Problem von S & M - 17 Jahre

Seelische Belastung durch unsere Ausbildungen

Heyhey ^^
Wir sind zwei beste Freundinnen mit dem selben Problem...
und zwar geht es darum das wir beide im letzten Jahr unsere Ausbildung begonnen haben, ich (die schreibt) zur Medizinischen Fachangestellten und meine beste Freundin (die neben mir sitzt) zur Steuerfachangestellten.
Allerdings müssen wir sagen, dass es in beiden Fällen nicht der wahre Traumberuf war, sondern eher eine Notlösung um nicht arbeitslos (Schule war ohnehin keine Lösung; Fachabi etc.) zu werden.
Jetzt wurde uns seit einigen Wochen immer mehr bewusst, dass es uns einfach nur noch seelisch belastet. Der Druck der auf uns ausgeübt wird ist kaum noch auszuhalten. Aber wir denken wir beschreiben beide Fälle separat:

Fall 1: Medizinische Fachangestellte
Alles hat im August 2009 angefangen, anfangs war ich sehr glücklich darüber endlich in letzter Sekunde eine Ausbildungsstelle gefunden zu haben und am Anfang war es auch sehr spaßig und ich habe mich jedes mal gefreut wenn ich auf die Arbeit gehen konnte, alles war so neu und aufregend... Nach meiner Probezeit wurde mein Alltag immer stressiger. Anfangs war ich immer im Labor, dort gefällt es mir immer noch richtig gut, ich arbeite zurückgezogen und kann meinen Arbeitsablauf fast komplett alleine gestalten, ohne dauernd von meinem Chef gehetzt zu werden. (Das ist so eine Macke von ihm). Aber dann kam der Tag an dem ich an die Anmeldung gesetzt wurde. Und es war die HÖLLE! Mein Chef wollte mich, obwohl er wusste das ich in der Anmeldung noch nichts (!!!) beherrscht habe, ganz alleine da lassen! Widerstand zwecklos sozusagen - was mein Chef anordnet wird auch von jedem so gemacht... Es war grauenvoll, über 3 1/2 Stunden verbrachte ich dort vorne und kämpfte mit den Tränen, die hektik und der ganze Stress ist für mich sehr belastend. Hinzu kommt auch noch, dass ich immer mehr das Gefühl habe in diesen Beruf nich hineinzupassen... Das Leid der Patienten und vor allem ihm "wehzutun" z.B beim Blutabnehmen oder bei kleineren Eingriffen die ich eines Tages selbst vornehmen soll... Ich packe das einfach nicht so sehr ich mir das auch gewünscht hätte. Noch ein Belastender Punkt ist, dass in der Praxis der Urlaub für das ganze Jahr festgelegt ist und es ist mir nicht gestattet auch nur einmal anzufragen ob ich eventuell auch mal einen halben Tag freihaben könnte (ggf. auch mal um Termine wahrnehmen zu können) Ich bekomme nichts mehr unter einen Hut... neuerdings muss ich auch jeden Dienstag nach 7 Stunden Schule noch von 16-20 Uhr arbeiten! Ich habe in der Woche keine Freizeit mehr und sobald ich zu Hause bin muss ich wieder für die Beruffschule lernen.. mein Leben zieht nur noch an mir vorbei, ich komme damit einfach nicht mehr klar.. der Stress und diese Problematik das ich mich in meiner Situation gefangen sehe zerfrisst mich. Ich sehe einfach keinen Ausweg, da ich auf keinen Fall arbeitslos sein möchte.. aber wenn ich diese Ausbildung weiterhin versuchen würde zu absolvieren, hätte ich keine Ahnung wie lange ich das körperlich und seelisch noch mitmachen könnte (klage bereits schon über häufige Übelkeit, Kopf- und Rückenschmerzen)... Ich hoffe ihr könnt mir helfen....

Fall 2: Steuerfachangestellte
Bei mir fing alles im Oktober 2009 an.. Alsoo eigentlich hätte ich schon im September anfangen sollen, doch es gab einige Schwierigkeiten mit der Steuerberaterkammer und alles verzog sich um einen Monat. An sich hat mir die Ausbildung in den ersten 3 Monaten richtig Spaß gemacht (Die Kollegen sind alle super nett und Freunde habe ich auch schnell gefunden). Nur dadurch das ich einen ganzen Monat später angefangen habe und meine Berufsschule schon im August begonnen hatte (Diese war mir bis ende Oktober noch unbekannt) fehlte mir von vorneherein eine Menge Unterrichtsstoff... und wenn ich ehrlich bin habe ich das Gefühl egal wie viel ich lerne und wie viel Mühe ich mir gebe ich kann dem Unterricht einfach nicht folgen.. Zudem kommt noch das ich die ersten 2 Monate nicht wirklich Freunde in meiner Klasse gefunden hatte, da diese sich ja alle schon 3 monate vorher kennengelernt hatten und feste Gruppen gebildet waren, war es die Hölle jede Woche wissen zu müssen, morgen musst du wieder in die Schule und bist der Außenseiter. Nun gut soweit zu meiner schulischen Situation..
Die Ausbildung an sich ist sooo.... naaaaajaa.. Ich wusste ja schon vorneherein das ich diesen Beruf nicht ewig machen will und sie nur eine Notlösung ist. WIe vorher angesprochen sind wirklich alle nett, aber trotzdem fühl ich mich nicht wohl. Mein Chef gibt sich größte Mühe (ich bin seine erste Auszubildende) aber ich habe halt das Gefühl ich gehöre da nicht hin und mich manchmal ziemlich schnell überfordert fühle.. (was ich meinem chef nie sagen könnte) Auserdem ist meine Arbeit nicht gerade abwechslungsreich. eig. mach ich immer das gleiche..hab das Gefühl ich lern nichts wirklich neues.. Fakt ist einfach das ich am liebsten jetzt alles hinschmeissen würde & etwas neues machen möchte (wobei dieser Gedanke nicht von heute auf morgen gekommen ist).. Ich hoffe ihr habt einen Rat für mich!

Wir danken euch schonmal im Vorraus!!

Eure (verzweifelten) Mädels

Sarah L. Anwort von Sarah L.

Liebe S., Liebe M.,

zunächst einmal möchte ich eine Frage in den Raum stellen, die keine Unterstellung sein soll, sondern nur ein weiterer Punkt über den ihr nachdenken solltet: Seid ihr sicher, dass ihr euch nicht auch gegenseitig ein bisschen "anstachelt" in eurer Ablehnung für die jeweilige Ausbildung? Ich weiß nicht ob, aber möglicherweise trägt das auch dazu bei, und wenn ihr mehr positive Gespräche führen würdet kämt ihr eventuell besser mit Allem zurecht.

Jetzt aber zu euren individuellen Problemen, erstmal allgemeiner:
Sich auf eine Ausbildung einzulassen, nur um eine Ausbildung zu haben ist sicherlich immer schwierig. Wenn ihr euch also dafür entschieden habt dann solltet ihr zweimal darüber nachdenken ob ihr die Ausbildung nicht auch durchziehen könnt!
An den Arbeitsbedingungen kann man eventuell auch etwas ändern - Genaueres habt ihr nicht geschrieben aber ihr solltet zum Beispiel überprüfen ob das alles so überhaupt rechtens ist!

Medizinische Fachangestellte:
Ob du nach der Berufsschule noch arbeiten musst, da gibt es ganz eindeutige Bestimmungen - am Besten fragst du in deiner Berufsschule nach.
Wegen den Dingen die dir in der Ausbildung nicht so liegen muss ich dir sagen: du sollst ja alles lernen, und nicht nur eine einseitige Ausbildung in den Bereichen erhalten, die dir Spaß machen. Aber das weißt du vermutlich selbst und daher auch deine Zweifel.
Ich würde dir raten mit deinem Ausbilder über alles in Ruhe zu reden.
Immerhin ist er auch derjenige, der dir dabei helfen muss wenn du dich entscheidest einen neuen Anlauf zu wagen und nochmal zu schaun ob du die Ausbildung doch beenden kannst.
Ich weiß auch nicht ob du in deinem späteren Beruf auch in den Bereichen die dich überfordern arbeiten werden musst, oder ob auch was finden kannst wo du nur in den Bereichen arbeiten musst, die dir liegen, aber auch das sollte mit-ausschlaggebend für deine Entscheidung sein und auch das klärst du am besten mit deinem Ausbilder.
Wenn du nach diesem Gespräch feststellst dass sich die Dinge nicht zu deiner Zufriedenheit ändern, oder zumindes so dass du damit zurecht kommst, dann würde ich dir doch raten dir eine andere Ausbildung zu suchen.
Deine Gesundheit macht ja schon nicht mehr so richtig mit und das sicherlich auch weil du unter der Belastung so leidest.
Rede mit deinen Eltern und eventuell auch mit einem Berater an deiner Schule, falls es die da gibt - da kannst du dir auch nochmal eine Rückmeldung holen, und sie können dich in deinen Ängsten vor einer späteren Arbeitslosigkeit auch bestimmt gut auffangen bzw. dir helfen möglichst gut zu planen um das zu vermeiden.
Außerdem sollte der Rahmen eines Ausbildungsabbruches und der Neubewerbungen vorher genau geklärt sein, damit du nicht von heute auf morgen ganz ohne Beschäftigung dastehst, noch nichts Neues hast und das mit den Bewerbungen auch nicht so hinhaut.
Grundsätzlich ist irgendetwas zu machen oft besser als gar nichts, aber ich bin der Meinung dass man etwas extrem Belastendes nicht tun sollte, wenn es nicht unbedingt erforderlich ist.

Steuerfachangestellte:
In der Berufsschule keine Freunde zu haben ist sicher nicht schön, aber sollte nicht ausschlaggebend sein die Ausbildung abzubrechen!
Dass du mit dem Stoff nicht mitkommst eventuell schon. Bitte hol dir den Rat deiner Lehrer ein - wie sehen die denn deine Chancen? Hast du nur Schwierigkeiten zu folgen oder besteht deren Meinung nach die Gefahr dass das Ausbildungsziel nicht erreicht wird oder denken sie evtl. sogar dass das gar nicht das Richtige für dich ist?
In deinem Betrieb sehe ich dafür aber ganz gute Chancen: Du schreibst für deinen Chef ist es das erste Mal - wahrscheinlich ist er dann in Vielem selbst noch unsicher und wäre sogar froh wenn du dich mal in Ruhe mit ihm hinsetzt und ihm sagst was du gut findest und was dir fehlt? Oder ihm auch mal fragen was der Ausbildungsplan sonst noch so für dich vorsieht, als das was du jetzt im Augenblick machst?
Im Grunde genommen hast du dahingehend recht: wenn dich das alles jetzt schon langweilt und nur eine Plfichtübung ist, wie wird das dann erst später im Beruf. Aber das wusstest du auch vorher, und hast dich trotzdem für diese Ausbildung entschieden, um eine zu haben auch wenn du später dann vielleicht was ganz Anderes machst.
Deshalb an dich nochmal der Appell - überlege dir gut ob du wirklich abbrechen willst.
Nach dem was ich gelesen habe sehe ich bei dir nämlich ganz gute Chancen - bzw. bessere Chancen - die Ausbildung noch so zu gestalten dass sie dich vielleicht nicht in ungeahnte Höhenflüge versetzt, aber sich aushalten lässt.

Ihr könnt euch auch beide an einen Berufsberater beim Arbeitsamt wenden, und euch unter folgenden Links nochmal über die gesetzlichen Bestimmungen informieren:
http://www.kindex.de/pro/index~mode~gesetze~value~jarbschg.aspx
http://www.blja.bayern.de/themen/jugendschutz/arbeit/index.html

Überlegt euch gut, ob ihr abbrechen wollt - gesundheitliche Beeinträchtigungen, nicht abnehmende Überbelastung, unveränderlich schlechte Leistungen oder das Wissen in diesem Beruf später ganz und gar nicht arbeiten werden zu können sprechen für mich dagegen eine Ausbildung nur um der Ausbildung Willen zu machen. Vor Allem wenn es so aussieht als käme der Abbruch ohnehin früher oder später.
Holt euch verschiedene Meinungen von euren Ausbildern und Lehrern aber auch aus dem Familien- und Freundeskreis ein. Und zu guter Letzt: denkt auch darüber nach ob ihr überhaupt wisst, was ihr statt dessen machen wollt. Denn ihr wollt bestimmt nicht in einem Jahr wieder in der gleichen Situation sein! :)

Ich wünsche euch, dass ihr die besten Entscheidungen für euch trefft, und scheut euch nicht euch wieder an uns zu wenden!
Alles Liebe,
Sarah L.