehr in der ich seit 9 jahren bin über mein halbes leben auch!

Franzi Anwort von Franzi

Lieber Unbakannter,

ich freue mich,dass du dich an uns wendest!

Es tut mir ganz schrecklich Leid,was du in deinem Leben schon alles mitmachen musstest. Deine Mail hat mich sehr berührt und deshalb finde ich es auch sehr bewundernswert, dass du nicht aufgibst! Du kannst stolz auf dich sein!

So kann es nicht weiter gehen,das ist klar!
Eine Entgiftung bringt in meinen Augen nur etwas,wenn man anschließend eine Therapie macht.Das muss deine Mutter allerdings selber wollen und einsehen.Zwingen kann man sie nicht.

Du hast eine Co.-Abhängigkeit entwickelt. Deine schulischen Leistungen sind gut und wahren so den Schein einer heilen Familie.Du bist immer für deine Mutter da und hilft ihr,wo du kannst.Du bist selbstständig und kannst dich selbst versorgen.
Guck dir diese Seite einmal an: http://www.alkohol-hilfe.de/Kinder/kinder.htm
Ziemlich weit unten steht etwas über die Co-Abhängigkeit.

Es wäre sinnvoll,wenn du vielleicht einer Selbsthilfegruppe beitrittst.Dort kann dir sehr gut geholfen werden.

Wende dich an das zuständige Jugendamt.So,wie du jetzt bei deiner Mutter lebst,machst du dich kaputt.Das Jugendamt kann dich ausführlich beraten,welche Möglichkeiten es gibt. Die Mitarbeiter dort können dich beraten,wo du finanzielle Unterstützung bekommst,wenn du eine kleine Wohnung mietest.Wenn es unzumutbar ist,weiter bei den Eltern zu leben, dann wird die Wohnung vom Amt finanziert.

Es ist wichtig,dass deine Mutter erkennt, dass es so nicht weiter geht.Wenn du ausziehst,erkennt sie,dass sie Fehler gemacht hat und wird sich hoffentlich für eine Therapie entscheiden.Du musst nun erstmal an dich denken.Du bist nicht für deine Mutter verantwortlich!halte dir das bitte vor Augen.Deine Mutter ist eigentlich die erwachsene Person.Nicht du!

Hol dir Hilfe und nimm dein Leben in die Hand.Du bekommst vom Jugendamt Unterstützung und in der Selbsthilfegruppe lernst du, dich von deiner Mutter zu distanzieren und trotzdem für sie da zu sein!
Du kannst dich natürlich auch jederzeit an uns wenden!

Ich wünsche dir alles Liebe,
Franzi