Problem von Anonym - 19 Jahre

Total am Ende

Hallo liebes Kuka-Team,

ich hatte schon immer ziemliche Probleme mit mir selbst, habe mir zuviel Gedanken darüber gemacht, wie andere Leute mich finden, oder zu oft Probleme mit Leuten, die mich ignoriert, ausgenutzt oder gemoppt haben.
Ich müsste jetzt eigentlich sagen, dass sich alles zum positiven gewendet hat. Ich habe einen Freundeskreis, eine Beziehung die super läuft und über die Leute, die mich mies behandelten, mache ich mir keine Gedanken mehr.
Dennoch bin ich total niedergeschlagen. Das geht schon seit Jahren so, dass die, ich nenne es mal depressiven Phasen überwiegen. Ich dachte es geht vorbei, aber es wird nur immer schlimmer!
Ich habe es mir leider angewöhnt, meine Probleme nicht preiszugeben, bzw. nur, wenn jemand hartnäckig bei der Sache bleibt. Ich habe nämlich immer das Gefühl, dass ich nicht Ernst genommen werde. Oft habe ich schon von einer Freundin oder meiner Mutter gehört: "Ich dachte, du hast bei der Sache übertrieben, aber das ist ja tatsächlich total schlimm."
Mein Freund versucht mir auch zu helfen, aber ich glaube, dass er auch schon die Hoffnung verloren hat. Er hörte mir immer zu und wollte, dass ich zum Psychotherapeuten gehe, aber ich möchte es ungern, da meine Mutter von soetwas nichts hält und ich es ihr eigentlich sagen muss, wenn ich dort hingehe, da ich auf dem Land wohne und auf das Auto meiner Eltern angewiesen bin. Ich möchte dort nicht hingehen, weil ich Angst habe, was rauskommen würde, bzw. das sich dennoch nichts bessert oder ich als "PsychoKind" abgestempelt werde. Und mittlerweile glaube ich auch, dass mein Freund es vermeidet, über meine Probleme zu reden, da es sich nie bessert (was ja irgendwie verständlich ist). Ich habe auch Angst, dass er durch diese Sache sich schon bei anderen Mädels umschaut. Es kam schon soweit, dass er seine Probleme einem Mädel anvertraut hatte, welches er erst seit 2 Wochen kannte, mit der Begründung, er wolle es mir nicht erzählen, da es mir selbst viel zu schlecht geht. Wobei ich dennoch anderen gerne zuhöre, da ich meine und andere Probleme differenzieren kann.
Mir ist selbst bewusst, dass ich es mir und meinem Umfeld schwer mache zu helfen, aber ich kann einfach nicht.
Es sind schon viele Dinge passiert, die mich runtergezogen haben, da ich durch mein nicht vorhandenes Selbstbewusstsein nicht gut wegstecken konnte. Ich wirke dennoch auf viele Leute selbstbewusst und keiner sieht eigentlich wie schlecht es mir geht.
Ich habe auch oft Suizidgedanken, kann aber ehrlich gesagt selbst nicht einschätzen, wie ernst das zu nehmen ist.
Dazu leide ich auch total unter Zukunftsängsten. In 2 Monaten mache ich mein Abi und meine Noten sind leider nicht sehr berauschend und mir fehlt die Kraft, mich nochmal ordentlich reinzuhängen.

Mir ist das jetzt ziemlich schwergefallen, alles zu schreiben und es fehlen sicherlich immernoch einige Dinge, die mir auf den Herzen liegen, aber ich wollte es einfach mal loswerden. Ich hoffe, dass ihr die Mail ernst nimmt. Ich weiß, dass das alles total objektiv und gefühlslos klingt, aber das ist ein weiteres Problem von mir, dass ich schwer Gefühle zeigen kann.
Aber habt ihr vielleicht Tipps oder Erfahrungen zu dieser Sache?

Gruß

Sarah L. Anwort von Sarah L.

Liebe Unbekannte,

es ist zwar schlimm für dich, aber ich kann schon verstehen, dass dein Freund irgendwann aufgehört hat dich auf diese Dinge anzusprechen. Aus verschiedenen Gründen vermutlich, aber einer ist sicherlich, dass er dir helfen will und immer nur gegen eine Mauer rennt. Er macht sich Sorgen und weiß inzwischen nicht mehr was er noch tun soll, das tut ihm bestimmt auch weh..
Ein weiterer Grund ist eventuell, dass du wenn du wirklich etwas ändern willst irgendwann selbst den Mut fassen und den Hintern hoch kriegen musst! Ein möglicher Lösungsweg liegt vor dir, aber du gehst ihn nicht, weil er ein bisschen unbequem wäre.
-> Die Therapie, aber "vielleicht" bringt es ja nichst, und du müsstest es deiner Mutter sagen.
Nein, vermutlich bringt es nichts, wenn du schon mit so einer Einstellung an die Sache rangehst..

So, genug harsche Worte - ich mein das übrigens nicht böse, ich sehe nur dass dein Umfeld mit Ratschlägen nicht weitergekommen ist und versuche meinen Teil dazu beizutragen dich "anzuschubsen".
Musst du es deiner Mutter wirklich sagen? Bist du immer nur zu Hause? Die Therapiestunden könntest du sicher auch so legen, dass du ohnehin grade in der Stadt bst. Und selbst wenn nicht, dann erzähl ihr halt du hast Krankengymnastik oder einen Sportkurs sonstwas. Irgendwas fällt dir da bestimmt ein! Hat dein freund ein Auto und könnte dich eventuell gegen Fahrtkostenbeteiligung hinbringen?

Es ist finde ich ganz normal dass du immer noch so leidest und die Depressionen nicht einfach so los wirst.
Ich kenn das selbst von mir - und auch dass die Leute immer das Gefühl haben, weil ich so sachlich und selbstbewusst bzw. gefasst über alles reden kann, dass es ja nicht so schlimm sein kann. Ich kann dich also besser verstehen, als meine Antwort bisher vielleicht vermuten lässt.
Was ich auch weiß, ist das jeder seinen Weg in seinem eigenen Tempo gehen muss. Aber es tut mir weh zu lesen wie sehr du leidest und dir nicht helfen zu können, deshalb habe ich die Hoffnung, dass ich nur deutlich genug werden muss, damit du zum Therapeuten gehst!
Du hast schon so viel geschafft, du warst immer stark und hast deine Probleme selbst weggearbeitet - jetzt lass dir mal helfen, das bist du dir wirklich schuldig finde ich. Kein Wunder dass du kraftlos bist, und bestimmt hast du tief in dir drin auch das Bedürfnis dass dir mal jemand einfach alles abnimmt..
Tu mir einen Gefallen und versuch es einmal mit einem Therapeuten. Es wird sowieso eine Weile dauern, bis du einen Termin bekommst, und du darfst dir ja einige verschiedene ansehen bis die Erstgespräche aufgebraucht sind, damit du Gelegenheit hast den richtigen zu finden.
Versuch es und wenn es nichts bringt kannst du immer noch aufhören.
Ich weiß nicht ob dein Freund sich schon nach einer Anderen umsieht, aber dass er mit einer Fremden über seine Belastung spricht wundert mich nicht. Wo soll er denn hin mit seiner Sorge?
Ein Therapeut könnte auch mal mit ihm reden, und ihm erklären was mit dir los ist, und ihm auch sagen wie er dir helfen kann.
Ja, eventuell kannst du das auch..aber erstens musst du dann ja doch wieder ganz alleine für dich kämpfen und zweitens wäre eine professionelle Meinung für deinen Freund besser, weil sie ihm mehr Sicherheit geben würde.
Ob du dann im Rahmen der Therapie deiner Mutter sagst was eigentlich los ist wird man dann sehen.

Ich wünsch dir den nötigen Mut dir auch mal helfen zu lassen. :)
Alles Liebe,
Sarah L.