Problem von Anonym - 17 Jahre

Beste Freundin versaut ihr Leben!

hallo kuka-team, vor einem jahr ist der feste freund (ihre große liebe, mit dem sie über zwei jahre zusammen war, was in ihrem alter, also von 14 bis 16 jahren echt lange ist, finde ich) meiner besten freundin gestorben.
ich will mal kurz dieses jahr bis heute beschreiben:
im januar ist er gestorben und bis anfang märz war sie wie immer, hat so getan als wär ihr alles egal und war nie an seinem grab, nur auf der beerdigung, sie saß ganz vorne in der kirche, und hat party gemacht, alles mögliche, also normal gelebt und echt alles verdrängt. dann von märz bis mitte april war sie plötzlich weg, selten zur schule gegangen, mit keinem geredet, ich wusste nichts mehr von ihr. danach ging das im grunde so weiter, dass sie ganz selten oder eher nie etwas mit freunden macht, sie hat nicht gelacht pder gelächelt, war immer traurig und hat mit niemandem geredet. in den somemrferien habe ich sie 6 wochen nicht gesehen und danach, als wir uns wieder getroffen haben: sie raucht jetzt, sie hat mit ihrem sportverein aufgehört, sie sagt selbst, sie hat irh leben nicht im griff und lebt jeden tag nur in der schule und vorm fernseher, so ähnlich hat sie es gesagt, und sie hat gesagt ES IST IHR EGAL!
ihre clique hat sich aufgelöst und sie hat nichtmehr viel mit ihren freunden zutun und das letzte mal guten kontakt hatten wir im september, da hat sie mir gesagt, dass sie sich verliebt hat. aber das ist für sie die totale katastrophe und sie fühlt sich schuldig, sie geht auch zum psychiater einmal in der woche, aber sie selbst hat mir gesagt, ihr kann keiner helfen. jetzt treffe ich sie nichtmehr, ich sehe sie nurnoch einmal in der woche in der schule (öfters besucht sie die schule mittlerweile nichtmehr) und ich weiß von anderen menschen, dass ihre noten im keller sind, sie keine gute beziehung mit ihren eltern und ihrer schwester hat und dass sie dem jungen, in den sie verliebt ist, versucht, die hölle heiß zu machen, also sie versucht, dafür zu sorgen, dass er sie nicht mehr mag und schlecht behandelt, damit sie nichtmehr verliebt ist, und auch er ist ziemlich am ende und wir wissen beide nicht mher, was man machen kann! sie will auch keine kur machen oder irgendwas, sie sagt ständig, ihr leben ist vorbei und wir können sie alle mal am arsch lecken, aber ein paar tage später weint sie und widerspricht dem. danach geht alles von vorne los!! was kann man denn machen, um ihr ein neues leben zu schenken?

Sarah L. Anwort von Sarah L.

Liebe Unbekannte,

ich finde es gut, dass du dich so sehr um deine Freundin bemühst.
Meine Schwester hat vor einem Jahr ihren Freund durch einen Unfall verloren und sich danach auch sehr verändert, deshalb kenne ich mich mit dem Thema - als Beobachter! - ganz gut aus.
Das Verhalten, das du beschrieben hast ist für mich ganz nachvollziehbar. Die Verdrängung, die Trauer, und jetzt der Versuch ihre eigenen Gefühle abzuschalten. Wahrscheinlich ist das eigentlich sogar ein Zeichen dafür, dass sie in ihrer Therapie langsam wieder an ihre Gefühle herankommt.
Ich bin mir sicher, dass sie bei ihrem Therapeuten in guten Händen ist, und wahrscheinlich bekommt sie auch Medikamente.
Meine Schwester will auch nicht in eine Klinik, und ich glaube das hat viel mit Loslassen zu tun. Wenn sie gehen würde, dann würde sie hier alles stehen und liegen lassen und sich ins Ungewisse begeben. Klar, man will ihr da nur helfen und vielleicht wäre es wirklich gut - aber wenn man mal genau darüber nachdenkt kommt unterm Strich heraus: Wieder eine Situation, auf die sie keinen Einfluss nehmen kann.
Und ich glaube wenn ein geliebter Mensch stirbt, dann ist das das allerschlimmste aller Gefühle - die Hilflosigkeit.

Was mir persönlich am meisten Sorgen macht, ist dass sie alle Bereiche ihres Lebens zu vernachlässigen scheint. Ich weiß nicht genau ob das schlechte Verhältnis zu ihrer Familie einseitig ist (also von ihr ausgeht) oder ob auch ihre Familie sich nicht um sie bemüht. Aber letzteren Fall fände ich bedenklich.
Es kann natürlich auch sein, dass die Situation inzwischen so verfahren ist, dass sie jeden einfach nur noch von sich wegstößt, und dass auch die daurch entstehende Belastung so groß geworden ist, dass man gar nicht mehr für sie da sein kann.
Ja, das ist schlimm, aber wir haben alle nur begrenzt Kraft!
Wenn das der Fall ist dann solltet ihr nochmal ein sehr ernstes Gespräch mit ihr führen. Damit meine ich euch, ihre Freunde. Erklärt ihr, dass es so nicht mehr weitergeht. Fragt sie was ihr Psychiater meint, was das Beste wäre und dann versucht sie davon zu überzeugen die nötigen Schritte einzuleiten.
Am Besten tut ihr das, wenn sie gerade zugänglich ist, also nicht wenn sie einen der Momente hat in denen sie alle wegstößt.
Rüttelt sie wach! Wenn nötig mehrfach, aber macht euch auch nicht kaputt dabei.
Ihr könntet ihr auch anbieten mal mitzukommen zum Psychiater, oder sie fragen ob ihr mit den Eltern reden könnt.
So wie ich es im Augenblick sehe ist nämlich das zweite Problem, dass du gar nicht so richtig abschätzen kannst, was eigentlich genau los ist, weil du sie zu selten siehst und zu wenig Kontakt hast.
Versuch also dir einen Überblick zu verschaffen, wenn sie einverstanden ist. Wenn du sie konfrontierst und sie die klar sagt was sie will und was nicht, dann solltest du das aber auch akzeptieren. nur weil sie vor Trauer wie verrückt ist macht sie das noch nicht automatisch unfähig sich um sich selbst zu kümmern, wenn auch vielleicht nur rudimentär. Immerhin ist sie auch in psychiatrischer Behandlung.

Ich wünsche dir und deiner Freundin und ihrem Freund viel Kraft und gute Gespräche!
Alles Liebe,
Sarah L.